Therapiemöglichkeiten
Da eine Harninkontinenz oder Senkung in den allermeisten Fällen nicht gefährlich ist, ist es unsere Aufgabe, herauszufinden, wie sehr Sie die Beschwerden belasten und eine Therapie notwendig machen. Ohne Leidensdruck besteht meist kein dringender Therapiebedarf.
Sollten Sie aber eine Therapie Ihrer Beckenbodenbeschwerden wünschen, stehen uns verschiedene konservative sowie operative Möglichkeiten zur Verfügung. Hier werden wir individuell mit Ihnen besprechen, welche Optionen es gibt und was zu Ihnen passt.
Konservative (nichtoperative) Behandlung
- Physiotherapeutisch angeleitetes Beckenbodentraining
Gezieltes Beckenbodentraining bei auf den Beckenboden spezialisierten PhysiotherapeutInnen steht sowohl bei der Harninkontinenz als auch bei Senkungen an erster Stelle.
Häufig kann hierdurch – je nach Ausprägung - bereits eine deutliche Verbesserung der Beschwerden erreicht werden.
Gegebenenfalls kann die Kombination mit einer Elektrotherapie sinnvoll sein – dies wird Ihre Physiotherapeut*in mit Ihnen besprechen.
Gerne stellen wir Ihnen ein entsprechendes Rezept aus und können bei der Suche nach einer geeigneten Physiotherapeut/in behilflich sein.
- Lebensstiländerungen und Verhaltenstraining
Veränderungen des Lebensstils (Gewichtsreduktion, Überprüfung und ggf. Anpassung der Trinkmenge, Anpassung von Ernährungsgewohnheiten, Verzicht auf Nikotin,…) können verschiedene Beckenbodenbeschwerden positiv beeinflussen.
Aber auch kleine Verhaltensänderungen und Strategien können Ihnen im Umgang mit den Beschwerden im Alltag helfen. Oft ist dies Teil der bereits angesprochenen Physiotherapie.
- Anpassung von Pessaren
Pessare sind Hilfsmittel aus Silikon, welche in die Scheide eingeführt werden können, um bei einer Senkung den Beckenboden zu unterstützen und die Organe an Ort und Stelle zu halten. Hier gibt es verschiedene Formen (Würfel, Ringe, Schalen,…) und Größen. Manche Pessare können Sie selbstständig täglich wechseln, andere können über einige Wochen in der Scheide verbleiben und werden dann regelmäßig beim Frauenarzt/ärztin oder in unserer Sprechstunde gewechselt. Sollten Sie diese Therapie ausprobieren wollen, erklären wir Ihnen in unserer Sprechstunde gerne die Handhabung und können Ihnen ein entsprechendes Pessar rezeptieren.
Diese Therapie kann entweder langfristig oder auch überbrückend bis zu einer geplanten Operation erfolgen.
- Östrogentherapie
Nach den Wechseljahren wird die Schleimhaut der Scheide durch einen Hormonmangel oft sehr trocken, was einen negativen Effekt auf den Beckenboden haben kann. Sowohl eine Harninkontinenz als auch Harnwegsinfektionen, Druckstellen und Blutungen werden begünstigt. Dann ist eine lokale Therapie mit niedrig dosiertem Östrogen sinnvoll und sicher.
- Medikamentöse Therapie
Zur Therapie der Überaktivität der Harnblase sowie der Belastungsharninkontinenz gibt es wirksame medikamentöse Therapien. Je nach Medikament sind verschiedene Nebenwirkungen möglich, welche wir vorab mit Ihnen besprechen werden. Die Tabletten werden einmal täglich eingenommen, eine Wirkung tritt meistens nach ca. 4 Wochen ein. Daher ist es wichtig, diese auch bei zunächst ausbleibendem Therapieerfolg einzunehmen und nach ausreichend langer Anwendung den Therapieerfolg zu beurteilen. Sollte keine Besserung der Beschwerden erreicht werden oder unangenehme Nebenwirkungen auftreten, so kann über einen Wechsel des Medikamentes nachgedacht werden.
Operative Behandlung
Sollten die konservativen Therapien keinen zufriedenstellenden Therapieerfolg ergeben, so können wir Ihnen verschiedene operative Therapien anbieten.
- Belastungshharninkontinenz
Bei einer Belastungsharninkontinenz ist die am häufigsten durchgeführte Operation die Anlage eines „Bändchens“ (Tension free vaginal tape – TVT – spannungsfreies Vaginalband). Hierbei wird (meistens in Vollnarkose) von der Scheide aus ein kleines Kunststoffband unter die Harnröhre gelegt. Hierdurch wird die Harnröhre bei Druckbelastung stabilisiert. Ca. 90% der Patientinnen sind nach der Operation zufrieden.
Alternativ kann die Harnröhre in einer sehr kurzen Operation mit einem speziellen Gel unterspritzt werden (Bulkamid®). Auch eine Anhebung des Blasenhalses im Rahmen einer Bauchspiegelung ist möglich.
