Selbsthilfe-Coaching
Einzelgespräche für Krebspatient*innen von ehemaligen Krebspatient*innenDie Modellphase des Coaching-Projektes ist abgeschlossen. Über eine mögliche Wiederaufnahme in 2024 halten wir Sie hier auf dem Laufenden.
Über das Projekt:
Um die Belastungen, die mit der Diagnose und den Folgen einer Krebserkrankung einhergehen, gut zu bewältigen, gewinnen neben professionellen psychosozialen Unterstützungsangeboten auch nicht-professionelle Angebote von Gleichbetroffenen immer mehr an Bedeutung. Dieser Erkenntnis folgend, befasst sich das von der Freiburger Gesellschaft zur Förderung der Forschung Tumorbiologie geförderte Forschungsprojekt ExPEERtise mit der Entwicklung und Erprobung eines Coaching-Programmes, in dem ehemalige Krebspatient*innen Gespräche und Erfahrungsaustausch mit erkrankten Patient*innen in der Akut- und Rehaphase anbieten. Das Projekt untersucht die Frage, inwieweit diese Form der Unterstützung durch ehemalige Krebspatient*innen zur Unterstützung und Stärkung der Patientenkompetenz von Gleichbetroffenen beitragen kann. Die kostenlosen Einzelgespräche sollen in Reha-Kliniken und anderen onkologischen Zentren stattfinden, können aber auch telefonisch, über eine Online-Plattform oder an einem Ort der gemeinsamen Wahl geführt werden.
Das ExPEERtise-Projekt wurde mit dem Innovation for Patientcare Award 2021 ausgezeichnet.
Was kann Selbsthilfe-Coaching leisten:
Die bisherige Forschung zu Selbsthilfe-Coaching bzw. Peer Mentoring Programmen hat gezeigt, dass sich derartige Programme positiv auf das psychische Wohlbefinden und die Lebensqualität der Patient*innen auswirken können. Die Coaches bieten Unterstützung in Form von Erfahrungs- und Informationsaustausch und können Wege zu hilfreichen Bewältigungsstrategien aufzeigen. Auch geben sie emotionale Unterstützung durch Ermutigung und Empowerment. Der Austausch mit Gleichbetroffenen kann das Gefühl der Einsamkeit und Überforderung bei Patient*innen in der Akut- oder Rehabilitationsphase reduzieren. Das gemeinsame Problemlösen und der Erhalt bzw. die Gabe von Hilfe zu einem gemeinsamen medizinischen Thema fördert ein Gefühl der Reziprozität zwischen den beiden Parteien, was außerdem entlastend wirkt. All diese Punkte können zu einer Zunahme an Zuversicht und Selbstwirksamkeit bei den Patient*innen führen, einen Zuwachs an wahrgenommener sozialer Unterstützung bewirken, die Stimmung verbessern und die Selbstfürsorge optimieren. In der Folge kann es zu einer Verbesserung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität, des Gesundheitsverhaltens (z.B. bessere Einhaltung des Medikamentenplans) und der Kontrolle der Erkrankung kommen. Selbsthilfe Coaching versteht sich als laienbasiertes Unterstützungsprogramm, welches die bestehenden professionellen Unterstützungsangebote ergänzen kann.
Qualifikation der Selbsthilfe-Coaches:
Als Selbsthilfe-Coaches in diesem Projekt wurden 20 ehemalige Krebspatient*innen mit unterschiedlichen Krebsdiagnosen aus Freiburg und Umgebung ausgebildet, bei denen die Akutphase der Erkrankung und die onkologische Therapie abgeschlossen sind und die ihre Erkrankung erfolgreich verarbeitet haben. Die Selbsthilfe-Coaches erhielten eine Schulung (Umfang: 14 UE à 45 min über 6 Wochen) und festigen ihr dabei erworbenes Wissen in fortlaufenden Übungsgruppen. Im Rahmen der Schulung erlangten sie theoretische Kenntnis und praktische Fertigkeiten zu den Themen Kommunikationstechniken, Krankheitsverarbeitung, patientenzentrierte Haltung, Abgrenzung, Selbstfürsorge, Ressourcenaktivierung und Umgang mit schwierigen Gesprächssituationen. Eine Evaluation der einzelnen Schulungsteile wurde zur Verbesserung und Weiterentwicklung des Programmes durchgeführt. Die Selbsthilfe-Coaches erhalten über den Zeitraum, in dem die Coaching-Gespräche stattfinden, regelmäßig Supervision durch psychologische Fachkräfte.
Patient*innen, für die das Angebot passen könnte:
Das Angebot richtet sich an alle Patient*innen mit der Diagnose einer Tumorerkrankung in der Akut- oder Rehaphase sowie Nachsorge. Sie sollten Interesse an einem oder mehreren Gesprächen mit den Selbsthilfe-Coaches haben. Da das Projekt wissenschaftlich begleitet wird, werden die Patient*innen gebeten, einen Online-Fragebogen zur Bewertung der Gespräche und des Programms insgesamt auszufüllen. Wir bemühen uns um eine Passung der Diagnosegruppen zwischen Selbsthilfe-Coach und Patient*in. Sollte dies nicht möglich sein, wählen wir nach Passungskriterien wie Geschlecht oder Alter. Auch in diesen Fällen ist das Selbsthilfe-Coaching erfolgsversprechend, da über Belastungen und übergreifende Themen der Krebserkrankung gesprochen werden kann.
Doch warum engagieren sich ehemalige Patient*innen als Selbsthilfe-Coaches? Hier eine Reihe von Antworten, die wir auf diese Frage von den Teilnehmer*innen bekommen haben.
„Ich engagiere mich als Selbsthilfe-Coache, weil…
…mir auch zugehört wurde. Und ich weiß, dass es hilft.“
….ich Betroffenen zeigen will, dass man aus der Krise auch wieder rauskommen kann.“
… ein Angebot von Betroffenen für Betroffene mit Gesprächen auf Augenhöhe aus meiner Sicht eine perfekte Ergänzung zu professionellen Angeboten ist.“
… es für mich immer wieder bereichernd ist, Menschen kennen lernen und kurzzeitig begleiten zu dürfen.“
Patient*innen, die das Gesprächsangebot angenommen haben, fanden unter anderem hilfreich:
„… dass Erfahrungen, die ich zur Zeit mache, verstanden wurden, weil sie selbst so erlebt wurden. Es tut gut, wenn jemand zuhört und man gehört wird.“
„…an Hand des Selbsthilfe-Coaches zu sehen, dass man ein Jahr nach der Behandlung wieder normal leben kann.“
„…die persönliche Erfahrung der Beraterin und ihr ruhiger und souveräner Umgang mit der Erkrankung.“
„…die ehemalige Patientin wusste genau um die Probleme meiner Erkrankung und kannte sich sehr gut aus. Durch das Coaching habe ich das Gefühl bekommen, nicht alleine zu sein mit der schwierigen Situation.“
Kontakt:
Falls Sie Fragen haben oder weiterführende Informationen wünschen, kontaktieren Sie uns gerne:
Projektleitung: Prof. Dr. phil. Joachim Weis
Stiftungsprofessur für Selbsthilfeforschung
Tumorzentrum Freiburg – CCCF
Universitätsklinikum Freiburg
Hugstetterstr. 49
79106 Freiburg
Das Projekt wird gefördert durch die Fördergesellschaft Forschung Tumorbiologie.