Die Angst in den Griff bekommen
Psychiatrie und Psychotherapie(06.06.2024) Angst ist ein wichtiger Schutzmechanismus. Wenn sie aber überhandnimmt, kann sie Betroffene sehr belasten. Eine Psychiaterin beleuchtet die Symptome, Therapiemöglichkeiten, Selbsthilfemaßnahmen sowie die unterstützende Rolle der Angehörigen für die Betroffenen.
Angst ist zum menschlichen Überleben notwendig. „Angst gehört zu uns Menschen, sie ist eine Grundemotion“, erklärt Prof. Dr. Dr. Katharina Domschke, Ärztliche Direktorin der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Freiburg. Sie betont, dass Angst nicht etwas ist, das man einfach „wegmachen“ sollte, sondern ein überlebenswichtiges Alarmsystem darstellt.
Wann wird Angst krankhaft?
„Angst ist dann pathologisch, wenn sie zu oft auftritt, in Situationen, in denen eigentlich keine Gefahr besteht, und wenn sie zu stark ausgeprägt ist“, so die Expertin. Diese Form der Angst führt zu erheblichem Leidensdruck und beeinträchtigt das tägliche Leben der Betroffenen teilweise enorm.
Erleben und Symptome einer Angststörung
Menschen mit einer Angststörung erleben Symptome wie bei einer real bedrohlichen Situation. Domschke beschreibt eine typische Panikattacke: „Das Herz klopft schneller und lauter, man verspürt Schweiß auf der Stirn, hat Luftnot und zeigt eine deutliche Blässe im Gesicht. Alles fühlt sich lebensbedrohlich an.“ Diese Symptome sind oft so intensiv, dass die Betroffenen glauben, in akuter Gefahr zu sein. Der erste Schritt zur Behandlung ist daher die Anerkennung der Angst als Krankheit und die fachärztliche Diagnose. Je früher die Erkrankung behandelt wird, desto besser sind die Erfolgsaussichten.
Therapieansätze: Von kognitiver Verhaltenstherapie bis VR-Technologie
Die Behandlung von Angststörungen basiert meist auf zwei Säulen: der Psychotherapie und der medikamentösen Therapie. „Die kognitive Verhaltenstherapie ist sehr alltagsorientiert und wird in den Situationen angewandt, die der Patient fürchtet, um dabei die Angst Schritt für Schritt sozusagen zu verlernen“, erläutert Domschke. Ergänzend dazu kann die medikamentöse Therapie mit modernen Antidepressiva eingesetzt werden, die nicht abhängig machen und die Persönlichkeit nicht verändern. Am Universitätsklinikum Freiburg wird zudem die Virtuelle Realität (VR) als Therapiemethode genutzt. Die Patient*innen ziehen dafür eine VR-Brille auf. „In der Virtuellen Realität kann ich angstmachende Situationen wie Türme, soziale Interaktionen oder auch die Begegnung mit Spinnen beliebig oft wiederholen und für die Betroffenen kontrollierbar gestalten“, so Domschke.
Selbsthilfemaßnahmen: Aktiv gegen die Angst
Betroffene können auch selbst aktiv werden, um ihre Angst zu bewältigen. „Stressreduktion und Schlafhygiene sind sehr wichtig“, rät Domschke. Regelmäßiger Sport und Entspannungstechniken wie progressive Muskelrelaxation und autogenes Training sind ebenfalls wirksame Mittel, um Ängste zu reduzieren. Diese Maßnahmen können oft schon ausreichen, um beginnende Angststörungen in den Griff zu bekommen.
Unterstützung durch Angehörige
Auch Angehörige spielen eine wichtige Rolle bei der Unterstützung von Menschen mit Angststörungen. „Angehörige sollten über die Erkrankung Bescheid wissen und verstehen, dass Aussagen wie ‚Reiß dich halt zusammen‘ kontraproduktiv sind“, betont Domschke. Stattdessen sollten sie geduldig und verständnisvoll sein und die Betroffenen ermutigen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Wichtig ist es, die Hemmschwelle für die Inanspruchnahme von Hilfe zu senken und Stigmatisierungen abzubauen.
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