

Tumorgewebe restlos entnommen
wurde“, zitiert Gitsch eine breit an-
gelegte Studie.
Die internationalenTherapiestan-
dards empfehlen, dass Eierstöcke
und Gebärmutter, das große Bauch-
netz und die Lymphknoten im klei-
nen Becken und entlang der großen
Bauchschlagader entfernt und Ge-
webeproben aus den angrenzenden
Organen genommen werden. Eine
Ausnahme ist bei jüngeren Frauen
mit Kinderwunsch möglich, wenn
der Krebs im Frühstadium entdeckt
wird. Bei ihnen können manchmal
die Gebärmutter und der gesunde Ei-
erstock erhalten werden.
Noch vor zehn Jahren verschenk-
ten viele Kliniken einen großen Teil
der Heilungschancen, indem sie sich
nicht an diese Standards hielten.
Mehr als die Hälfte der Patientin-
nen mit Eierstockkrebs wurde nicht
entsprechend behandelt. Heute
ist das zum Glück anders: „Die Ar-
beitsgemeinschaft Gynäkologische
Onkologie und regelmäßige Fort-
bildungen für niedergelassene
Ärzte haben bewirkt, dass heu-
te allen klar ist, wie wichtig die
leitliniengerechte Behandlung für
das Überleben der Patientinnen ist“,
sagt Gitsch.
Die Freiburger Klinik für Frauen-
heilkunde ist als gynäkologisches
Krebszentrum zertifiziert und be-
teiligt sich regelmäßig an Studien
zu neuen Medikamenten. Neben
der medizinischen Versorgung wird
auch die persönliche Betreuung der
Patientinnen großgeschrieben. Dazu
gehört eine ausführliche Vorbespre-
chung genauso wie eine umfassende
Beratung zu Bewegung, Ernährung
und zusätzlichen Möglichkeiten
der integrativen Medizin. „Für den
Erfolg der Behandlung ist es ganz
wichtig, dass sich die Frauen bes-
tens unterstützt fühlen“, erläutert
Rautenberg. Oft leistet auch die Psy-
choonkologie wertvolle Hilfestel-
lung, damit die Patientinnen sich
an die neue Situation gewöhnen und
ihren Weg finden, mit dem Krebs zu
leben.
EIERSTOCKKREBS
GUT BEGLE ITET
MIT KREBS LEBEN
Eierstockkrebs wird bei vielen Frauen
zu spät erkannt und kann dann nicht
mehr vollständig geheilt werden. Mit
guter medizinischer Begleitung kön-
nen die betroffenen Frauen aber mög-
lichst lange ein Leben mit dem Krebs
führen – vorausgesetzt, die Behand-
lung beginnt mit einer umfassenden
Operation
Bauchschmerzen, Appetitlosig-
keit, Zunahme des Bauchumfangs
– die ersten Symptome sind unspe-
zifisch und schwer zu deuten, und
selbst der Ultraschall ist bei der
Vorsorge nicht hilfreich. Ein Grund
dafür, dass Eierstockkrebs bei 70
Prozent aller betroffenen Frauen erst
im fortgeschrittenen
Stadium entdeckt
wird. Eine vollstän-
dige Heilung ist dann
nur noch selten mög-
lich. Oft geht es vor allem darum,
wie die Frauen mit der Erkrankung
ihren Alltag gestalten können. Dabei
kann die Medizin sie unterstützen.
„Wir müssen das Ovarialkarzinom
als chronische Erkrankung begrei-
fen, so ähnlich wie Diabetes“, sagt
Professor Dr. Gerald Gitsch, Ärztli-
cher Direktor der Klinik für Frauen-
heilkunde am Universitätsklinikum
Freiburg. Die Freiburger Ärztinnen
und Ärzte haben deshalb stets die
Lebensqualität ihrer Patientinnen
im Blick.
Die Therapieziele werden immer
wieder neu besprochen: Ist es für die
Patientin gerade wichtiger, ein mini-
males Tumorwachstum zu stoppen
oder die Nebenwirkungen möglichst
gering zu halten? Eine Pianistin hat
beispielsweise besonders viel Angst
d a v o r ,
dass ihre
Finger durch die Chemotherapie taub
werden. Eine Schauspielerin möchte
unbedingt ihre Haare behalten. Und
für eine Mutter von kleinen Kindern
ist eine möglichst hohe Lebenser-
wartung von größter Bedeutung.
„Für jede einzelne Patientin wird
in Tumorkonferenzen besprochen,
wie die optimale Kombination aus
Operationen, Chemo- und Strah-
lentherapie sowie Antikörperbe-
handlungen aussehen kann“, erklärt
Dr. Beate Rautenberg, Oberärztin
und Leiterin der Chemoambulanz in
der Klinik für Frauenheilkunde des
Universitätsklinikums Freiburg.
Egal in welchem Stadium der
Krebs entdeckt wird – am Anfang je-
der Therapie steht diemöglichst voll-
ständige Entfernung des Tumors. Da-
mit steigen die Überlebenschancen:
„Die Patientinnen leben deutlich
länger, wenn bei der Operation alles
„Wir müssen das Ovarialkarzinom
als chronische Erkrankung begreifen“
Frauen erhalten jährlich
in Deutschland die
Diagnose Eierstockkrebs
7.000-9.000
Jahre ist der Altersdurchschnitt der an
Eierstockkrebs erkrankten Frauen
63
bösartige Eierstock-Tumore
in fortgeschrittenen Stadien
werden pro Jahr am
Universitätsklinikum
Freiburg operativ entfernt
50 +
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