

wie Bauchweh, Übelkeit, Atemnot,
Rückenschmerzen und Schwindel.
Nur Diabetiker haben oft ein gestör-
tes Schmerzempfinden und bemer-
ken die Symptome nicht.
Was ist bei diesen Anzeichen zu
tun?
Dürschmied
Vor allem sollte
schnellstmöglich der Notarzt
gerufen werden. Dieser warnt so-
fort auch die Klinik vor, so dass der
Patient direkt ins Herzkatheterlabor
gebracht werden kann. Dort führt
ein Kardiologe über die Arm- oder
Leistenarterie einen Katheter ein,
untersucht die Herzkranzgefäße und
öffnet die Engstelle, indem er den
Verschluss mit einem Draht durch-
stößt und mit einem kleinen Ballon
weitet. In aller Regel wird dann noch
ein Stent eingesetzt, um das Gefäß
dauerhaft offen zu halten.
Was sind die wichtigsten
Faktoren für eine erfolg-
reiche Behandlung?
Bode
Die Zeit zwi-
schen Verschluss und
Behandlung ist von wesentlicher Be-
deutung. Der Transport in die Klinik
geht – zur Not per Helikopter – sehr
schnell, und im Herzkatheterlabor
brauchen wir vom Eintreffen des Pa-
tienten bis zum erfolgreich geweite-
ten Verschluss maximal 30 Minuten.
Diese Zeiten sind Qualitätsmerk-
male und werden genau erfasst. Am
kritischsten ist die wertvolle Zeit,
die der Patient zwischen den
ersten Symptomen und dem
Notruf verstreichen lässt: Mit
jeder Minute stirbt mehr Herzmus-
kelgewebe ab. Hier ist jegliches Ab-
warten fehl am Platz.
Wie lässt sich das persönliche Herzin-
farkt-Risiko senken?
Bode
Statistisch gesehen, erhöhen
fortgeschrittenes Alter, Rauchen,
Diabetes, erhöhte Blutfettwerte,
Bluthochdruck und männliches Ge-
schlecht das Risiko für einen Herz-
infarkt. Senken können es regel-
mäßiger Ausdauersport und eine
Gewichtsnormalisierung, die das
Diabetes-Risiko reduziert. Wer älter
als 50 Jahre ist, sollte regelmäßig bei
einem Check-Up seine Herzstrom-
kurve messen lassen. Am wichtigs-
ten ist aber ein Rauchstopp: Dass
seit den 1960er Jahren in den USA
und Europa immer weniger Men-
schen an einem Herzinfarkt sterben,
liegt zu einem großen Teil an dem
gestiegenen Bewusstsein für die Ge-
fahren des Rauchens. Aber auch die
Behandlung des Herzin-
farkts ist dank neuer For-
schungsergebnisse stetig
weiterentwickelt worden.
Woran forschen Sie aktuell?
Dürschmied
Ein wich-
tiger Ansatz sind die
Plaques, die alle Eigen-
schaften chronischer Ent-
zündungen zeigen. Wir
wollen herausfinden, wie
wir diese Entzündungen
hemmen können, damit
es gar nicht erst zu einem
Verschluss kommt.
Bode
Um solche mole-
kularen Entdeckungen zu
machen und in die konkrete Anwen-
dung in der Klinik zu übertragen,
muss man gleichzeitig Arzt und For-
scher sein. Wer so für eine Themen-
stellung lebt, ist nie fertig – es gibt
immer ein neues Projekt zu entwer-
fen, das beim besseren Verständnis
der Ursachen und damit beim Leben-
retten hilft.
PROFESSOR DR . CHR I STOPH BODE
ist seit 1999 Ordinarius und Inhaber des Lehrstuhls für Innere
Medizin (Kardiologie und Angiologie) der Universität Frei-
burg. Als Ärztlicher Direktor leitet er die Klinik für Kardiologie
und Angiologie I des UHZ und die Abteilung Innere Medizin
III (Internistische Intensivmedizin) des Universitätsklinikums
Freiburg. Zuvor war er an der Harvard-Universität, Boston,
USA, und dem Universitätsklinikum Heidelberg tätig.
Patienten pro Jahr behandelt das UHZ
und hat deutschlandweit die meisten
Herzinfarktpatienten
Herzkatheterlabore
stehen rund um die Uhr für
Notfälle bereit
1.100
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WÄCHTER FÜR DAS HERZ
Für Menschen mit besonders hohem Herzinfarkt-Risiko hat
eine Arbeitsgruppe um Professor Dr. Manfred Zehender,
Stellvertretender Ärztlicher Direktor der Klinik für Kardiolo-
gie und Angiologie I des UHZ, den „Guardian“ mitentwickelt
und europaweit erstmalig implantiert. Der Guardian wird
wie ein Herzschrittmacher in den Brustraum eingesetzt
und über einen dünnen Draht mit dem Herzen verbunden.
Das Gerät erkennt eine Durchblutungsstörung frühzeitig
und sendet ein Warnsignal an den Patienten und an die
Rettungsleitstelle, der es auch den Standort des Patienten
mitteilt. Im besten Fall können die verschlossenen Herz-
kranzgefäße wiedereröffnet werden, bevor es zum Herzin-
farkt kommt.
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