Handchirurgie
Klinik für Plastische und Handchirurgie „Der Mensch ist das klügste aller Wesen, weil er Hände hat.“
(Anaxagras, 499-428 v.Chr., griechischer Philosoph)
Die Hand ist ein äußerst komplexes Organ und kann durch Erkrankungen oder Unfälle, oft schon durch kleine Ursachen, in ihrer Funktion gestört sein. Sie erfordert ein besonders schonendes Operieren, oft mit mikrochirurgischen Operationstechniken, die unter dem Operationsmikroskop durchgeführt werden.
Als Haus der Maximalversorgung bieten wir auch in der Spezialdisziplin Handchirurgie das gesamte Leistungsspektrum an.
Dazu zählt die moderne Patientenversorgung mit konservativen und - falls erforderlich - operativen Behandlungen. Die planbaren Operationen werden zum größten Teil ambulant durchgeführt.
Die Notfallversorgung von handverletzten Patientinnen und Patienten wird in unserem Hause rund um die Uhr durchgeführt, wobei wir als größtes Replantationszentrum den gesamten südbadischen Raum versorgen.
Hier steht ein Replantationsdienst täglich 24 Stunden bereit um abgetrennte Gliedmaßen wieder anzufügen.
Die Abteilung ist von den Berufsgenossenschaften speziell für die Behandlung aller Arten von Arbeitsunfällen, auch von schwersten Fällen ermächtigt.
Im Weiteren kümmern wir uns intensiv um Kinder mit angeborenen Fehlbildungen der Hand und haben uns außerdem auf den künstlichen, endoprothetischen Gelenkersatz an Hand – und Fingergelenken spezialisiert.
Da eine gute funktionelle Wiederherstellung der Hand nicht nur eine spezialisierte Operationstechnik benötigt, sondern auch eine intensive Nachbehandlung erfordert, steht ein hochmotiviertes und speziell geschultes Team aus Krankengymnasten, Ergotherapeuten und Masseuren zur Verfügung, die um die besondere Bedeutung der Hand wissen.
Elektive Handchirurgie
Der Großteil unserer handchirurgischen Eingriffe ist gut planbar, meist ambulant durchzuführen und somit individuell auf die Bedürfnisse des Patienten abgestimmt. Die Eingriffe werden meist in lokaler oder regionaler Betäubung (z.B. in der Achselhöhle) durchgeführt, und sind somit möglichst patientenschonend.
Am häufigsten werden Erkrankungen wie beispielsweise Nervenengpaßsyndrome (Karpaltunnelsyndrom), Schnappfinger, Morbus Dupuytren (Beugefehlstellung der Finger wegen bindegewebigen Veränderungen der Hohlhand) und gutartiger Tumoren (Ganglien, im Volksmund Überbein genannt) behandelt.
Wir behandeln regelmäßig Patienten mit Morbus Dupuytren. Allgemeine Informationen zum Thema Morbus Dupuytren finden Sie hier.
Auch Gelenkverschleißerscheinungen (Arthrose), die infolge von Unfällen oder altersbedingt auftreten, werden häufig behandelt. Die Behandlungsformen reichen von schonend durchzuführenden Gelenkspiegelungen bis hin zum künstlichen Gelenkersatz.
Bei der Behandlung der mit steigendem Alter zunehmenden Verschleißerscheinungen (Arthrosen) der Fingergelenke kommen moderne Verfahren wie z.B. Formgedächtnisklammern zur Fixierung der betroffenen Gelenke zum Einsatz.
Weitere Information speziell hierzu bietet der Vortrag von Herrn OA Dr. Zajonc auf dem Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie 2012, welchen Sie hier einsehen können.
Hinzu kommt die Therapie von Unfällen, die nicht sofort versorgt werden müssen und die operative Behandlung von Unfallfolgen (Sehnen- oder Gelenklösungen, Fingerverlängerungen und Achskorrekturen).
Eine erklärende Zusammenfassung häufigsten Handkrankheiten auf Englisch können sie hier, bzw. hier auf Russisch einsehen.
Operieren ohne Narkose
Für viele Patienten bedeutet die für eine Operation notwendig Narkose eine zusätzliche Belastung und stellt oft einen Angstfaktor dar. Obwohl heutige Narkoseverfahren, wie sie an der Universitätsklinik Freiburg angewendet werden, sehr sicher und komplikationsarm sind, fürchten einige Patienten die körperliche Belastung einer Narkose oder den mit der Narkose einhergehenden Kontrollverlust.
Seit einigen Jahren verwenden wir in der Klinik für Plastische und Handchirurgie ein modernes Anästhesieverfahren, das uns erlaubt auch komplexe handchirurgische Eingriffe nur in Lokalanästhesie und ohne weitere Narkoseverfahren durchzuführen.
In der sogenannten WALANT-Anästhesie wird ein Lokalanästhetikum in Kombination mit Adrenalin verwendet. Durch das Lokalanästhetikum wird eine Schmerzfreiheit im Operationsgebiet erzeugt und das Adrenalin führt zu einer Verengung der Blutgefäße und damit einem blutarmen Operationsgebiet.