- Überaktivität der Harnblase
Bei einer Überaktivität der Harnblase kann in einer sehr kurzen und komplikationsarmen Operation Botox (Botulinustoxin) in den Harnblasenmuskel gespritzt werden. Hierbei handelt es sich um ein von Bakterien produziertes Nervengift, das Muskeln vorübergehend lähmen kann. Dadurch wird der Harnblasenmuskel „gebremst“, der ständige Harndrang verbessert sich meistens erheblich. Sehr selten kann dieser Effekt zu stark ausfallen, sodass die Harnblase nicht vollständig oder gar nicht entleert werden kann. Da der Effekt erst nach ca. 2 Wochen eintritt, werden wir Sie hier nochmals in unserer Sprechstunde sehen und die Harnblasenentleerung überprüfen. Bei entsprechenden Problemen kann es notwendig sein, dass Sie Ihre Harnblase vorübergehend mithilfe eines dünnen Katheters selbst entleeren. Da der Botox-Effekt jedoch lediglich 6-9 Monate anhält, ist dies nicht von Dauer. Andererseits kann es dadurch notwendig sein, die Operation bei zunächst gutem Therapieerfolg im Verlauf zu wiederholen.
- Senkungszustände
Je nach Art der Senkung, Alter, sexueller Aktivität, Begleiterkrankungen und natürlich Ihren Wünschen kommen verschiedene Operationsmöglichkeiten in Betracht.
Hierbei kann über die Bauchdecke operiert werden – heutzutage meistens nicht über einen großen Schnitt sondern minimalinvasiv durch eine konventionelle Bauchspiegelung (Laparoskopie) oder mithilfe eines Operationsroboters. Meistens werden dann durch Einsatz eines Kunststoffnetzes die Scheide sowie Harnblase und Darm in ihrer ursprünglichen Lage fixiert und stabilisiert. Oftmals ist es dafür hilfreich, die Gebärmutter oberhalb des Gebärmutterhalses zu entfernen. Dies kann aber individuell entschieden werden.
Andererseits kann eine Senkung auch von der Scheide aus operiert werden. Hier stehen gebärmuttererhaltende Verfahren sowie Operationen, in denen die Gebärmutter entfernt wird, zur Verfügung. Oftmals wird hier kein Fremdmaterial (Kunststoffnetz) benötigt, der Einsatz kann jedoch in komplizierten Fällen oder bei Rezidiven (Wiederauftreten nach bereits erfolgter Operation) sinnvoll sein.
Die Vor- und Nachteile der verschiedenen Operationen werden wir Ihnen in der Sprechstunde erklären und je nach Situation abwägen.
Physiotherapie
Wir führen in angenehmer Atmosphäre die Einzeltherapie bei Inkontinenz, Beckenbodenschwäche und anderen Funktionsstörungen durch. Dabei spielen die Wahrnehmung und Kräftigung der Muskulatur eine große Rolle, aber auch entspannende und lösende Techniken. Wir beraten rund um die Verhaltensweisen und Möglichkeiten zur Verbesserung der Inkontinenzbeschwerden und nutzen die Elektrotherapie, insbesondere Biofeedback. Hiermit kann die Wahrnehmung der Beckenbodenmuskulatur geschult werden. Teil der Physiotherapie sind ein rücken- und beckenbodengerechtes Bück-, Hebe- und Tragetraining, sowie Haltungskorrekturen.
Anmeldung und Terminvergabe zentrale Physiotherapie
- Annette Dorner
Physio Pelvica (info),Manuelle Therapie, Fußreflexzonentherapie nach Marquardt, Manuelle Lymphdrainage, Bindegewebsmassage, Physiotherapie nach Brustoperationen, Somatic Experiencing (körperorientierte Traumatherapie)
Tel.: 0761 270-30460
annette.dorner@uniklinik-freiburg.de
- GYROTONIC® in der Zentralen Physiotherapie
Das GYROTONIC EXPANSION SYSTEM® ist ein ganzheitliches Bewegungstraining, in dessen Mittelpunkt die Wirbelsäule steht. Diese stärken wir in ihrer Funktion in Streckung, Beugung und Rotation. Durch die wellen-, spiral- und kreisförmigen Bewegungen werden im Verbund gleich mehrere Muskelfunktionsketten beansprucht, die für die Stabilität der Wirbelsäule von Bedeutung sind.
GYROTONIC® ist ein Bewegungstraining für- mehr Kraft und Beweglichkeit
- geistige Flexibilität und Koordination
- Regeneration und Entspannung
- Prä- und postnatale Unterstützung
GYROTONIC® hilft Frauen während der Schwangerschaft und nach der Geburt. Mit ausgewählten Übungsserien kräftigen wir nach der Geburt die Bauch- und Rückenmuskulatur, trainieren auf vielfältige Weise den Beckenboden und unterstützen den Körper mit entsprechenden Atemmustern.
Kontakt
Katharina Bethke