NATON
Nationales Obduktions-NetzwerkIm Forschungsprojekt NATON aus der zweiten NUM-Förderphase werden die Kompetenzen der universitären und außer-universitären Spezialist*innen für Obduktionen und für die Analyse von postmortalen Proben in Deutschland gebündelt. Ziel von NATON ist es, die Obduktionsforschung in einer Vielzahl von Bereichen zu fördern und zu unterstützen und als eine Plattform für die Pandemic Preparedness zu fungieren. Herzstück des Netzwerks ist das Deutsche Register für COVID-19 Obduktionen (DeRegCOVID), das weltweit erste und einzige seiner Art. Im Rahmen von NATON soll ein deutschlandweites Netzwerk für Obduktionen in Pandemiefällen auf- und ausgebaut werden, über das die entsprechenden Daten schnell, systematisch und standardisiert zusammengeführt werden können. Zu diesem Zweck soll die erfolgreiche DEFEAT PANDEMIcs-Infrastruktur aus der ersten NUM-Förderphase im Rahmen des Forschungsprojekts NATON zu einem noch breiteren Nationalen Obduktions-Netzwerk (NATON) weiterentwickelt werden. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem Übergang zu einer nachhaltigen und vielseitigen Basisinfrastruktur innerhalb des NUM liegt. NATON wird daher ab 2023 parallel auch als Infrastrukturprojekt im NUM gefördert. Das Forschungsprojekt NATON ist im Januar 2022 gestartet und wird bis Juni 2025 gefördert. Die Gesamtkoordination des Projekts übernehmen dabei – wie schon bei DEFEAT PANDEMIcs – das das Uniklinikum Aachen (Prof. Dr. Peter Boor, Ph.D.) und das Uniklinikum Hamburg-Eppendorf (Prof. Dr. Benjamin Ondruschka). Deutschlandweit sind 32 der 36 Universitätsklinika an NATON beteiligt. NATON hat Schnittstellen zu verschiedenen NUM-Infrastruktur- und –Forschungsprojekten, namentlich den Infrastrukturprojekten GenSurv, NUM-RDP und RACOON-BI sowie den Forschungsprojekten CODEX+, COVIM 2.0, NAPKON (v2), PREPARED und UTN-Telemedizin.
Obduktionen sind seit Langem ein wichtiges Instrument zur Qualitätssicherung in der Medizin und können das Verständnis der Pathophysiologie u.a. von Infektionskrankheiten verbessern. Besonders während der COVID-19-Pandemie wurde deutlich, welchen Mehrwert Obduktionen bieten. So konnte durch obduktionsgestützte Forschung bspw. bewiesen werden, dass pulmonale (mikro-) vaskuläre Thromboembolien, eine systemische Virusausbreitung und das komplexe Wechselspiel zwischen Viren und dem Immunsystem eine entscheidende Rolle bei schweren COVID-19-Erkrankungen und tödlichen Verläufen spielen. Die Integration von NATON in das NUM ermöglicht es komplementäres Fachwissen und Ressourcen aus den Bereichen der Pathologie, Neuropathologie und Rechtsmedizin im Zusammenhang mit Obduktionen und assoziiertem Biomaterial zur Verfügung zu stellen. NATON kann gleichzeitig von den bereits verfügbaren und etablierten Rahmenbedingungen, der Infrastruktur und dem Fachwissen innerhalb von NUM profitieren. Das Synergiepotenzial zu anderen NUM-Teilprojekten bzw. -Infrastrukturen wurde bereits mit allen Parteien ausgelotet und soll im Laufe der zweiten Förderphase vertieft und konkretisiert werden. NATON umfasst die im Schaubild links dargestellten fünf Arbeitspakete (sogenannte „Work Packages“, WP). Das COVID-19-Autopsieregister (DeRegCOVID) bildet nach wie vor das elektronische Rückgrat von NATON und sammelt nicht nur Daten von COVID-19-Autopsien in Deutschland, sondern fungiert auch als einheitliches Instrument für die Verbreitung der von NATON generierten Daten und Erkenntnisse.
