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Wie Virtuelle Realität bei Angsterkrankungen helfen kann

Psychiatrie und Psychotherapie

(15.04.2025) Höhenangst zählt zu den häufigsten spezifischen Phobien – eine kognitive Verhaltenstherapie am Universitätsklinikum Freiburg zeigt, wie Betroffene ihre Angst überwinden können.

„Angsterkrankungen lassen sich sehr effektiv behandeln – besonders mithilfe moderner Verfahren wie der Virtuellen Realität (VR)“, sagt Jasmin Peifer, Psychologin in der Arbeitsgruppe für Experimentelle Psychiatrie und Psychotherapie der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Freiburg. „VR ermöglicht eine realitätsnahe, aber logistisch gut umsetzbare Konfrontation mit der angstauslösenden Situation – zum Beispiel mit Höhe, ohne tatsächlich auf einen Turm steigen zu müssen.“ Studien zeigen, dass die Konfrontation in VR vergleichbare Effekte erzielt wie in der realen Umgebung. Doch wie genau funktioniert diese Therapieform? Und welche Erfahrungen machen Patient*innen damit?

Für Menschen mit Höhenangst kann Virtuelle Realität den entscheidenden Schritt Richtung Freiheit bedeuten: Einen Schritt in luftige Höhen – mit sicherem Boden unter den Füßen. ©AdobeStock

Eine Plattform gegen die Angst

Zentraler Bestandteil der Kognitiven Verhaltenstherapie ist die sogenannte Exposition: Die gezielte Konfrontation mit der angstauslösenden Situation. „Bei Höhenangst bedeutet das, sich der Höhe schrittweise auszusetzen“, erklärt Peifer. Genau hier setzt die innovative VR-Anwendung an. In der VR bewegt man sich in drei verschiedenen virtuellen Szenarien – einer Wiese, einer Stadt und einer Berglandschaft. Die Patient*innen stehen dabei auf einer virtuellen Plattform, die sich graduell nach oben bewegt. Je nach individuellem Angstempfinden kann die Höhe dabei bis zu 75 Meter betragen. Das Besondere: Die Patient*innen können das Tempo selbst mitbestimmen und haben auf jedem Höhenlevel die Möglichkeit, sich mit der Situation vertraut zu machen, bevor die Plattform weiter ansteigt. „Wie weit die Plattform nach oben fährt, richtet sich nach dem individuellen Angstempfinden – so kann die Konfrontation flexibel an die Bedürfnisse der Patient*innenangepasst werden“, so Studienleiterin PD Dr. Miriam Schiele, Leitende Psychologin an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie.

Wissenschaftlich fundiert, praxisnah umgesetzt

Die Therapie ist in ein strukturiertes Setting eingebettet. Sie beginnt mit drei Informationsterminen, bei denen die Grundlagen der kognitiven Verhaltenstherapie erklärt und individuelle Ängste eingeordnet werden. Anschließend folgen sechs sogenannte Expositionssitzungen mit einem abschließenden Reflexionstermin. Die gesamte Studientherapie dauert circa sechs Wochen. „Jede Sitzung dauert ein bis zwei Stunden. So bleibt genug Zeit, um sich in Ruhe mit der Angst auseinanderzusetzen“, erklärt Peifer.

Der Vorteil: Die VR-Technologie schafft Situationen, die in der Realität schwer oder gar nicht reproduzierbar wären – etwa das Schweben über einer Stadt oder das Stehen auf einer schmalen Plattform in luftiger Höhe. Gleichzeitig werden klassische Elemente der Verhaltenstherapie wie Gedankenprotokolle und Emotionsanalysen integriert.

Konkrete Hilfe für den Alltag

Neben der eigentlichen Konfrontation mit der Höhe erhalten Patient*innen fundierte Informationen zu physiologischen Reaktionen und den psychologischen Mechanismen der Höhenangst. Auch kognitive Umstrukturierung ist Bestandteil der Sitzungen – also das gezielte Hinterfragen und Neubewerten angstauslösender Gedanken. „Das Ziel ist, dass die Betroffenen nicht nur in der VR, sondern auch im Alltag selbstbewusster mit der Höhe umgehen können“, betont Peifer. Die VR-Therapie wird als Teil eines Forschungsprojekts für interessierte Patient*innen angeboten.

Interessierte mit Höhenangst finden weitere Informationen zur Studie sowie das Online-Screening unter folgendem Link: https://stuz-redcap.ukl.uni-freiburg.de/surveys/?s=PT343CL7JK77CNAC

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