

WENN DAS HERZ
DI E KRAFT VERLI ERT
In Deutschland leiden rund zwei Milli-
onen Menschen an einer Herzschwä-
che, auch Herzinsuffizienz genannt.
Etwa 45.000 Menschen sterben jähr-
lich daran. Professor Dr. Andreas Zirlik,
Stellvertreter des Ärztlichen Direktors
Univ.-Professor Dr. Christoph Bode und
Oberarzt an der Klinik für Kardiologie
und Angiologie I des Universitäts-Herz-
zentrums Freiburg · Bad Krozingen, lei-
tet die Einheit für Herzinsuffizienz und
Herztransplantation und erforscht,
wie chronische Entzündungen zur Ar-
terienverkalkung beitragen. Für DAS
magazin beschreibt er die wichtigsten
Anzeichen einer Herzschwäche und
gibt Tipps zur Vorbeugung.
Herzschwäche, Herzinsuffizienz: was
ist das eigentlich?
Bei einer Herzinsuffizienz pumpt
das Herz nicht mehr richtig und kann
deshalb Körper und Organe nicht
ausreichend mit Blut und Sauerstoff
versorgen. Die typischen Symptome
sind Luftnot, Erschöpfung, Wasser-
einlagerungen und Rhythmusstö-
rungen. Halten diese Anzeichen
längerfristig an oder werden stärker,
sollte unbedingt ein Arzt für die Dia-
gnose aufgesucht werden.
Was sind die Ursachen?
Risikofaktoren sind in erster Li-
nie Bluthochdruck, zurückliegende
Herzinfarkte und eine bestehende
Arteriosklerose. Da diese Faktoren
das Herz chronisch schädigen, sind
meist ältere Menschen betroffen.
In etwa 10 Prozent der Fälle ist die
Herzschwäche erblich bedingt oder
wird durch eine Herzmuskel-
entzündung verursacht.
Diese Fälle können
dann auch bei jünge-
ren Patienten auf-
treten.
Was kann man dagegen tun – vorbeu-
gend, aber auch, wenn man sich dieses
Leiden „eingefangen“ hat?
Gefährdete Personen sollten ih-
ren Blutdruck gut kontrollieren. Da-
bei helfen regelmäßige Bewegung
und gesunde Ernährung. Außerdem
gibt es mittlerweile eine Reihe sehr
gut wirkender Medikamente, die
entweder direkt das Herz stärken,
ihm die Arbeit erleichtern oder Fol-
geerscheinungen wie Herzrhyth-
musstörungen bekämpfen. Sollte all
das nicht reichen, können spezielle
Herzschrittmacher und die Erwei-
terung verengter Gefäße
akute Gefahrenherde
bannen.
HERZSCHWÄCHE
Gefährdete Personen sollten
ihren Blutdruck gut kontrollieren.
Dabei helfen regelmäßige Bewe-
gung und gesunde Ernährung
Dr. Heinz-Joachim Büttner ist rundum
zufrieden. Wird er nach zukünftigen
Entwicklungsmöglichkeiten gefragt,
die er sich für die Therapie von ver-
engten Herzkranzgefäßen wünscht,
überlegt der Chefarzt der Interventi-
onellen Kardiologie an der Klinik für
Kardiologie und Angiologie II des Uni-
versitäts-Herzzentrums Freiburg ∙ Bad
Krozingen (UHZ) einen Moment lang.
Dann antwortet er: „Der Status quo ist
eigentlich kaum zu toppen.“ Das liege
vor allem an der neuen Generation von
medikamentenbeschichteten Stents.
Stents sind acht bis 48 Millimeter lan-
ge Röhrchen aus Edelstahlgeflecht, die
bei der Behandlung von Engstellen in
den Herzkranzgefäßen zum Einsatz
kommen.
Solche Engstellen entstehen, wenn
Fette und Bindegewebszellen in den
Wänden der Adern eingelagert wer-
den, die den Herzmuskel mit Blut
versorgen. Durch die Einlagerung
bilden sich Verdickungen in der
Gefäßwand, sogenannten Plaques.
Diese behindern den Blutfluss und
der Herzmuskel erhält nicht genug
Sauerstoff. Erreicht die Einengung
70 bis 80 Prozent des Gefäßdurch-
messers, spüren die Patienten ty-
pische Beschwerden der koronaren
Herzkrankheit wie Atemnot und ein
Engegefühl in der Brust.
Behandelt werden solche Engstel-
len im Herzkatheterlabor. Zunächst
werden die Herzkranzgefäße mithil-
fe von Kontrastmittel genauestens
untersucht. Ist die Engstelle gefun-
den, wird der Stent eingesetzt. Dafür
schiebt der Kardiologe über die Leis-
ten- oder die Handgelenksarterie ei-
nen dünnen Draht über die Engstelle
vor. Der Stent, der als zusammenge-
faltetes Röhrchen auf einen Ballon
montiert ist, wird über den Draht
zu der Engstelle vorgebracht. Direkt
in der Engstelle wird der Ballon vor-
sichtig aufgeblasen, das Edelstahl-
geflecht entfaltet sich und dehnt
gleichzeitig die Engstelle auf. Nach
der Entfernung von Ballon und Draht
hält der Stent die Engstelle offen.
Die modernen Stents sind mit
speziellen Medikamenten beschich-
tet, die verhindern, dass sich neues
Gewebe bildet und eine erneute Ver-
engung entsteht. „Bei unbeschich-
teten Stents treten bei jedem dritten
Patienten Wiederverengungen auf.
Mit der jüngeren Generation der be-
schichteten Stents, die wir seit rund
fünf Jahren einsetzen, ist dies nur
noch bei fünf Prozent der Fall“, sagt
Büttner. Sogar bei chronischen Ver-
schlüssen der Herzkranzgefäße kön-
nen die neuen Stents neun von zehn
Patienten helfen. Nur wenn es sich
um sehr viele, kompliziert gelagerte
Engstellen handelt, rät Büttner zur
Bypass-Operation, bei der eine Art
Umleitung eingesetzt wird. „An-
sonsten sind die Stents und Katheter
so ausgereift, dass selbst technische
Neuerungen die Erfolgsraten kaum
noch steigern können.“
„Selbst technische Neuerungen
können die Erfolgsraten kaum
noch steigern“
der eingesetzen Stents mit Be-
schichtung der jungen Genera-
tion wachsen nicht mehr zu
95%
© inkje - photocase
STENTS
FRE I ER
FLUSS DANK
KLE INER
RÖHRCHEN
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