

KREBSDIAGNOSE
AUS DEM BLUT
LIQUID BIOPSY
Dass Reste von abgestorbenen
oder auch ganze Tumorzellen im
Blut vorkommen, ist seit den 1970er-
Jahren bekannt. „Doch erst jetzt
verfügen wir über eine so leistungs-
fähige Technik, dass wir dieses Ma-
terial auch analysieren können“,
sagt von Bubnoff. Der große Vorteil
der Liquid Biopsy liegt aber nicht
in der Tumorbestimmung, sondern
in der Verlaufskontrolle. Hier bie-
tet die neue Methode
Vorteile gegenüber der
Gewebeprobe. Dank re-
gelmäßiger Bluttests,
sogenanntem
dyna-
mischem Monitoring,
können die Ärzte den
Erfolg der gewählten
Therapie schon sehr früh erkennen.
„Wir wissen damit schon nach Ta-
gen, ob ein Patient auf die Behand-
lung anspricht oder nicht, und im
schlechtesten Fall können wir sofort
gegensteuern“, erklärt von Bubnoff,
der im vergangenen Oktober den
ersten Liquid-Biopsy-Kongress in
Deutschland koordiniert hat. Mehr
als 200 Ärzte und Forscher haben
dort über diese neue molekulare Di-
agnostik und aktuelle klinische Stu-
dien diskutiert.
Bis jetzt können Tumore, die be-
reits bekannt sind, mit Liquid Biopsy
untersucht werden. Die Ärzte wis-
sen in solchen Fällen, nach welchen
Mutationen sie suchen müssen. Zu-
künftig könnte es auch möglich sein,
im Blut eines Patienten die Anzei-
chen für einen Tumor zu entdecken,
von dem noch keiner etwas weiß.
Eine solche Form der Früherkennung
würde die Heilungschancen bei vie-
len Tumorarten enorm erhöhen.
„Hierfür sind die derzeitigen Metho-
den noch nicht empfindlich genug,
aber das wird kommen“, ist sich von
Bubnoff sicher.
Dank regelmäßiger Bluttests, sogenanntem
dynamischemMonitoring, können die Ärzte
den Erfolg der gewählten Therapie schon sehr
früh erkennen
„Wenn sich die genetische
Zusammensetzung des Tumors
während der Therapie ändert,
können wir die Behandlung
exakt auf diesen Tumor
abstimmen“
Wie gut schlägt die Therapie an? Wel-
che Veränderungen der Erbsubstanz
weist ein Tumor auf? Die Gewebebiop-
sie und die bildgebende Diagnostik
sind derzeit die Standardverfahren, um
solche Fragen zu beantworten. Eine
moderne Methode könnte hier per
Bluttest wichtige Zusatzinformationen
geben
Liquid Biopsy – so heißt die neue
Methode, mit der tumorspezifische
Veränderungen der Erbsubstanz,
sogenannte Mutationen, anhand
einer Blutprobe nachgewiesen wer-
den können. Das ist möglich, weil
bösartige Tumore winzige Stücke
ihres mutierten Erbmaterials ans
Blut weitergeben. Werden diese
von den Ärzten in einer Blutprobe
entdeckt, können sie daraus lesen,
welche Mutationen der Tumor trägt.
Das kann vor allem dann von Vorteil
sein, wenn die Menge der aus dem
Tumor freigesetzten Erbsubstanz
nach Beginn der Therapie abfällt und
so einAnsprechen auf die
Behandlung anzeigt. Bei
einem Anstieg nach ab-
geschlossener Behand-
lung lässt sich auf einen
Rückfall schließen. Kann
das genetische Profil des
Tumors bestimmt werden, hat das
weitere Vorteile für den Patienten:
„Wenn sich die genetische Zusam-
mensetzung des Tumors während
der Therapie ändert, können wir
die Behandlung exakt auf diesen
Tumor abstimmen“, sagt Professor
Dr. Nikolas von Bubnoff, Oberarzt an
der Klinik für Innere Medizin I des
Universitätsklinikums Freiburg.
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