Background Image
Table of Contents Table of Contents
Previous Page  24-25 / 52 Next Page
Basic version Information
Show Menu
Previous Page 24-25 / 52 Next Page
Page Background

WENN DAS HERZ AUS

DEM TAKT KOMMT

Normalerweise schlägt unser Herz mit

schöner Regelmäßigkeit. Egal ob Tag

oder Nacht, ob wir gerade im Urlaub

sind oder im Job ein anstrengendes

Projekt zu Ende bringen, beim Schwim-

men, Plaudern, Schlafen – auf diesen

Muskel ist Verlass, und zwar ohne dass

wir dafür etwas tun müssten.

Rund 100.000 Mal schlägt das Herz

eines erwachsenen Menschen an

einem Tag, das sind etwa 70 Schlä-

ge pro Minute. Bei Babys schlägt

das Herz schneller, nämlich 150 Mal

pro Minute, bei Jugendlichen noch

etwa 90 Mal pro Minute. Das Herz

eines älteren Menschen schlägt in

dieser Zeit etwa 50 Mal. Das alles

sind Werte für die Ruhefrequenz.

Bei körperlicher oder seelischer

Anstrengung erhöht das Herz

seine Schlagzahl. Jede Minu-

te pumpt es etwa fünf Liter

Blut durch den Körper und

stellt damit sicher, dass

alle Organe mit lebenswichtigem

Sauerstoff versorgt werden.

Für die Führung des Herzschlags

ist der sogenannte Sinusknoten zu-

ständig. Er gibt durch elektrische

Impulse den Takt vor. Der normale

Rhythmus eines Herzens heißt da-

her Sinusrhythmus. Hin und wie-

der passiert es jedoch, dass ein Herz

aus dem Takt gerät. Dann bildet der

Sinusknoten die Impulse nicht so,

wie er soll, oder es gibt Probleme

bei der Weiterleitung in die Vor-

höfe und die Herzhauptkammern.

Mediziner sprechen dann von einer

Herzrhythmusstörung. „Schlägt

das Herz zu langsam, sprechen wir

von einer Bradykardie, schlägt es

zu schnell, handelt es sich um eine

Tachykardie“, sagt Dr. Jürgen Bier-

mann, Oberarzt in der Klinik für

Kardiologie und Angiologie

I (Ärztlicher Direktor:

Univ.-Professor Dr. Chris-

toph Bode) am Univer-

sitäts-Herzzentrum Freiburg ∙ Bad

Krozingen (UHZ). Die weitaus häu-

figste anhaltende Herzrhythmusstö-

rung ist das Vorhofflimmern. Hierbei

erzeugen die flimmernden Vorhöfe

einen unregelmäßigen und oft auch

schnellen Puls.

Herzrhythmusstörungen können

ganz verschiedene Ursachen haben:

Von einer genetischen Veranlagung

über die Einnahme bestimmter Me-

dikamente oder eine Überfunktion

der Schilddrüse bis zu einem unge-

sunden Lebenswandel mit Alkohol,

Nikotin oder anderen Drogen. Es

gibt gefährliche und ungefährli-

che Herzrhythmusstörungen.

Solche, die im Vorhof des Her-

zens entstehen, sind in den

meisten Fällen nicht sofort lebens-

bedrohlich. Dagegen sind die Störun-

gen, die von den Herzhauptkammern

ausgehen, oft unmittelbar lebensbe-

drohlich und müssen sofort behan-

delt werden.

Nicht jeder, der eine Herzrhyth-

musstörung hat, spürt Symptome.

Das können bei einem zu langsamen

Herzschlag zum Beispiel Schwin-

del und Übelkeit sein. „Das Gehirn

wird zeitweise unterversorgt, der

Blutdruck ist oft nicht mehr stabil“,

erklärt Dr. Biermann. Die unzurei-

chende Versor-

gung mit Sauer-

stoff zeigt sich

mitunter

auch

darin, dass der Pati-

ent sich müde und an-

triebslos fühlt. Cha-

rakteristisch für einen zu schnellen

Herzschlag ist Herzrasen. Patienten

leiden dabei häufig zusätzlich un-

ter Atemnot, Schwindel und/oder

Benommenheit. Und nicht selten

unter der Angst, dass sie gleich ohn-

mächtig werden oder ihr Herz stehen

bleibt.

Jeder, der das Gefühl hat, dass

sein Herz aus dem Tritt gekommen

ist, sollte das mit seinem Hausarzt

abklären. „Es passiert häufig, dass

ein Patient mit solchen Beschwer-

den zum Arzt kommt, der dann aber

keine Unregelmäßigkeiten mehr

feststellen kann“, sagt Professor Dr.

Thomas Arentz, Chefarzt der Abtei-

lung Rhythmologie an der Klinik für

Kardiologie und Angiologie II

(Ärztlicher Direktor: Univ.-Pro-

fessor Dr. Franz-Josef Neumann)

am UHZ. Daher werden Herzrhyth-

musstörungen meist über ein Lang-

zeit-EKG diagnostiziert. Mit diesem

Elektrokardiogramm wird die Akti-

vität des Herzens bis zu 24 Stunden

lang aufgezeichnet. Akut gefährlich,

sagt Arentz, sind Herzrhythmusstö-

rungen nur selten. Bei Vorhofflim-

mern muss jedoch bei älteren Pati-

enten und bei Vorliegen gewisser

Risikofaktoren wie hohemBlutdruck

oder Zuckerkrankheit zur Verhin-

derung eines Schlaganfalls das Blut

verdünnt werden.

Ein

Herz,

das

nicht

mehr

gleichmäßig schlägt, kann unter-

schiedlich behandelt werden. Der

klassische Weg sind Herzrhythmus-

medikamente. „Weitaus erfolgsver-

sprechender ist es, das Areal im Her-

zen zu identifizieren, das die Störung

verursacht, und es gezielt mittels

eines Katheters zu veröden“, sagt Dr.

Jürgen Biermann. Diese sogenannte

Katheter-Ablation wird bei Tachy-

kardien angewandt. Schlägt das

Herz zu langsam, verhilft meist ein

Herzschrittmacher zu einem gesun-

den Rhythmus.

HERZRHYTHMUSSTÖRUNGEN

Patienten mit Herzrhythmusstörungen erhielten

2014 im UHZ eine Katheter-Ablation

1396

Jeder, der das Gefühl hat, dass

sein Herz aus dem Tritt gekommen

ist, sollte das mit seinem Hausarzt

abklären

Wird der Herzrhythmus zu langsam, stimuliert ein Herzschrittmacher per Elektroden das Herz mit einem Stromimpuls

25

2 | 2015

2 | 2015

24