Tumoren der Harnwege
Was sind Tumoren der Harnwege?
Nierenbecken, Harnleiter und Harnblase zählen zu den ableitenden Harnwegen. Krebserkrankungen in diesem Bereich gehen fast immer von der Schleimhaut der Organe (Urothel) aus, woher auch die Bezeichnung Urotheltumoren stammt. Am häufigsten mit ca. 90 % ist die Blase betroffen, wobei das Blasenkarzinom insgesamt einen Anteil von etwa 3 % an den bösartigen soliden Krebserkrankungen hat. Männer sind dabei dreimal so häufig betroffen wie Frauen, das mittlere Erkrankungsalter liegt um das 70. Lebensjahr.
Ursachen
Wie auch beim Lungenkrebs ist der wichtigste Risikofaktor das Rauchen. Weitere Faktoren bei der Entstehung sind chronische Blasentzündungen, häufige Einnahme eines Schmerzmittels mit dem Wirkstoff Phenazetin, Vorliegen der tropischen Infektionskrankheit Bilharziose, Exposition zu ionisierender Strahlung oder stattgehabte Strahlentherapie. Kontakt zu bestimmten chemischen Stoffen, insbesondere aromatischen Aminen, spielt ebenfalls eine Rolle, sodass bestimmte Berufsgruppen ein erhöhtes Risiko aufweisen. Zu diesen zählen z.B. Arbeiter in der Farben-, Kohle- oder Aluminiumindustrie und in der Gummi- und Textilverarbeitung. Eine genetische Komponente in der Tumorentstehung ließ sich bislang nicht sicher identifizieren.
Diagnose
Bei ca. 80 % der Patienten ist das erste Symptom eine rötliche oder bräunliche Verfärbung des Urins, die durch Beimengung von Blut in den Urin (Makrohämaturie) verursacht wird. Schmerzen liegen dabei meistens nicht vor. Auch andere Veränderungen der gewohnten Abläufe beim Wasserlassen sollten Anlass zur Vorsicht gebieten: Häufigerer und verstärkter Harndrang mit Absonderung von jeweils nur kleinen Mengen Harn oder erschwertes Wasserlassen. Außerdem können Schmerzen in der seitlichen Bauch- bzw. Flankenregion auftreten.
Bei Verdacht auf eine Tumorerkrankung der ableitenden Harnwege erfolgen zunächst ein ausführliches ärztliches Gespräch sowie eine körperliche Untersuchung des Patienten. Außerdem wird eine Blutentnahme sowie Urinanalyse durchgeführt. Tumormarker im Blut, die spezifisch bei dieser Art Tumoren erhöht wären, sind bislang nicht entdeckt worden. Es folgen bildgebende Verfahren, die abnorme Veränderungen sichtbar machen sowie gegebenenfalls bereits vorhandene Tochtergeschwülste (Metastasen) detektieren sollen. Dazu gehören eine Ultraschalluntersuchung, Röntgenaufnahmen, Computer- und Kernspintomographie (CT/MRT) sowie eine Skelettszintigraphie. Weiterhin können spezielle Untersuchungstechniken zur Darstellung der ableitenden Harnwege eingesetzt werden: Zum einen kann bei der Urographie oder dem Pyelogramm ein Kontrastmittel über die Vene gespritzt werden, welches anschließend über Nieren und Harnwege aus dem Körper ausgeschieden wird und dabei auf sequentiellen Röntgenaufnahmen dieselbigen abbildet. Zum anderen kann eine Spiegelung mit einem Endoskop (Zystoskopie) durchgeführt werden. Dabei wird ein dünner Schlauch mit einem optischen System in örtlicher Betäubung über die Harnröhre vorgeschoben, wobei dieses Verfahren den weiteren Vorteil bietet, dass eine Gewebeprobe (Biopsie) zur Begutachtung vom Pathologen entnommen werden kann.
Therapie
Stellvertretend für die Urotheltumoren soll an dieser Stelle die Behandlung eines Harnblasenkarzinoms erklärt werden. Wenn alle durchgeführten Untersuchungen gleichermaßen ergeben haben, dass der Tumor klein und noch auf die Schleimhaut der Blase begrenzt ist, kann schonend durch einen endoskopischen Eingriff der Tumor entfernt werden (TUR = transurethrale Resektion). Falls dieses nicht möglich ist, erfolgt in Abhängigkeit des Tumorstadiums ein offenes operatives Verfahren, Chemo- oder Strahlentherapie, wobei diese Optionen häufig kombiniert werden. Eine Besonderheit ist, dass bei Eindringen des Tumors in tiefere Schichten der Blase bzw. Übergriff auf benachbarte Organe im Rahmen der Operation neben den befallenen Organen die komplette Harnblase entfernt werden muss. Daher muss eine neue Möglichkeit der Urinableitung geschaffen werden, z.B. durch Bildung einer Ersatzblase aus einem Stück des Dünndarms oder Ableitung des Urins durch eine künstliche Öffnung in der Bauchdecke (Stoma).
Für weiterführende Informationen bitten wir um Kontaktaufnahme zu Prof. Dr. Waller.