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Vitamine und andere, zusätzliche Einnahmen – sinnvoll?
Aufgrund der vielen gesundheitsfördernden Wirkungen der Inhaltsstoffe in Obst
und Gemüse erschien es vor einigen Jahren nur logisch, den Einfluss von Vitaminen,
Mineralstoffen, Spurenelementen oder anderen pflanzlichen Substanzen in großen
Bevölkerungsstudien zu untersuchen.
Umso überraschender war es daher, dass viele dieser Studien mit einzelnen, isolier-
ten Vitaminen oder anderen Substanzen in Tablettenform keine eindeutigen Ergeb-
nisse für eine Krebsvorbeugung erbrachten. In einigen Studien war das Krebsrisiko
bei bestimmten Personen sogar erhöht, wenn diese Stoffe statt über die Nahrung
als Tablette aufgenommen, also zusätzlich ergänzt wurden. So musste sogar eine
Studie abgebrochen werden, weil die Zahl der Krebserkrankungen bei Rauchern, die
Betacarotin-Tabletten (als Ersatz für einen hohen Obst- und Gemüseverzehr) einge-
nommen hatten, entgegen aller Erwartungen, anstieg.
Es ist möglich, dass bestimmte isolierte Substanzen aus Obst und Gemüse der Ent-
stehung verschiedener Tumoren möglicherweise vorbeugen oder bei einem schon
bestehenden Tumor das Krebswachstum hemmen. Bisher fehlen dazu allerdings
noch gesicherte wissenschaftliche Erkenntnisse aus großen Bevölkerungsstudien.
Sehr wahrscheinlich ist heute, dass eine krebsschützendeWirkung vermutlich nicht
auf eine einzelne Substanz zurückgeht, sondern sich wohl eher durch das Zusam-
menspiel verschiedenster Inhaltsstoffe erklärt, welche so nur in Obst und Gemüse
vorhanden sind. Vorsicht also vor der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln
wie Multivitamintabletten und Co: Viel hilft nicht immer viel!
Mit Ausnahme einiger Personengruppen oder Lebenssituationen (Schwangerschaft,
höheres Alter) könnengesundeMenschen ihrenTagesbedarf anVitaminen,Mineral-
stoffen und Spurenelementen in der Regel ausschließlich über die Nahrung decken.
Einen gewissen Sonderfall stellt Vitamin D dar, das man weniger über die Nahrung
erhält – nur fettreiche Seefische wie zumBeispiel Hering enthalten höhere Mengen
an Vitamin D – als vielmehr durch den Aufenthalt im Freien. Das UV-Licht der Son-
nenstrahlung führt zur Bildung von Vitamin D in der Haut, was wichtig für starke
Knochen und die Muskulatur ist. Außerdem gibt es Hinweise dafür, dass Vitamin
D krebshemmende Eigenschaften besitzt. Menschen in Mitteleuropa haben häufig
niedrige Vitamin D-Spiegel. Daher ist - in Abhängigkeit von der sonstigen Vitamin-
D-Aufnahme über die Nahrung – eine zusätzliche tägliche Zufuhr von Vitamin D
über Tabletten bis maximal 2.000 Einheiten vor allem für ältere Menschen ab 65
Jahren sowie allgemein für jede Person in denWintermonaten empfehlenswert.