Neurovegetatives Labor
Neurologischen Uniklinik FreiburgDie oftmals sehr belastenden Störungen des autonomen Nervensystems durch Funktionsuntersuchungen zu diagnostizieren erfordert eine hochspezialisierte Untersuchungstechnik. Das neurovegetative Labor der Klinik für Neurologie besteht seit 20 Jahren und bietet zahlreiche moderne standardisierte und kontrollierte Untersuchungsmethoden an.
Untersuchungen des autonomen Nervensystems bei neurologischen Erkrankungen
Das neurovegetative oder autonome Nervensystem reguliert wesentliche innere Funktionen unseres Körpers (Kreislaufregulation, Schwitzen, Verdauung, Blasenfunktion etc.). Es ist dabei „autonom“ von unserer bewussten Kontrolle und unterteilt sich im wesentlichen in das sympathische System (aktivierend, „fight and flight“) und das parasympathische System (hemmend, „rest and digest“).
Das autonome Nervensystem kann bei einer Vielzahl von neurologischen Erkrankungen betroffen sein (z.B. Parkinson-Erkrankungen, Multiple Sklerose, Diabetes, Small-fiber-Neuropathien, Synkopen aufgrund orthostatischer Hypotonie, posturales orthostatisches Tachykardie-Syndrom POTS), es kann aber auch isoliert durch bestimmte Erkrankungen gestört sein (z.B. isolierte autonome Insuffizienz).
Untersuchungsmethoden im Neurovegetativen Labor
Testung des kardiovaskulären autonomen Nervensystems
In Ruhe und bei Kipptisch-Provokation, aktivem Stehen, Valsalva-Manöver sowie tiefem Atmen erfolgt die kontinuierliche, nicht-invasive Messung von:
- Blutdruck (Fingerplethysmographie)
- Herzfrequenz (EKG)Atemfrequenz
- ggf. kapillärer Perfusion (Laser-Doppler) und cerebraler Blutflussgeschwindigkeit
Testung der kleinkalibrigen Fasern (small-fiber-Diagnostik)
- Sudomotorik des sympathischen Nervensystems: Quantitativer sudomotorischer Axonreflex-Test (QSART) mit transkutaner Iontophorese von Acetylcholin und hygrometrischer Messung der Schweißantwort (QSART). Dadurch werden postganglionäre sudomotorische sympathische Efferenzen gemessen.
- Funktion kleinkalibriger Afferenzen: Bestimmung von Temperatur- und Temperaturschmerzschwellenbestimmung an den distalen oberen und unteren Extremitäten.
- Quantitative sensorische Testung kleiner afferenter Nervenfasern mittels Thermostimulation: Die Thermostimulation ist ein standardisiertes Verfahren zur Bestimmung der Warm- und Kaltschwelle für Ästhesie und Algesie. Hierdurch können Small-fiber-Neuropathien erfasst werden.
Messung des Hautreflexes mittels sympathischer sudomotorischer Reizantwort (SSR)
Durch einen akustischen Schreckreiz wird der galvanische Hautreflex gemessen und damit die sympathisch-sudomotorische Innervation des autonomen Nervensystems standardisiert erfasst.
Durchführung eines Ischämietests, Bild: Eva-Maria Kesenheimer
Diagnostik bei sympathisch beeinflussten Schmerzsyndromen mittels Ischämietest und Temperaturmessung
Durch eine Schmerzbesserung im Rahmen eines standardisierten Ischämietests kann die Diagnose eines komplexen regionalen Schmerzsyndroms (CRPS) gestützt werden, ebenso durch systematische Unterschiede der Hauttemperatur und Änderungen des sympathischen Hautreflexes (SSR).
Forschung zu cerebraler Hämodynamik und autonomer Regulation
Die Wissenschaftler des Neurovegetativen Labors in Freiburg führen Untersuchungen durch zur Kreislaufregulation und Regulation der Hirndurchblutung, zur Störung der kleinen Nervenfasern und zur Diagnostik des komplexen regionalen Schmerzsyndroms in der Forschungsgruppe Cerebrale Hämodynamik und autonome Regulation.
Anmeldung bei der
Neurologischen Ambulanz
Telefon 0761-270 53450
Telefax 0761-270 53380