Background Image
Table of Contents Table of Contents
Previous Page  28-29 / 52 Next Page
Basic version Information
Show Menu
Previous Page 28-29 / 52 Next Page
Page Background

Moderne Anästhesie für Herzopera-

tionen bedeutet viel mehr als bloßes

„Narkosemachen“. Professor Dr. Hart-

mut Bürkle, Ärztlicher Direktor der

Klinik für Anästhesiologie und Inten-

sivmedizin des Universitätsklinikums

Freiburg, und Professor Dr. Cornelius

Keyl, Chefarzt der Abteilung für An-

ästhesie und Intensivmedizin am Uni-

versitäts-Herzzentrum Freiburg ∙ Bad

Krozingen, erklären, warum ihr Arbeits-

bereich mit dem Steuern von Groß-

raumflugzeugen vergleichbar ist – und

weit mehr umfasst, als viele glauben.

Moderne Anästhesie wird häufig

mit der hochkomplexen Luftfahrt

verglichen. Ein sehr gut geschul-

tes Team von hochspezialisierten

Expertinnen und Experten (An-

ästhesie-Fachärzte und Anästhe-

sie-Fachpflegekräfte) begleitet einen

Patienten während einer Flugreise,

der Operation, vom sicheren Abflug

(dem Beginn der Anästhesie) bis

zur erfolgreichen Landung (der Ver-

legung des Patienten auf die Inten-

sivstation nach der Operation).

Der Vergleich ist in vielen Ge-

sichtspunkten zutreffend, dennoch

greift er zu

kurz:

Die

A n ä s t h e -

s i e - T e a m s

betreuen Patienten im gesamten

Umfeld einer Operation, angefan-

gen bei der Operationsvorbereitung

bis hin zur Intensivtherapie und

Schmerztherapie nach der Opera-

tion. Da die Durchführung der An-

ästhesie bei herzkranken Patienten

besondere Anforderungen stellt,

sind alle Anästhesisten – nach ei-

ner gründlichen Ausbildung in der

Allgemeinanästhesie – für Kardio-

anästhesie spezialisiert. Während

des chirurgischen Eingriffs arbei-

ten Operateur, Anästhesie-Team

und Kardiotechniker für eine op-

timale Patientenversorgung eng

zusammen. Die Aufrechterhaltung

höchster Sicherheitsstandards wird

an beiden Standorten des Universi-

täts-Herzzentrums, der Abteilung

für Anästhesie und Intensivmedi-

zin in Bad Krozingen und der Klinik

für Anästhesiologie und Intensiv-

medizin des Universitätsklinikums

Freiburg, gewährleistet. Zusätzlich

werden am Standort Freiburg die

Herztransplantation sowie sämtli-

che herzchirurgischen und kardio-

logischen operativen Interventio-

nen bei Kindern anästhesiologisch

versorgt. Auch außerhalb des Ope-

rationsbereichs werden zunehmend

Narkoseleistungen erbracht, so im

Herzkatheterlabor für Erwachsene

und Kinder zur interventionellen

Kardiologie und in der Magnetreso-

nanztomographie zur Diagnostik.

Dies findet seinen Ausdruck in einer

engen Kooperation mit Kardiologen,

Nuklearmedizinern und Kinderkar-

diologen.

Der

herkömmliche

Begriff

von Narkose (Ausschaltung von

Schmerzempfinden und Bewusst-

sein) bildet heutzutage nur einen

kleinen Aspekt der Tätigkeiten des

Kardioanästhesisten ab. Zu seiner

Aufgabe gehört ebenso die Überwa-

chung und Steuerung der wichtigs-

ten Organfunktionen des Patienten.

Die Flugreise (Anästhesie) beginnt

an beiden Standorten des Universi-

täts-Herzzentrums in den technisch

voll ausgestatteten Einleitungsräu-

men der Anästhesie und wird im

Operationssaal weitergeführt. Zur

Überwachung der lebenswichtigen

Funktionen von Herz, Kreislauf,

Lunge und Gehirn sind alle Operati-

onssäle mit modernstem Monitoring

eingerichtet. Diese Arbeitsplätze

gleichen sehr dem Cockpit eines gro-

ßen Airbus-Flugzeugs.

Die Funktion von Herz und Kreis-

lauf wird sowohl mittels Messungen

über eingeführte Katheter als auch

mit Ultraschall (Echokardiographie)

überwacht. Mit der Echokardiogra-

phie lassen sich alle Strukturen des

Herzens und seiner Umgebung in

Echtzeit darstellen. So können die

Pumpleistung des Herzens und das

Ergebnis von Klappenoperationen

direkt beurteilt werden

und damit dem Operateur

wichtige Hinweise wäh-

rend der Operation geben. Sämtliche

Herzanästhesisten am Universi-

täts-Herzzentrumverfügen über die-

se zusätzlichen Spezialkenntnisse.

Beide Anästhesiekliniken bilden ein

gemeinsames, zertifiziertes Weiter-

bildungszentrum, in dem diese Ul-

traschalluntersuchungen in der Kar-

dioanästhesie gelehrt werden.

Ein weiteres Organsystem, das

besonders überwacht wird, ist das

Zentralnervensystem, also Gehirn

und Rückenmark. Dies geschieht

beispielsweise durch nichtinvasive

Messungen der Sauerstoffsättigung

im Gehirn und durch EEG-Ablei-

tungen, mit denen die Narkosetiefe

abgeschätzt werden kann. Spezielle

EEG-Messungen, die bei Operatio-

nen an der Hauptschlagader abgelei-

tet werden, lassen Minderdurchblu-

tungen des Rückenmarks frühzeitig

erkennen und geben so dem Operati-

onsteamwichtige Hinweise.

Diese Beispiele verdeutlichen,

dass die Aufgabe des Kardioanäs-

thesisten weit über das „Narkosema-

chen“ hinausgeht und angewandte

Intensivmedizin im Operationssaal

darstellt, die nach der Operation auf

der Intensivstation weitergeführt

wird. Dies und die enge Zusammen-

arbeit aller Berufsgruppen führt

dazu, dass wir sagen können: „Siche-

res Abheben, guter Flug und perfek-

te Landung – moderne Anästhesie

für Herzoperationen – mehr als eine

Flugreise im Schlaf am Universi-

täts-Herzzentrum Freiburg ∙ Bad

Krozingen!“

SICHERES ABHEBEN

UND PERFEKTE

LANDUNG

KARDIOANÄSTHESIE

Der Arbeitsplatz eines Kardioanästhesisten gleicht dem Cockpit eines Großraumflugzeugs

„Sicheres Abheben, guter Flug und perfekte

Landung – moderne Anästhesie für

Herzoperationen – mehr als eine Flugreise

im Schlaf“

„Der herkömmliche Begriff von

Narkose bildet heutzutage nur

einen kleinen Aspekt der Tätigkei-

ten des Kardioanästhesisten ab“

29

2 | 2015

2 | 2015

28