

WENN DAS HERZ AUS
DEM TAKT KOMMT
Normalerweise schlägt unser Herz mit
schöner Regelmäßigkeit. Egal ob Tag
oder Nacht, ob wir gerade im Urlaub
sind oder im Job ein anstrengendes
Projekt zu Ende bringen, beim Schwim-
men, Plaudern, Schlafen – auf diesen
Muskel ist Verlass, und zwar ohne dass
wir dafür etwas tun müssten.
Rund 100.000 Mal schlägt das Herz
eines erwachsenen Menschen an
einem Tag, das sind etwa 70 Schlä-
ge pro Minute. Bei Babys schlägt
das Herz schneller, nämlich 150 Mal
pro Minute, bei Jugendlichen noch
etwa 90 Mal pro Minute. Das Herz
eines älteren Menschen schlägt in
dieser Zeit etwa 50 Mal. Das alles
sind Werte für die Ruhefrequenz.
Bei körperlicher oder seelischer
Anstrengung erhöht das Herz
seine Schlagzahl. Jede Minu-
te pumpt es etwa fünf Liter
Blut durch den Körper und
stellt damit sicher, dass
alle Organe mit lebenswichtigem
Sauerstoff versorgt werden.
Für die Führung des Herzschlags
ist der sogenannte Sinusknoten zu-
ständig. Er gibt durch elektrische
Impulse den Takt vor. Der normale
Rhythmus eines Herzens heißt da-
her Sinusrhythmus. Hin und wie-
der passiert es jedoch, dass ein Herz
aus dem Takt gerät. Dann bildet der
Sinusknoten die Impulse nicht so,
wie er soll, oder es gibt Probleme
bei der Weiterleitung in die Vor-
höfe und die Herzhauptkammern.
Mediziner sprechen dann von einer
Herzrhythmusstörung. „Schlägt
das Herz zu langsam, sprechen wir
von einer Bradykardie, schlägt es
zu schnell, handelt es sich um eine
Tachykardie“, sagt Dr. Jürgen Bier-
mann, Oberarzt in der Klinik für
Kardiologie und Angiologie
I (Ärztlicher Direktor:
Univ.-Professor Dr. Chris-
toph Bode) am Univer-
sitäts-Herzzentrum Freiburg ∙ Bad
Krozingen (UHZ). Die weitaus häu-
figste anhaltende Herzrhythmusstö-
rung ist das Vorhofflimmern. Hierbei
erzeugen die flimmernden Vorhöfe
einen unregelmäßigen und oft auch
schnellen Puls.
Herzrhythmusstörungen können
ganz verschiedene Ursachen haben:
Von einer genetischen Veranlagung
über die Einnahme bestimmter Me-
dikamente oder eine Überfunktion
der Schilddrüse bis zu einem unge-
sunden Lebenswandel mit Alkohol,
Nikotin oder anderen Drogen. Es
gibt gefährliche und ungefährli-
che Herzrhythmusstörungen.
Solche, die im Vorhof des Her-
zens entstehen, sind in den
meisten Fällen nicht sofort lebens-
bedrohlich. Dagegen sind die Störun-
gen, die von den Herzhauptkammern
ausgehen, oft unmittelbar lebensbe-
drohlich und müssen sofort behan-
delt werden.
Nicht jeder, der eine Herzrhyth-
musstörung hat, spürt Symptome.
Das können bei einem zu langsamen
Herzschlag zum Beispiel Schwin-
del und Übelkeit sein. „Das Gehirn
wird zeitweise unterversorgt, der
Blutdruck ist oft nicht mehr stabil“,
erklärt Dr. Biermann. Die unzurei-
chende Versor-
gung mit Sauer-
stoff zeigt sich
mitunter
auch
darin, dass der Pati-
ent sich müde und an-
triebslos fühlt. Cha-
rakteristisch für einen zu schnellen
Herzschlag ist Herzrasen. Patienten
leiden dabei häufig zusätzlich un-
ter Atemnot, Schwindel und/oder
Benommenheit. Und nicht selten
unter der Angst, dass sie gleich ohn-
mächtig werden oder ihr Herz stehen
bleibt.
Jeder, der das Gefühl hat, dass
sein Herz aus dem Tritt gekommen
ist, sollte das mit seinem Hausarzt
abklären. „Es passiert häufig, dass
ein Patient mit solchen Beschwer-
den zum Arzt kommt, der dann aber
keine Unregelmäßigkeiten mehr
feststellen kann“, sagt Professor Dr.
Thomas Arentz, Chefarzt der Abtei-
lung Rhythmologie an der Klinik für
Kardiologie und Angiologie II
(Ärztlicher Direktor: Univ.-Pro-
fessor Dr. Franz-Josef Neumann)
am UHZ. Daher werden Herzrhyth-
musstörungen meist über ein Lang-
zeit-EKG diagnostiziert. Mit diesem
Elektrokardiogramm wird die Akti-
vität des Herzens bis zu 24 Stunden
lang aufgezeichnet. Akut gefährlich,
sagt Arentz, sind Herzrhythmusstö-
rungen nur selten. Bei Vorhofflim-
mern muss jedoch bei älteren Pati-
enten und bei Vorliegen gewisser
Risikofaktoren wie hohemBlutdruck
oder Zuckerkrankheit zur Verhin-
derung eines Schlaganfalls das Blut
verdünnt werden.
Ein
Herz,
das
nicht
mehr
gleichmäßig schlägt, kann unter-
schiedlich behandelt werden. Der
klassische Weg sind Herzrhythmus-
medikamente. „Weitaus erfolgsver-
sprechender ist es, das Areal im Her-
zen zu identifizieren, das die Störung
verursacht, und es gezielt mittels
eines Katheters zu veröden“, sagt Dr.
Jürgen Biermann. Diese sogenannte
Katheter-Ablation wird bei Tachy-
kardien angewandt. Schlägt das
Herz zu langsam, verhilft meist ein
Herzschrittmacher zu einem gesun-
den Rhythmus.
HERZRHYTHMUSSTÖRUNGEN
Patienten mit Herzrhythmusstörungen erhielten
2014 im UHZ eine Katheter-Ablation
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Jeder, der das Gefühl hat, dass
sein Herz aus dem Tritt gekommen
ist, sollte das mit seinem Hausarzt
abklären
Wird der Herzrhythmus zu langsam, stimuliert ein Herzschrittmacher per Elektroden das Herz mit einem Stromimpuls
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