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1000 Büchsen rasen täglich durch die Rohrpostanlage. Das Universitäts-
Notfallzentrum (UNZ) verschickt die meisten
10800 Meter schlängeln sich die
Rohre im Untergrund durch das
Klinikum. Das entspricht einer
Strecke von der Uniklinik bis
nach Schallstadt. Die Rohre füh
ren hoch bis zu den Stationen
und befördern mit elf Kilo
metern in der Stunde gefüllte
Büchsen mit Proben. Die Rohr
postanlage funktioniert wie ein
Verkehrsmittel: Sie ist in ver
schiedene Linien eingeteilt. Al
les ist genau durchdacht, damit
wichtige Proben im Klinikum
schnell von A nach B kommen.
Dieter Böhm weiß genau, wo
welche Büchse gerade im Klini
kum unterwegs ist. Auf seinem
Bildschirm hat er die Kontrolle
über das ganze System. „Wenn
es irgendwo klemmt, sind wir
dran“, sagt Böhm, der seit 1991
als Aufzugsmonteur am Klini
kum arbeitet. „Jede Station ist
dafür verantwortlich, dass die
Büchsen rechtzeitig in Empfang
genommen werden“, betont er.
Sollte doch mal eine stecken
bleiben, müssten Rohre aufge
schnitten werden, um an die
Büchse zu gelangen. Das kam
bisher jedoch nicht oft vor.
Für Öykü Ucarli und ihre Kol
legen auf Station Kessel-von-Eicken in der HNO-Klinik ist die
Bedienung der Anlage mittler
weile Routine. Die Büchse ver
schwindet an der Station hinter
einem Rollladen, wenn Öykü
Ucarli auf den Zielknopf drückt.
Sie wählt die Nummer eins und
dann geht es auch schon los.
Durch Über- und Unterdruck
wird die Büchse angetrieben, um
zum Zentrallabor zu gelangen.
Hätte sie die zwei gewählt, wäre
die Büchse zur Blutbank, bei
Knopf drei zur Apotheke geleitet
worden. Damit die einzelnen Sta
Proben flitzen durch den Keller
Drei Meter in der Sekunde bewegt sich
eine Büchse, die mit elf Stundenkilome-
tern auf die Reise geschickt wird.
1000 Stück sind es täglich. Die meisten
Büchsen verschickt das UNZ
tionen in einer Klinik Bescheid
wissen, ob schon etwas unter
wegs ist, leuchtet an jeder An
lagestation eine gelbe Ampel auf.
Rote Büchsen =
Notfall
Drei Meter in der Sekunde be
wegt sich die Büchse, die Öykü
Ucarli abgeschickt hat. Über die
Verteilerzentrale 3 wird sie auf
die Linie 11 umgeleitet und dann
über eine weitere Linie in Rich
tung Zentrallabor umgesetzt.
Dort rauscht sie dann bei den
Mitarbeitern an. Dieses Mal ist
es eine blaue Büchse. Büchsen
mit zwei roten Rändern bedeuten
Notfall. „Zwischen 9 und 10 Uhr
ist es richtig heftig. Da muss
dann immer jemand bereitstehen
und die vielen Büchsen anneh
men“, sagt Brigitte Mark, Medi
zinisch-technische Assistentin
im Zentrallabor. Die leeren
Büchsen geben die Mitarbeite
rinnen und Mitarbeiter dann zu
rück in eine Abwurfanlage, wo
sie mit 22 Kilometern in der
Stunde zurück zur jeweiligen
Klinik sausen. Falls eine Probe
einmal aus Versehen zum Zen-
trallabor geschickt wurde, kann
sie über eine Rücksendestation
wieder zurückgeschickt werden.
Spontan
und schnell
Die Klinikapotheke schickt
über die Rohrpostanlage Spon
tan-Transporte, wie zum Bei
spiel Medikamente, los, zur
Die Rohrpostanlage besteht aus zwei Anlageteilen: Eine
Anlage besteht aus 26 Linien, die im Untergrund des Klini
kums entlanglaufen. Der Rohrdurchmesser beträgt
160 Millimeter. Die andere Anlage hat eine Linie mit
einem Rohrdurchmesser von 110 Millimetern und ist spe
ziell für Schnellschnitte gebaut. 105 Stationen können
die Rohrpostanlage nutzen.
Zwei Anlagen im Untergrund
Blutbank werden meist nur Pro
ben geschickt. Schnellschnitte
erhält die Pathologie über eine
Extra-Linie.
Vor acht Jahren wurde die
Rohrpostanlage in Betrieb ge
nommen. Waren es im Jahr 2008
gerade mal 600 gefüllte Sen
dungen pro Tag, die durch die
Rohre huschten, sind es mittler
weile 1000 Büchsen. „Die Rohr
postanlage ist bei den Mitarbei
tern zur Selbstverständlichkeit
geworden und wird sehr intensiv
genutzt“, sagt Frank Kotterer,
Abteilungsleiter im Geschäfts
bereich Technik. Auch das neue
Zentrum für Translationale Zell
forschung (ZTZ) verschickt seit
März unterirdisch Proben. „Die
Anlage lebt und wächst mit der
gesamten Uniklinik mit“, betont
Frank Kotterer.
Das
Interdisziplinäre Tumorzentrum (ITZ)
und die
zukünftige Kinderklinik
werden an das Rohrpostsystem angeschlossen
flitzen durch die Rohre
1000
Sendungen
Ab in die Waschmaschine:
Nach
500
Sendungen
werden die Büchsen gereinigt
Hauptverkehr: Zwischen
10 & 14 Uhr
rauschen am meisten Büchsen durch den Klinikuntergrund
„Die Anlage lebt und wächst
mit der Uniklinik mit.“
Frank Kotterer, Abteilungsleiter im Geschäftsbereich Technik
Ab in die Röhre: Wenn’s
schnell gehen muss,
werden die roten
Notfall-Büchsen auf
ihre unterirdische Reise
durchs Klinikum
geschickt
Dieter Böhm weiß genau,
wo welche Büchse
gerade unterwegs ist.
„Wenn’s irgendwo
klemmt, sind wir dran“,
sagt der gelernte
Aufzugsmonteur
Für Brigitte Mark
und
ihre Kollegen im
Zentrallabor ist die
Bedienung der Anlage
mittlerweile Routine