

Dr. Martin Czerny ist Spezialist für
Schlagadererkrankungen. Nach seiner
Habilitation 2004 in Wien war er am
Inselspital in Bern und amUniversitäts-
spital Zürich tätig. Seit Januar 2015 ist
er Oberarzt in der Klinik für Herz- und
Gefäßchirurgie des Universitäts-Herz-
zentrums Freiburg ∙ Bad Krozingen
(UHZ).
Herr Czerny, mit welchen Problemen
kommen die Patienten zu Ihnen?
Viele unserer Patienten leiden
unter akuten und chronischen Er-
krankungen der Hauptschlagader,
vor allem an Ausweitungen, den
sogenannten Aneurysmen. Dazu
kommen Durchblutungsstörungen
in den Beinen, Veränderungen der
Halsschlagader und Krampfadern.
Wie können Sie diesen Patienten helfen?
Unser Ansatz geht über das reine
Operieren hinaus: Wir besprechen
ausführlich die Symptome und das
breite Behandlungsspektrum, das
wir den Patienten am UHZ gemein-
sammit Kollegen aus der Kardiologie
und Angiologie bieten können. Dazu
gehören neben klassischen Opera-
tionen auch Katheterbehandlungen
und rein medikamentöse Therapi-
en. Entscheiden sich die Patienten
für eine Operation, schälen wir bei-
spielsweise verengte Stellen aus, da-
mit das Blut wieder ungehindert flie-
ßen kann. So bannen wir vor allem
in der Halsschlagader die Gefahr,
dass an der Engstelle Blutgerinnsel
entstehen und einen Schlaganfall
verursachen.
Was sind Ihre Forschungs-
schwerpunkte?
Neben der chirurgischen
Schlaganfallprophylaxe und
den
Durchblutungsstörun-
gen im Bein forsche ich mit meinem
Team aktuell an Rissen in der Haupt-
schlagader. Diese sogenannten Dis-
sektionen treten bislang für uns
völlig unvorhersehbar auf. Selbst
eine Stunde vorher können wir mit
bildgebenden Verfahren keinerlei
Anzeichen erkennen. Wir sind aber
Blutwerten auf der Spur, die auf ein
persönliches Risiko für Dissektionen
hinweisen.
Was begeistert Sie an Ihrem Beruf?
Ich mag den täglichen Umgang
mit den Patienten und genieße das
Privileg, ihnen die komplette Palet-
te medizinischer Behandlungen auf
höchstem Niveau anbieten zu kön-
nen. Es begeistert mich immer wie-
der, wenn wir Menschen mit hohem
Leidensdruck in kurzer Zeit helfen
können: Wenn ein Patient mit einer
Hauptschlagader, die kurz vor dem
Platzen steht, nach wenigen Wochen
unbesorgt nach Hause geht. Oder
wenn jemand, der aufgrund schlecht
durchbluteter Beine nur noch zehn
Meter amStück gehen kann, nach der
Operation stundenlange Wanderun-
gen unternimmt – das ist einfach toll.
AM PULS DES LEBENS
GEFÄSSCHIRURGIE
„Unser Ansatz geht über das
reine Operieren hinaus“
Gerade vor Eingriffen wie Herzkathe-
teruntersuchungen und Operationen
befürchten Patienten häufig, dass sie
unter starken Schmerzen leiden müs-
sen. Die Akutschmerztherapie hilft
dabei, unnötige Schmerzen zu vermei-
den, und hat die individuellen Bedürf-
nisse der Patientinnen und Patienten
im Blick.
Schmerzen bedeuten Stress für den
Körper: Die Muskeln verkrampfen
sich, das Atmen und Abhusten ist
stark eingeschränkt und der Blut-
druck steigt. Unter Schmerzen at-
men Patienten schneller und flacher
undkönnensichschlechter bewegen,
so dass die wichtige Mobilisierung
kurz nach der Operation erschwert
oder sogar unmöglich wird. All das
ist schlecht für den Genesungspro-
zess und kann schlimmstenfalls zu
Komplikationen wie Thrombosen
oder Lungenentzündungen führen.
Dank der Akutschmerztherapie las-
sen sich solche zusätzlichen Risi-
ken weitgehend vermeiden: Wenn
Schmerzmittel frühzeitig, in richti-
ger Kombination und in ausreichen-
der Dosierung verabreicht werden,
verringern sich sowohl das individu-
elle Leiden als auch die objektiven,
negativen Folgen der Schmerzen.
Im
Universitäts-Herzzentrum
Freiburg ∙ Bad Krozingen (UHZ)
kümmern sich alle Pflegekräfte
und Ärzte um Patienten mit akuten
Schmerzen. AmStandort Freiburg ist
der Akut-Schmerzdienst der Klinik
AKUTSCHMERZTHERAPIE
SCHMERZEN
FRÜHZE ITIG
BEHANDELN
Wenn Schmerzmittel frühzeitig,
in richtiger Kombination und in aus-
reichender Dosierung verabreicht
werden, verringern sich sowohl das
individuelle Leiden als auch die
objektiven, negativen Folgen der
Schmerzen
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