Der Standort Freiburg ist am WP 5 „Anwendungsfälle“ beteiligt und trägt damit zu DeRegCovid bei. Grundsätzliches Ziel des WP 5 ist es, die verschiedenen Anwendungsfälle durch eine möglichst breite Implementierung von Autopsien mit zentraler Datenerfassung und dezentralem Biobanking abzudecken. Neben der Fortsetzung der Analysen von COVID-19 werden sich die Forschungsschwerpunkte u. a. auf die Pathologie der (Langzeit-)Folgen von COVID ("Long COVID") sowie auf Fälle nach der Impfung konzentrieren, insbesondere im Hinblick auf Durchbruchsinfektionen und Impfstoffversagen sowie Impfstoffnebenwirkungen. Die Bearbeitung dieser Forschungsbereiche erfolgt durch alle Autopsiezentren, die Autopsien solcher Fälle durchführen, Biomaterial im Rahmen des dezentralen Biobanking-Konzepts von NATON generieren und alle Fälle zentral an DeRegCOVID melden.
Ausgewählte Publikationen des Universitätsklinikums Freiburg mit inhaltlichem Bezug zum NUM-Projekt NATON (wissenschaftliche Vorarbeiten)
Boettler T, Csernalabics B, Salié H, Luxenburger H, Wischer L, Salimi Alizei E, Zoldan K, Krimmel L, Bronsert P, Schwabenland M, Prinz M, Mogler C, Neumann-Haefelin C, Thimme R, Hofmann M, Bengsch B. SARS-CoV-2 vaccination can elicit a CD8 T-cell dominant hepatitis. J Hepatol. 2022 Sep;77(3):653-659. doi: 10.1016/j.jhep.2022.03.040. Epub 2022 Apr 21. PMID: 35461912; PMCID: PMC9021033.
Fröhlich K, Brombacher E, Fahrner M, Vogele D, Kook L, Pinter N, Bronsert P, Timme-Bronsert S, Schmidt A, Bärenfaller K, Kreutz C, Schilling O. Benchmarking of analysis strategies for data-independent acquisition proteomics using a large-scale dataset comprising inter-patient heterogeneity. Nat Commun. 2022 May 12;13(1):2622. doi: 10.1038/s41467-022-30094-0. PMID: 35551187; PMCID: PMC9098472.
Fahrner M, Föll MC, Grüning BA, Bernt M, Röst H, Schilling O. Democratizing data-independent acquisition proteomics analysis on public cloud infrastructures via the Galaxy framework. Gigascience. 2022 Feb 15;11:giac005. doi: 10.1093/gigascience/giac005. PMID: 35166338; PMCID: PMC8848309.
Kontaktinformationen
Institut für Klinische Pathologie am Universitätsklinikum Freiburg
Prof. Dr. med. Martin Werner
Forschungsleiter Standort Freiburg
Institut für Klinische Pathologie am Universitätsklinikum Freiburg
Ärztlicher Direktor
+49 761 270-80060/ pathologie.direktion@uniklinik-freiburg.de
Prof. Dr. rer. nat. Oliver Schilling
Mitarbeit an WP 5 „Anwendungsfälle“
Institut für Klinische Pathologie am Universitätsklinikum Freiburg
Heisenberg-Professor (W3) für Translationale Proteomforschung, Arbeitsgruppenleiter
+49 761 270-80610/ oliver.schilling@uniklinik-freiburg.de
Institut für Rechtsmedizin am Universitätsklinikum Freiburg
Prof. Dr. med. Annette Thierauf-Emberger
Mitarbeit an WP 5 „Anwendungsfälle“
Ärztliche Direktorin, Abteilungsleiterin „Forensische Medizin“
+49 761 203-6853/ rechtsmedizin@uniklinik-freiburg.de
Prof. Dr. med. Markus Große Perdekamp
Mitarbeit an WP 5 „Anwendungsfälle“
Oberarzt in der Abteilung „Forensische Medizin“
+49 761 203-6875/ markus.perdekamp@uniklinik-freiburg.de
Weiterführende Links
NATON (Projekt-Website)
Deutsches Register für COVID-19 Autopsien (DeRegCOVID)
Institut für Klinische Pathologie am Universitätsklinikum Freiburg
Institut für Rechtsmedizin am Universitätsklinikum Freiburg