Therapeutische Möglichkeiten
Spontane Intrakranialle Hypotension (SIH)Unabhängig der durchgeführten Therapie empfehlen wir, eine klinische und bildgebende Kontrolle durchzuführen.
Ziel ist ein dauerhafter Verschluss des jeweiligen Lecks, um mögliche Langzeitfolgen zu vermeiden.
Ungezielter, lumbaler epiduraler Blutpatch - Klinik für Neuroradiologie:
Eigenes Blut wird bei dieser Methode in den unteren Spinalkanal außerhalb der Hirnhaut (=Dura) eingebracht. Dies nennen wir epidural.
Ungezielt bedeutet, dass nicht versucht wird, das eigentliche Leck zu treffen, welches sich meist an einer anderen Stelle befindet. Vielmehr wird durch Einbringen eines möglichst großen Volumens der Durasack verengt, sodass sich die Beschwerden hierdurch deutlich bessern können.
In manchen Fällen, kann so die Spontanheilung unterstützt werden. Eine Verbesserung der Symptome wird fast immer erzielt. Diese ist jedoch nicht beweisend für eine dauerhafte Therapie. Daten zeigen, dass bei >70% das spinale Liquorleck fortbesteht, sodass klinische und bildgebende Kontrollen unbedingt erfolgen sollten.
Bei uns wird diese Methode unter Durchleuchtung durchgeführt mit anschließender Liegezeit.
Gezielter Patch (Blut/Fibrin) - Klinik für Neuroradiologie:
Sofern das Leck lokalisiert wurde, kann auch ein gezielter Patch bei gut zugänglichen Lecks versucht werden. In unserem Zentrum wird dies vor allem zur Therapie sakraler Lecks und bei Liquor-Venen-Fisteln angewandt. Grundsätzlich kann auch bei lateralen Lecks ein Fibrinpatch möglich sein.
Embolisation - Klinik für Neuroradiologie:
Liquorvenenfisteln (Typ III) können durch eine interventionelle Embolisation in kathetertechnik verschlossen werden. Hierbei wird in der Leiste ein Katheter in eine Vene eingebracht, die Fistel wird aufgesucht und anschließend mit einem speziellen Kleber verschlossen. Dieser Eingriff kann in Vollnarkose, teilweise auch in Lokalanästhesie durchgeführt werden.
Die Entlassung kann bereits am Folgetag stattfinden.
Arbeitstubus (Röntgenbild links) mit eine Durchmesser von 20mm. Die Größe des Knochendefekt ist etwa vergleichbar mit einer 10-Cent-Münze.
Operation - Klinik für Neurochirurgie:
Grundsätzlich können alle Liquorlecks operativ versorgt werden, primär wird dies bei uns für das ventrale, das laterale Liquorleck und die Liquor-Vene-Fistel eingesetzt. Bei der Operation handelt es sich um die definitivste Versorgung der Leckage.
Mittels modernster, neurochirurgischer minimalinvasiver Techniken kann ein vorab lokalisierter Liquorleck aufgesucht und verschlossen werden. Der Zugang = Schnitt erfolgt immer auf der Seite des Rückens auf Höhe des Lecks, unabhängig davon, wo sich das Leck in der Zirkumferenz der Dura befindet und unabhängig vom Lecktyp. Auf diese Weise können wir die Invasivität des chirurgischen Eingriffs und damit auch die Komplikationsrate minimieren. Der eigentliche Verschluss des Lecks erfolgt angepasst an den jeweiligen Leck-Typ.
Bei derzeit > 300 Eingriffen an der Uniklinik Freiburg kam es bislang zu keinen neuen schweren neurologischen Defiziten (Stand 8/23). Die Revisionsrate (=Notwendigkeit eines erneuten Eingriffs) beträgt aktuell ca. 4 %.
Was muss nach einer Operation beachtet werden?
In aller Regel kann eine Mobilisation ab dem ersten postoperativen Tag erfolgen. Rotationen im Rücken vor allem beim Tragen schwerer Gegenstände sollen noch einige Wochen vermieden werden. Im Regelfall dürfen alle anderen Bewegungen, auch moderate sportliche Belastungen zügig wieder begonnen werden. Genauere Instruktionen erhalten PatientInnen nach dem erfolgten Eingriff.
Welche Therapie ist für mich die Beste?
Welche Therapie bei Ihnen optimal empfohlen werden kann, hängst ganz davon ab, welcher Leck-Typ vorliegt. Natürlich spielen auch die Schwere der Symptome und Begleitbefunde, wie z.B. Subduralhämatome eine Rolle.
An unserem Zentrum beraten wir immer gemeinsam im Team, basierend auf Ihren Befunden und unserer Erfahrung, welche Therapie in Ihrem Fall anzuraten ist.
Egal welche Therapie durchgeführt wird, wir empfehlen klinische und bildgebende Verlaufskontrollen durchzuführen.
Bin ich nach einer Embolisation, oder OP geheilt?
Nicht selten dauert die gesamte Erholung einige Wochen bis Monate.
Die Zirkulation muss sich erst wieder anpassen. Dies betrifft sowohl das Nervenwasser, als auch die Herz-Kreislauf-Regulation nach oft langer Liegezeit.
Manche PatientInnen entwickeln nach Therapie einen Überdruck (sogenannte "rebound Hypertension"). Dieser kann vorübergehend medikamentös therapiert werden, z.B. durch Acetazolamid. Meist reichen bereits geringe Dosierungen über ein bis zwei Wochen aus, um die Beschwerden zu kontrollieren. In eher seltenen Fällen wird eine dauerhafte Therapie benötigt. Dann sollten andere Ursachen eines Überdrucks (z.B. IIH) erwogen werden.
Nicht zu vernachlässigen ist auch die statt gehabte und teilweise noch anhaltende psychosoziale Belastung. Die häufig lange Krankheitsdauer, die Vielzahl an frustrierenden Arztkontakte, die Fehldiagnosen und unzureichenden Therapien bedeuten auch eine psychische Belastung. Arbeitswelt und Sozialleben sind beeinträchtigt. Auch hiervon müssen PatientInnen sich erst wieder erholen.
Die Nachsorge inklusive Beratung möglicherweise notwendiger Diagnostik und Behandlung wird von uns fortgeführt; oft telefonisch oder digital, um auch weiter entfernt lebenden PatientInnen gerecht zu werden.
Hier finden Sie Leitlinien zur Therapie bei SIH,
Informationen zu unserem interdisziplinären CSF-Team,
unseren diagnostische Möglichkeiten,
und unserem Therapieangebot.
Eine Übersicht über unsere wissenschaftliche Arbeit können Sie hier finden.
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