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5/2016
Betriebsarzt zu sein, ist vielfältig.
Neben den Untersuchungen und
dem Impfen der Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter ist vor allem die
Prävention ein großes Thema.
„Mir liegt es am Herzen, die Ar-
beitsbedingungen der Mitarbeiter
zu verbessern. Wenn wir die Mit-
arbeiter sozialmedizinisch unter-
stützen können, ist das ein sehr
schönes Gefühl“, sagt Dr. Jürgen
Pietsch. Er arbeitet seit 18 Jahren
als Leitender Betriebsarzt in der
Uniklinik und geht in diesem Jahr
in den Ruhestand.
„Die Arbeitsmedizin ist eine in-
teressante Schnittstelle zwischen
der klinischen Medizin und dem
normalen Arbeitsleben“, sagt Jür-
gen Pietsch. „Das Schöne ist,
dass wir hier mehr kreativen Frei-
raum haben als im klassischen
‚Krankenkassen‘-Krankenhausbe-
trieb“, ergänzt er. Für den Be-
triebsarzt betragen die eigentli-
chen
Untersuchungen
der
Mitarbeiter nur circa 30 Prozent.
Die Schwerpunkte kann Jür-
gen Pietsch in seiner Arbeit
selbst setzen; geleitet wird er
dabei aber durch die Anforder-
ungen und Regelungen im Ar-
beitsschutz.
Dies
bedeutet
Arbeitsplatzbegehungen
und
-beurteilungen sowie die Sorge
um die optimale „persönliche
Schutzausrüstung“, also auch
Hautpflege und Arbeitsplatzge-
staltung. Neben der Aktion für
die Darmkrebsvorsorge, die über
mehrere Monate im Rahmen des
Betrieblichen Gesundheitsma-
nagements angeboten wurde,
gibt der Betriebsärztliche Dienst
auch Informationen zum Haut-
schutz am Arbeitsplatz heraus
und empfiehlt spezielle Haut-
schutzmittel.
Wer arbeitsplatzbezogen Seh-
schwierigkeiten bemerkt, kann
sich an den Betriebsarzt wenden.
Wer einen Bandscheibenvorfall
hat und meint, seine Arbeit nicht
mehr richtig ausführen zu kön-
nen, ist beim Betriebsarzt eben-
falls an der richtigen Stelle. „Wir
stellen Anträge für Kuren, Ren-
ten und schauen, ob wir den Mit-
arbeiter im Klinikum an einem
anderen Arbeitsplatz unterbrin-
gen können“, sagt Jürgen Pietsch.
Hierfür gibt es das Betriebliche
Eingliederungsmanagement.
„Wir beraten in allen Fragen
des Arbeitsschutzes“
Es sei wichtig, auch für ältere
Beschäftigte attraktive und ge-
sunde Arbeitsplätze zu schaffen.
„Wir machen regelmäßig Arbeits-
platzbegehungen und beraten in
allen Fragen des Arbeitsschut-
zes“, sagt Dr. Pietsch. Psychi-
sche Belastungen sind ein wich-
tiges Thema für den Betriebsarzt.
Auch bei der Verwendung von
Unfallverhütungsmaterialien, wie
zum Beispiel bei sogenannten
Safety-Systemen, achtet der Be-
triebsärztliche Dienst darauf,
dass das richtige Material ver-
wendet wird. Kanülen haben
zum Beispiel einen besonderen
Schutz, damit diese nach der An-
wendung nicht offen liegen und
somit eine potenzielle Infekti-
onsgefahr sind. Jährlich werden
etwa 450 Mitarbeiter wegen
Stichverletzungen oder Konta-
minationen beraten, untersucht
oder behandelt.
Jeden Tag trifft Jürgen Pietsch
auf eine Vielfalt von unter-
schiedlichen Menschen mit un-
terschiedlichen Berufen. Auch
mit Studierenden hat der Be-
triebsarzt viel zu tun. Durch sie
und auch durch die Hochschul-
medizin bekommt er regelmäßig
wissenschaftliche Anregungen.
„Das ist ein großes Privileg“, be-
tont er. Arbeitsmedizinische Fra-
gestellungen führen daher auch
zu Dissertationen oder Veröffent-
Waltraud Maier wurde verabschiedet
Dr. Jürgen Pietsch
„Arbeitsbedingungen zu verbessern,
liegt mir amHerzen“
Der Leitende Betriebsarzt Dr. Jürgen Pietsch geht in den Ruhestand
Waltraud Maier, Abteilungslei-
terin in der Finanzbuchhaltung
und Steuern, hat vom 1. Januar
1999 bis zum 30. September
2016 am Klinikum gearbeitet.
„Für meine Arbeit war es wichtig,
dass ich einen von der Umge-
bung anerkannten Beitrag leiste.
Zu jeder Zeit war mir bewusst,
dass mein Erfolg auf der Leis-
tung meiner Mitarbeiter basiert.
Das Team stand immer hinter
mir. Es war Ideengeber und Aus-
führer zugleich. Ich bin dankbar
und stolz“, sagte sie.
Bernd Sahner, Kaufmännischer Direktor (links), und Professor Dr. J. Rüdiger Siewert,
Leitender Ärztlicher Direktor, verabschiedeten Waltraud Maier in den Ruhestand
lichungen. Dies schließt die
Zusammenarbeit mit anderen
Wissenschaftseinrichtungen wie
der Universität oder der Pä
dagogischen Hochschule ein.
Die Kollegialität und die tägli-
chen Kontakte werde er sehr ver-
missen. „Doch Veränderungen
sind auch eine gute Sache“, sagt
Jürgen Pietsch. Er möchte die
freie Zeit im Ruhestand mit sei-
ner Familie genießen und freut
sich darauf, seine Zeit jeden Tag
frei gestalten zu können.
Derzeit arbeiten neun Ärzte,
fünf Arzthelferinnen und drei
Verwaltungsangestellte beim Be-
triebsärztlichen Dienst in der
Berliner Allee 6. Im Jahr 2015
wurden 6250 Personen beraten
und untersucht sowie 3650 Imp-
fungen durchgeführt.