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Krankheitsbilder

Die Urogynäkologie befasst sich mit den Problemen des weiblichen Beckenbodens. Kurz gesagt kümmern wir uns um Beschwerden, die den Beckenboden betreffen. Hierbei spielen Gebärmutter und Scheide sowie auch Harnblase und Darm eine wichtige Rolle, wenn sie durch einen geschwächten Beckenboden Probleme machen.

Die häufigsten Beschwerden in unserer urogynäkologischen Sprechstunde sind

  • Harninkontinenz
  • Senkungszustände von Gebärmutter, Scheide, Blase und / oder Darm
  • Beschwerden nach einer Geburt, Beratung vor einer weiteren Geburt
  • Häufige Blasenentzündungen

Harninkontinenz

Unter Harninkontinenz versteht man einen ungewollten und unkontrollierten Urinabgang. Oft wird die Inkontinenz im Alter, auch im Zuge der hormonellen Umstellung in den Wechseljahren, verstärkt. Aber auch junge Frauen, zum Beispiel während bzw. nach Schwangerschaften oder Geburten, können unter einer Harninkontinenz leiden.

Leider ist die Harninkontinenz weiterhin ein Tabuthema, sodass die betroffenen Frauen das Problem nicht mit ihren behandelnden ÄrztInnen besprechen, obwohl der Leidensdruck immens sein kann. Es wird meist angenommen, dass dies nun ein Zustand ist, den Frauen im Alter und nach Schwangerschaft und Geburt sowieso hinnehmen müssen.

Wichtig zu wissen ist es, dass eine Harninkontinenz zunächst einmal nicht gefährlich ist. Aufgrund der jedoch meistens sehr lästigen Symptome und dadurch starken Einschränkung der Lebensqualität wollen wir Sie jedoch ermutigen, die Beschwerden anzusprechen. Eine Harninkontinenz ist durchaus behandelbar und sollte in keinem Lebensalter normal sein.

Die häufigsten Formen der Harninkontinenz sind die Belastungsharninkontinenz und die Überaktivität der Harnblase.

Formen der Inkontinenz:

  1. Belastungsharninkontinenz

    Bei einer Belastungsharninkontinenz geht bei körperlicher Belastung (z.B. Husten, Niesen, Lachen, Sport, Tragen schwerer Gegenstände,…), Urin verloren. Ursache ist dabei, dass der Verschlussmechanismus der Harnröhre bei Druck von oben nicht stark genug ist, um den Urin in der Blase zu halten. Dies kann schon bei sehr leichter Belastung (z.B. normales Gehen) oder nur gelegentlich bei starker körperlicher Aktivität (z.B. Joggen oder Springen) auftreten.

  2. Überaktivität der Harnblase

    Bei einer Überaktivität der Harnblase müssen die betroffenen Frauen oft sehr plötzlich, überfallartig zur Toilette. Teilweise geht bereits vor dem Erreichen der Toilette Urin verloren. Auch ein sehr häufiger Harndrang kann zu diesem Symptomkomplex gehören. Oft tritt der Harndrang in typischen Situationen auf, z.B. wenn man nach Hause kommt und den Schlüssel in die Wohnungstür steckt, in die Kälte geht, den Wasserhahn anstellt oder sich die Hände wäscht. Bei manchen Frauen besteht dieses Problem nur tagsüber, andere müssen auch nachts ständig zur Toilette.

    Andere Bezeichnungen für dieses Problem sind Dranginkontinenz, Reizblase, Urgeinkontinenz, Detrusorinstabilität bzw. –überaktivität.

Oftmals können die beiden Formen aber nicht so strikt voneinander getrennt werden, da Beschwerden aus beiden Gruppen auftreten. Dann liegt eine „Mischharninkontinenz“ vor.

Seltenere Formen der Harninkontinenz sind die Überlaufblase (Urinverlust bei überfüllter Harnblase), die neurogene Detrusorüberaktivität (Überaktivität des Blasenmuskels durch neurologische Erkrankungen) oder die extraurethrale Inkontinenz (z.B. bei Fisteln).

Auch diese sollten überprüft und ggf. ausgeschlossen werden, um eine optimale Therapie einzuleiten.

Senkungszustände von Gebärmutter, Scheide, Blase und / oder Darm

Im Laufe des Lebens kann es z.B. durch Schwangerschaften und Geburten aber auch durch andere Faktoren wie andauernde körperliche Belastung oder Übergewicht zu einer Beckenbodenschwäche kommen. Dies kann zur Folge haben, dass sich Gebärmutter, Scheide, Blase oder Darm absenken, oft liegen kombinierte Senkungszustände vor.

