Schwerpunkte
Schwerpunkt Ophthalmopathologie
Die Freiburger Ophthalmopathologie blickt auf eine bereits mehr als 150-jährige Geschichte zurück, beginnend um 1867 mit Wilhelm Manz (1833-1911), dem Inhaber des 1. Lehrstuhls für Augenheilkunde an der Medizinischen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Manz hatte sein ophthalmopathologisches Wissen bei Albrecht von Graefe (1828-1870) in Berlin erworben. Weitere herausragende Persönlichkeiten ophthalmopathologischen Denkens und Wirkens folgten mit Max Knies (1851-1917), Theodor Axenfeld (1867-1930), Wilhelm Wegner (1898-1972), Hanns-Hellmut Unger (1919-2008) und Heinrich Witschel (1937-2019), deren Tradition sich der Schwerpunkt Ophthalmopathologie der Klinik für Augenheilkunde in Freiburg auch weiterhin verpflichtet fühlt.
Die Ophthalmopathologie untersucht pathologisch-anatomische Veränderungen am Auge und an seinen Anhangsorganen wie Lider und Tränendrüsen. Hierzu werden Gewebe- (Histologie) und Zellpräparationen (Zytologie) für klinische und wissenschaftliche Zwecke aufbereitet. Im Vergleich klinischer Bilder mit dem histopathologischen Befund leistet der klinisch tätige Ophthalmopathologe einen wesentlichen Beitrag zum Verständnis der Erkrankungen des Auges und zu einer bestmöglichen, auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmten und unbürokratischen Versorgung seiner Patienten.
In einzigartiger Weise finden sich im Auge auf kleinstem Raum gleich mehrere verschiedene hochspezialisierte Gewebearten, deren histopathologische Befundung augenärztliches Spezialwissen erfordert. Auch können Tumore im Auge oder an den Augenlidern nicht mit dem sonst üblichen Sicherheitsabstand entfernt werden. Die Beurteilung des entnommenen Gewebes erfordert auch in den Randbereichen ein besonderes Maß an Sorgfalt und Genauigkeit um festzustellen, ob der Tumor tatsächlich vollständig reseziert wurde. Weltweit wird die Ophthalmopathologie daher vorwiegend von Augenärzten betrieben, die ihre besonderen Kenntnisse während ihrer Facharztausbildung erwerben und im regelmäßigen Austausch mit Kollegen aus verwandten Bereichen wie der Pathologie oder der Dermatologie beständig weiter vertiefen.
Moderne immunhistochemische und molekulargenetische Diagnoseverfahren und die Kooperation mit Konsilpartnern am Universitätsklinikum Freiburg, sowie mit den Experten der ophthalmopathologischen Fachgesellschaften europaweit und in den USA ergänzen die langjährige ausgezeichnete Expertise unseres nach ISO 9001 zertifizierten Schwerpunkts Ophthalmopathologie in der histologischen Routinediagnostik.
Histologiebesprechungen, "Witschel-Runde"
Jeden Dienstag (ca. 15:30-17:45 Uhr) und Mittwoch (nachmittags nach Vereinbarung) findet eine gemeinsame Besprechung der Leitung des Schwerpunkts Ophthalmopathologie mit Ophthalmologen in Facharztausbildung und weiteren erfahrenen Ärztinnen und Ärzten zur Diagnostik der in der Vorwoche eingesandten Präparate statt.
Im Rahmen der „Witschelrunde“, einem zu Ehren von Herrn Prof. Heinrich Witschel so bezeichneten Qualitätszirkel, werden donnerstags (16:15-17 Uhr) ausgewählte Fälle intern vorgestellt und eingehend besprochen. Vierteljährlich findet sie als überregionale Online-Fallkonferenz statt, zu der europaweit insbesondere Augenärzte, Ophthalmopathologen und Pathologen eingeladen sind, gerne auch mit Vorstellung eigener Fälle. Die Teilnahme an dieser „überregionalen Witschelrunde“ wird seitens der Landesärztekammer mit einem Fortbildungspunkt vergütet. Interessierte Ärztinnen und Ärzte, Studierende und MTA sind herzlich willkommen; auf Anfrage senden wir eine aktuelle Einladung mit Programm und Link zur Zoomsitzung gerne zu. Leitung: Prof. Dr. C. Auw-Hädrich/ Prof. Dr. S. Lang/Dr. S. Nüßle. Telefon 0761 270-40580 (Frau S. Zeitler, Frau B. Joos).