WALANT steht dabei für Wide Awake Local Anaesthesia No Tourniquet.
Wide awake – der Patient ist vollständig wach und im vollständigen Besitz seiner geistigen Kräfte
Local anaesthisia – das Operationsgebiet wird lokal betäubt; eine Vollnarkose oder die Betäubung ganzer Körperregionen ist nicht notwendig
No Tourniquet – durch das verwendete Adrenalin wird ein übersichtliches und blutarmes OP-Gebiet erzeugt. In konventionellen Narkoseverfahren wird dies durch das Abbinden des Oberarms durch eine Blutsperre (Tourniquet) gewährleistet. Diese ist für einen wachen Patienten jedoch nur wenige Minuten schmerzfrei zu tolerieren. Mit der WALANT-Technik kann auf die Blutsperre verzichtet werden.
Für uns als Chirurgen bietet die WALANT-Anästhesie den großen Vorteil, dass die Patienten in der Operation aktiv mitarbeiten können. Dies bedeutet, auf Aufforderung können die Hand oder die Finger aktiv bewegt werden und wir sehen noch in der Operation den Erfolg der operativen Maßnahmen und können entscheiden, ob weitere operative Schritte notwendig sind. Dies ist z.B. im Rahmen einer Operation zum Lösen von Vernarbungen und Verwachsungen bei einem steifen Finger nach einer Operation oder einem Unfall ein deutlicher Vorteil im Vergleich zu „herkömmlichen“ Narkosemethoden.
Prinzipiell sind viele verschiedene Operationen an der Hand und dem Unterarm in der WALANT-Technik möglich.
Dies reicht von Metallentfernung, über Knochenbruchbehandlung mit Osteosynthese (Verschrauben des Bruches) bis hin zu komplexeren Handgelenksarthroskopien (Gelenkspiegelungen) und Sehnenumlagerungen oder Folge-Eingriffen.
In wieweit Ihre Operation in WALANT-Technik möglich ist, kann im Rahmen einer ambulanten Vorstellung in der Plastischen und Handchirurgie der Universitätsklinik Freiburg besprochen werden.
Für weitere Informationen gelangen Sie hier zu den FAQ.
Kinderhandchirurgie
Die anspruchsvolle Behandlung von angeborenen kindlichen Handfehlbildungen (z.B. angeborener Schnappfinger, angeborener Doppeldaumen) findet im Rahmen unserer speziellen kinderchirurgischen Sprechstunde statt. Die Betreuung unserer kleinsten Patienten wird in enger Zusammenarbeit mit der Universitätskinderklinik durchgeführt.
Einen Vortrag von Herrn OA Dr. Zajonc über die Behandlung der Handdeformität bei Epidermolysis Bullosa können Sie hier, und einen Artikel hier einsehen.
Notfallverorgung
Als handchirurgisches Zentrum in Südbaden mit "Rund-um-die-Uhr" Replantationsbereitschaft decken wir die komplette Notfallversorgung ab. Hierzu gehört die Versorgung von täglich vorkommenden Arbeits- und Privatunfällen wie z.B. Nagelquetschungen, Verletzungen von Sehnen, Nerven, Blutgefäßen und Knochen bis hin zu schwersten Kombinationsverletzungen inklusive Amputationen. Ziel ist immer eine vollständige Wiederherstellung von Anatomie und Funktion der Hand, was den Einsatz modernster Techniken und Technologien (z.B. Operationsmikroskop) erfordert.
Die Klinik für Plastische und Handchirurgie bietet auch Fraktur-Versorgung in der Handchirurgie auf höchstem akademischen Niveau und dies auch im Bereich der kindlichen Handfrakturen.
Nachbehandlung
Zentraler Bestandteil unserer Patientenversorgung ist die nach einer handchirurgischen Operation erforderliche Nachbetreuung. Dazu gehört die regelmäßige ambulante Nachsorge zur Kontrolle der Therapiefortschritte, wobei wir auf eine enge Zusammenarbeit mit den Hausärzten und niedergelassenen Chirurgen Wert legen.
Im Haus integriert ist eine große krankengymnastische Abteilung, in der alle sinnvollen Nachbehandlungsverfahren (inklusive Ergotherapie, Lymphdrainage und Massage) angewendet werden. Die Nachbehandlung ist immer an den aktuellen Stand der Wissenschaft angepasst und beinhaltet selbstverständlich auch die Anfertigung von individuell angeformten speziellen Schienen, welche eine frühzeitige, geführte Bewegung ermöglichen.
Daumensattelgelenksarthrose
Aktuell wird eine wissenschaftliche Studie zum Vergleich zweier moderner Operationsmethoden bei Arthrose des Daumensattelgelenks in der Abteilung durchgeführt. Über den aktuellen Stand dieser Untersuchung berichtete OA Dr. Horst Zajonc auf dem diesjährigen Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie.
Den kompletten Vortrag, der neben den Ergebnissen der Studie auch das operative Vorgehen detailliert schildert können Sie hier aufrufen.
OA Dr. H. Zajonc
Spezialsprechstunde Handchirurgie
Donnerstag 08.00 - 15.30 Uhr
Anmeldung: 0761 270-27790