Manche Frauen haben keine oder nur sehr wenige Beschwerden, andere bemerken ein störendes Fremdkörper- oder Druckgefühl in der Scheide oder können Blase oder Darm nicht richtig entleeren. Auch Schmerzen oder Beschwerden beim Geschlechtsverkehr können auftreten. In ausgeprägten Fällen treten die Organe bis vor den Scheideneingang und sind dann als störender Fremdkörper sicht- und tastbar. Dann besteht auch die Gefahr von Schleimhautblutungen oder -verletzungen durch ständiges Reiben an der Unterwäsche und Austrocknen des Gewebes.

Prinzipiell ist auch eine Senkung nicht gefährlich. Kann jedoch die Harnblase nicht oder nur sehr schwer entleert werden oder treten Blutungen und Verletzungen der Schleimhaut auf, besteht eine klare Empfehlung zur Therapie. Und natürlich können wir immer dann helfen, wenn die Beschwerden als störend oder einschränkend empfunden werden. Auch hier gibt es je nach Alter, Lebensphase und Ihren Wünschen und Präferenzen verschiedene konservative sowie operative Therapieoptionen.

Beschwerden nach einer Geburt, Beratung vor einer weiteren Geburt

Schwangerschaft und Geburt stellen eine enorme Herausforderung für den weiblichen Beckenboden dar. Idealerweise regeneriert sich der Beckenboden nach der Geburt wieder und erlangt seine Funktion wie vor der Schwangerschaft.

Bei einigen wenigen Frauen schafft es der Beckenboden jedoch nicht, sein Ausgangsniveau zu erreichen. Es können eine Harn- oder Stuhlinkontinenz oder auch eine Senkung auftreten.

Frauen, welche bei einer vaginalen Geburt einen höhergradigen Dammriss (Beteiligung des analen Schließmuskels) erlitten haben, erhalten automatisch 8-12 Wochen nach der Entbindung einen Termin in unserer urogynäkologischen Sprechstunde. Nach adäquater Versorgung der Geburtsverletzungen sind hier bereits meist keine ausgeprägten Beschwerden mehr vorhanden. Sollte dies jedoch der Fall sein, gibt es verschiedene Optionen, den Beckenboden langfristig zu stärken und seine Funktion wiederherzustellen.

Aber auch wenn Sie bei der Geburt keine höhergradige Geburtsverletzung hatten, selbst jedoch störende Symptome wie Harninkontinenz oder eine Senkung bemerken, ist es wichtig, darüber zu sprechen und Sie und Ihre Beschwerden ernst zu nehmen. Gerne untersuchen wir Sie in unserer Sprechstunde, um festzustellen, welche Probleme vorliegen und für Sie eine zu Ihnen und Ihrer weiteren Lebens- und Familienplanung passende Therapie zu finden.

Wenn Sie erneut ein Baby erwarten und sich Sorgen um Ihren Beckenboden im Verlauf der Schwangerschaft oder bei der bevorstehenden Geburt machen – sei es aufgrund einer vorangegangenen Geburt mit einem höhergradigen Dammriss oder weil Sie nach der vorherigen Geburt bleibende Probleme mit dem Beckenboden haben – beraten wir Sie gerne, was Sie bereits in der Schwangerschaft präventiv tun können aber auch was für Sie und Ihr Baby der optimale Geburtsmodus ist.

In all diesen Fragen arbeiten wir eng mit der Abteilung für Geburtshilfe zusammen.

Häufige Blasenentzündungen

Wenn es mehr als dreimal pro Jahr zu einer Blasenentzündung kommt, spricht man von gehäuften (rezidivierenden) Harnwegsinfekten. Oft müssen aufgrund der Beschwerden mehrfach im Jahr Antibiotika eingenommen werden. Teilweise belastet dies die Frauen sehr, da sowohl die Beschwerden (Unterbauchschmerzen, schmerzhaftes, häufiges Wasserlassen, …) als auch die ständige ärztliche Konsultation sowie Medikamenteneinnahme die Lebensqualität stark einschränken können.

Oft findet sich hierfür keine konkrete oder bedrohliche Ursache. Durch eine Untersuchung des Urins, eine gynäkologische Untersuchung inklusive eines Ultraschalls sowie ggf. Ergänzung einer Blasenspiegelung können verschiedene Auslöser erkannt oder ausgeschlossen und dann eine entsprechende Therapie eingeleitet werden.