Probenumfang und Herkunft
Am Schwerpunkt Ophthalmopathologie der Klinik für Augenheilkunde in Freiburg werden jährlich ungefähr 4.000 Probenmaterialien von 2.200 Einsendungen untersucht, davon 1.800 von Operateuren (intern) und 380 von externen Einsendern aus ganz Deutschland: Augenkliniken, Augenpraxen und Pathologischen Instituten (Stand Dezember 2022).
Was geschieht mit eingesandten Präparaten in unserem Labor?
Gewebeproben werden unmittelbar nach ihrer Entnahme in Formaldehyd fixiert, wodurch die feingeweblichen Strukturen erhalten und konserviert werden. Die Mitarbeiterinnen des technischen Personals schneiden jedes einzelne Gewebestück entsprechend dem klinischen Befund und der Fragestellung zu und legen es in eine Einbettkassette, um es in einem Gewebeinfiltrationsautomaten mittels Alkohols zu entwässern und mit Paraffin zu durchtränken. Das Gewebestück wird zu einem Paraffinblock gegossen und gekühlt, um mit einem Rotationsmikrotom davon ca. 0,004 mm dünne Schnitte anzufertigen, die anschließend auf Glasobjektträger aufgezogen werden.
Die mit dem bloßen Auge nicht mehr erkennbaren Zielstrukturen auf Zellebene werden nun mit speziellen Farbstoffen angefärbt; als Übersichtsfärbung dient die Hämatoxylin-Eosin (HE-Färbung). Abschließend begutachtet der Ophthalmopathologe das Präparat mit bis zu 1000-facher Vergrößerung unter dem Lichtmikroskop und stellt die Diagnose. Bei bestimmten Fragestellungen gelangen Sonderfärbungen oder Spezialverfahren wie Immunhistochemie zum Einsatz. Die Ergebnisse all dieser Untersuchungen liefern wichtige Hinweise für das weitere therapeutische Vorgehen; sie werden dem einsendenden Arzt in einem Befundbericht übermittelt.
Bei Bedarf erfolgen interne oder externe Konsile mit fachärztlichen Kollegen z.B. des Instituts für Pathologie, der Klinik für Dermatologie und Venerologie (beide Freiburg), oder aus den Fachgesellschaften DOP, EOPS bzw. VZS (s.u.); hierfür steht ein moderner Slidescanner zur Verfügung, der es jedem Konsilparter ermöglicht, histologische Schnittpräparate digital und hochauflösend auf seinem eigenen Bildschirm zu betrachten.
Immunhistochemie
In Ergänzung zur konventionellen histomorphologischen Diagnostik erlaubt die Immunhistochemie (IHC) den Nachweis bestimmter Proteinmarker (Zielantigene), die sich innerhalb oder auf der Oberfläche von Zellen befinden und in der Tumordiagnostik und -klassifizierung von Bedeutung sind, mit spezifisch dagegen gerichteten Antikörpern (Primärantikörper). Im nächsten Schritt werden Sekundärantikörper mit Affinität zum Primärantikörper eingesetzt, die an diesen über zwei verschiedene Eiweißmoleküle (Avidin und Biotin) mithilfe spezieller Enzymmoleküle koppeln. Nach Zugabe eines farblosen Chromogens verändert sich dieses im Falle des Vorhandenseins entsprechender Enzymmoleküle nach farbig. Die Lokalisation der Färbung entspricht der des Zielantigens, sie kann u.a. an der Zellmembran, im Zytoplasma oder im Zellkern liegen (siehe Beispielbilder).
Um diese hier nur stichwortartig beschriebenen, in der Praxis jedoch komplexeren Abläufe so effizient und reproduzierbar wie möglich zu gestalten, wurde 2022 im Zuge der Umsetzung der neuen Verordnung für In-vitro-Diagnostika (IVDR) ein hochmoderner Immunostainer beschafft, bei dem alle Schritte der IHC vollständig automatisiert ablaufen.
Abb. 1. Die Melan-A-Färbung zeigt eine starke Positivität von Naevuszellen, nicht nur in der Tiefe, sondern auch innerhalb und an der Oberfläche des pyogenen Granuloms (aus: Atzrodt L, Lapp T, Reinhard T, Auw-Haedrich C (2020) Transformation of a naevus into a mixed pyogenic granuloma-naevus mimicking conjunctival melanoma. Pathology 52:269-271)
Abb. 2. Zahlreiche CD68-positive Makrophagen (rot) um und im CyPass® Micro-Stent, die auch mehrkernige Riesenzellen (*) in der Pore bilden, umgeben von fibrösem Narbengewebe (**). Der Pfeil zeigt auf das Innere des Stents. (aus: Schoelles K, Anton A, Auw-Haedrich C (2020) Chronic Granulomatous Inflammation after CyPass® Implantation. Ocul Oncol Pathol 6:259-264)
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