

E IN KATALYSATOR FÜR
DI E ZELLFORSCHUNG
Im neugebauten Zentrum für Transla-
tionale Zellforschung (ZTZ) werden ab
März Zellen unter die Lupe genommen,
um neue Ansätze für die Behandlung
von Immundefekten und Krebserkran-
kungen zu finden. DAS magazin sprach
mit der Dekanin der Medizinischen Fa-
kultät der Albert-Ludwigs-Universität
Freiburg, Professor Dr. Kerstin Kriegl-
stein, über besondere Chancen der Zu-
sammenarbeit von Krebsexperten und
Immunsystem-Spezialisten
Welche Rolle spielt das ZTZ für die me-
dizinische Forschung an der Universität
Freiburg?
Im ZTZ arbeiten Forscher aus
zwei sehr wichtigen Forschungs-
schwerpunkten, der Immunologie
und der Krebsforschung, unter ei-
nem Dach. Forschung ist häufig dort
besonders produktiv, wo verschiede-
ne Disziplinen zusammenkommen.
Die gemeinsame Nutzung der Geräte,
gemeinsame Seminare und tägliche
Diskussionen werden Krebsforscher
und Immunologen auf eine neue
Art zusammenführen und den Ide-
enaustausch fördern. Das wird den
Forschungsstandort Freiburg weiter
stärken und international noch bes-
ser sichtbar machen.
Welche Berührungspunkte haben On-
kologen und Immunologen fachlich,
wo können sie kooperieren?
Krebszellen und Immunzellen
haben erstaunlich viele Gemein-
samkeiten. Wichtige Vorgänge wie
Zellteilung, Zellaktivierung und
Zellwanderung werden von Signalen
gelenkt, deren Qualität wesentlich
durch das Erbgut der Zellen bestimmt
DAS NEUE
ZENTRUM FÜR
TRANSLATIONALE
ZELLFORSCHUNG
(ZTZ)
Laborfläche stehen den
Zellforschern zur Verfügung
2400
m
2
wird. Daher verändern Mutationen
im Erbgut auch diese Vorgänge. Bei
Immundefekten kommt es zu einer
Entwicklungsstörung oder Über-
aktivierung von Immunzellen, bei
Krebserkrankungen zur unkont-
rollierten Teilung und Ausbreitung
von Krebszellen. Auf diesen zell-
biologischen Grundlagen bauen die
Kooperationen im ZTZ
auf: bei gemeinsamen
Fo r s c hu ng sme t ho de n
wie der DNA-Sequen-
zierung sowie bei be-
stimmten Mikroskopie-, Zellsor-
tierungs- und Analyseverfahren.
Darüber hinaus hat es in den letz-
ten Jahren relevante Durchbrüche
in der Immuntherapie von Krebs-
erkrankungen gegeben, bei denen
die Krebsforscher viel von den Im-
munologen lernen können.
„Translational“ – das bedeutet die
Umsetzung von theoretischen Ansät-
zen in die Anwendung an Patienten.
An welchen Neuerungen wird im ZTZ
geforscht?
Man unterscheidet zwischen
Grundlagenforschung,
translatio-
naler Forschung und klinischer For-
schung. In der Grundlagenforschung
werden beispielsweise zellbiologi-
sche Mechanismen entdeckt, die
das Wachstum von Krebs- und Im-
munzellen steuern. In der translati-
onalen Forschung wird in Zell- oder
„Forschung ist häufig dort
besonders produktiv, wo
verschiedene Disziplinen
zusammenkommen“
Im neuen Gebäude des ZTZ verteilen sich Großraumlabore
und technische Anlagen auf sechs Etagen. Im Erdgeschoss
ist das Service-Labor „Fluorescence Technologies Core Faci-
lity“ untergebracht, dessen Großgeräte alle Zellforscher der
Medizinischen Fakultät des Universitätsklinikums Freiburg
nutzen können. Es handelt sich um hochspezialisierte Mik-
roskope, Zellsortier- und Durchflusszytometer sowie Geräte,
mit denen DNA-Abschnitte vervielfältigt und quantifiziert
werden können. Die Zellsortierer arbeiten mit unglaubli-
cher Geschwindigkeit, beispielsweise bei der Isolation von
Tumor-Stammzellen: In knapp sechs Stunden suchen sie aus
mehreren hundert Millionen Tumorzellen die wenigen tau-
send Tumorstammzellen heraus, an denen gezielt weiterge-
forscht werden kann.
ZENTRALES SERVICE - LABOR
Zellen pro Sekunde prüft und
sortiert die schnellste FACS-Maschine
30.000
© Oliver Kern
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