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Funktionsdiagnostik

Thoraxchirurgie

Eine Operation ist für jeden Menschen belastend, nicht nur psychisch sondern auch körperlich. Junge und sonst gesunde Menschen haben so viel körperliche Reserven, dass sie die körperliche Belastung einer Operation möglicherweise gar nicht wahrnehmen und schon am Tag der Operation wieder essen, aufstehen und laufen können. Mit zunehmendem Alter und insbesondere mit zunehmender schwere der Erkrankung lassen diese Reserven jedoch nach. Eine Operation kann dann dazu führen, dass bestimmte Reserven aufgebraucht werden und das entsprechende Organsystem nicht mehr funktioniert. Mit Hilfe der Funktionsdiagnostik kann man bereits vor einer geplanten Operation herausfinden, wie groß die vorhandenen Reserven noch sind, um daraus das Risiko der Operation und vertretbare Operationsausmaß ableiten zu können. Eventuell kann man vor der Operation z.B. durch ein Medikament oder einen anderen kleineren Eingriff (z.B. am Herzen) noch Reserven mobilisieren. In der Lungenchirurgie spielt in diesem Zusammenhang die Abklärung der Lungenfunktion eine entscheidende Rolle. Zur Abklärung der Lungenfunktion und Reserven der Lunge führen wir in Abhängigkeit von der Erkrankung folgende Untersuchungsmethoden durch:

Blutgasanalyse (BGA)

Die Blutgasanalyse ist eine häufig durchgeführte Untersuchung. Wie der Name sagt, werden hierbei Gase im Blut gemessen, genauer gesagt Gasdrücke, und zwar von Sauerstoff und Kohlendioxid. So kann man eine Aussage machen, wie gut die Lunge eines Patienten den Sauerstoff ins Blut und das Kohlendioxid aus dem Blut befördert. Für die Untersuchung wird das Ohrläppchen mit einer Salbe eingerieben, welche die Durchblutung fördert. Anschließend werden über einen kleinen Stich in das nun gut durchblutete Ohrläppchen ein paar Bluttropfen (sogenanntes Kapillarblut) gewonnen, welche mit einem kleinen Röhrchen aufgenommen und dann von einem Blutgasanalysegerät untersucht werden. Nach einer kurzen Zeit druckt das Gerät einen kleinen Zettel mit den entsprechenden Werten aus. Anhand der Werte kann man z.B. beurteilen, ob in Heimsauerstoffgerät erforderlich ist.

Spirometrie

Spirometrie heißt übersetzt "Atemmessung". Die Spirometrie stellt die einfachste Methode zur Untersuchung der Lungenfunktion dar und ist eine Routineuntersuchung vor jeder Lungenoperation. Sie misst atemabhängige Volumenschwankungen an der Mundöffnung. So lassen sich z.B. messen, wieviel Liter Luft ein Patient maximal ausatmen kann, oder wieviel Luft in Ruhe ein- und ausgeatmet werden. Zudem untersucht die Spirometrie, wie schnell diese Volumina ein- oder ausgeatmet werden können, man erhält also den Atemfluss mit der Einheit Liter pro Sekunde. Hierzu ein Beispiel: Patient A und Patient B atmen nach einem möglichst tiefen Atemzug jeweils 5 Liter Luft aus. Nun wird nicht nur das Volumen sonder auch die Zeit gemessen, innerhalb derer das Volumen ausgeatmet wird und folgendes wird festgestellt: Während Patient A relativ schnell die Luft ausatmet, dauert es bei Patient B viel länger. Patient B gelingt es also entweder nicht so viel Druck wie Patient A aufzubauen, oder er muss die Luft gegen einen höheren Widerstand ausatmen. Letzteren Fall findet man häufig bei langjährigen Rauchern, wo der andauernde Zigarettenkonsum das Bronchialsystem derart geschädigt hat, dass die Bronchien verengt sind und die Luft nicht mehr so gut ausgeatmet werden kann. Man nennt diese Erkrankung auch COPD als Abkürzung für Chronic Obstructiv Pulmonary Disease, also chronisch obstruktive Lungenerkrankung. Das Wort "obstruktiv" weist dabei auf die Verengung der Bronchien hin. Mit der Spirometrie lassen sich diese und andere Atemstörungen feststellen. Sie liefert so wichtige Hinweise darauf, ob und wie gut ein Patient z.B. eine geplante Teilentfernung der Lunge tolerieren wird.

Ganzkörperplethysmographie

Die Ganzkörperplethysmographie wird ergänzend zur Spirometrie durchgeführt. Hierfür setzt sich der Patient in eine geschlossene Kammer, die wie eine Telefonkabine aussieht. Die physikalische Grundlage dieser Untersuchung ist das Boyle-Mariotte-Gesetz welches besagt, dass Druck x Volumen konstant ist: Bei dem Versuch, durch ein verschlossenes Mundstück auszuatmen, nimmt in den Atemwegen das Volumen ab und der Druck zu; in der geschlossenen Kammer hingegen verhält es sich genau umgekehrt. Daraus lässt sich berechnen, wieviel Volumen Luft am Ende einer normalen Ausatmung noch in der Lunge ist. Von der Spirometrie weiss man zudem, wieviel Volumen der Patient nach einer normalen Ausatmung unter Anstrengung noch weiter ausatmen kann. Subtrahiert man nun die beiden Volumina erhält man die Luftmenge, die nach einer maximalen Ausatmung noch in der Lunge verbleibt, das sogenannte Residualvolumen. Ist dieses erhöht ist die Lunge chronisch überbläht.

Abb. 2: Bei der Ganzkörperplethysmographie setzt sich der Patient in eine geschlossene Kammer, die wie eine Telefonkabine aussieht (rechts).

Er wird bei dieser Lungenfunktionsuntersuchung stets von einem speziellen ausgebildeten Assistenten (links) betreut und angeleitet.

Ergospirometrie

Ergospirometrie heißt übersetzt "Atemmessung unter Belastung". Diese Untersuchung wird auch in unserem Klinikum durchgeführt. Der Patient sitzt hierbei auf einem Standfahrrad und wird einer konstant zunehmenden körperlichen Belastung ausgesetzt. Geschwächte Patienten werden zur Sicherheit auf eine Liege gelegt, hier müssen sie dann auf einem Bettfahrrad treten. Während sich der Patient also zunehmend anstrengen muss werden viele Messungen durchgeführt (Spirometrie, Blutgasanalysen, Herzfrequenz, Blutdruck, EKG, usw.). So bekommt man ein detailliertes Bild über die noch vorhandenen Reserven der verschiedenen Organsysteme insbesondere der Lunge und des Herzens. Somit lässt sich vor einer Operation besser abschätzen, ob und wie gut ein Patient z.B. eine geplante Teilentfernung der Lunge tolerieren wird. Wenn die Untersuchung zu anstrengend wird, beendet der stets anwesende Arzt die Ergospirometrie, damit sie dem Patienten nicht unangenehm ist.

Klinik für Thoraxchirurgie

Hugstetter Straße 55
79106 Freiburg

Ärztlicher Direktor

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