

Sechs Assistenzärzte, ein Geschäfts-
stellenleiter, eine Sekretärin und drei
Dokumentationsstellen – so sahen die
Anfänge des Freiburger Tumorzen-
trums aus. Dr. Hartmut Henss, Koor-
dinierender Arzt und späterer medizi-
nischer Geschäftsführer, erinnert sich,
wie das Tumorzentrum zur zentralen
Koordinationsstelle für Krebsforschung
und -behandlung am Universitätsklini-
kum Freiburg heranwuchs
Dr. Henss, wie sah die Geburtsstunde
des Tumorzentrums Freiburg – CCCF
aus?
Das Tumorzentrum Freiburg wur-
de 1981 im Rahmen einer Ausschrei-
bung des Bundesministeriums für
Forschung und Technik gegründet.
Vorbild waren die Comprehensi-
ve Cancer Center der USA: „City of
Hope“ in Los Angeles, „Memorial
Sloan Kettering Center“ in NewYork,
„Roswell Park“ in Buffalo – das wa-
ren schon damals ganze Städte, die
sich der interdisziplinären Krebsbe-
handlung widmeten. In Freiburg saß
das Tumorzentrum zunächst in einer
Baubaracke vor der HNO-Klinik.
Worin bestand die Arbeit des Tumor-
zentrums?
Anfangs habenwir vor allemFort-
bildungen für Ärztinnen und Ärzte
angeboten und uns im Krebsverband
Baden-Württemberg (ATO) ver-
netzt. Dann folgten Fortbildungen
für die Pflege, die mit mehr als 100
Teilnehmern sehr erfolgreich wa-
ren. Wir begannen mit dem Aufbau
des Krebsregisters, in dem bis heute
sämtliche onkologischen Patienten
erfasst werden. Außerdem erarbei-
teten wir Leitlinien für die Diagnose
und Therapie von Tumoren, die die
Erfahrung der einzelnen ärztlichen
Fachrichtungen zusammenführen.
Der Grundgedanke des Tumorzen-
trums ist immer schon gewesen: Jede
Disziplin soll ihr spezielles Know-
how in die Behandlung einbringen.
Wie funktionierte die Zusammenarbeit
der einzelnen Spezialisten?
Es bildeten sich fächerübergrei-
fende Tumorboards, in denen bei-
spielsweise bei Kopf-Hals-Tumo-
ren die Zahnheilkundler und die
Hals-Nasen-Ohren-Experten
ge-
meinsam beraten. Beim Brustkrebs
entstand so das Konzept der soge-
nannten adjuvanten Therapie, die
die operative Entfernung eines Tu-
mors ergänzt. Dabei werden schlum-
mernde Krebszellenmit Medikamen-
ten behandelt, auch wenn sie keine
Symptome verursachen. Dadurch
konnten in bestimmten Risikogrup-
pen 30 bis 40 Prozent aller Rückfälle
verhindert werden. Um das gewon-
neneWissen zu sichern, erarbeiteten
wir im Austausch mit anderen Tu-
morzentren Leitlinien, die alle drei,
vier Jahre aktualisiert wurden.
Wie entwickelte sich das Tumorzen-
trum weiter?
2004 fusionierte das Freiburger
Tumorzentrum mit dem Compre-
hensive Cancer Center, das parallel
VON DER
BAUBARACKE ZUM
SPITZENZENTRUM
WIE DAS TUMORZENTRUM
FREIBURG – CCCF ENTSTAND
nach amerikanischem Vorbild bilden sich
die ersten Tumorzentren in Deutschland
„Der Grundgedanke des
Tumorzentrums ist immer schon:
Jede Disziplin soll ihr spezielles
Know-how in die Behandlung
einbringen“
1975
das Tumorzentrum Freiburg
wird gegründet
1981
erfolgreiche Fusion mit dem Comprehensive
Cancer Center der Medizinischen Klinik I
2004
Freiburg wird als eines der ersten vier
Onkologischen Spitzenzentren von der
Deutschen Krebshilfe gefördert
2007
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