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1/2016
Einmal Medizin zu studieren,
das hat Nicola Huber schon in
der Schule im Kopf gehabt. Da-
mals hat sie sich jedoch erst für
eine Ausbildung zur Gesund-
heits- und Krankenpflegerin in
Titisee-Neustadt entschieden.
16 Jahre später, und um einen
großen Erfahrungsschatz reicher,
hat sie 2006 den Schritt ins Me-
dizinstudium gewagt. Der Zulas-
sungsbescheid flatterte kurz nach
dem Urlaub mit ihrem Mann und
ihren zwei Kindern ins Haus.
„Das kam so überraschend, denn
eigentlich hatte ich gedacht, dass
es nicht klappt“, sagt Nicola Hu-
ber. Schnell mussten die wich-
tigsten Dinge organisiert werden,
bevor der Startschuss zum ersten
Semester fiel.
Dass sie von nun an haupt-
sächlich mit jüngeren Menschen
zusammen in Freiburg studieren
und lernen würde, war von An-
fang an kein Problem für die
heute 42-jährige Assistenzärztin.
Gegenüber den meisten Stu-
denten hatte sie damals einen
großen Vorteil: Falls es mit dem
Studium nicht geklappt hätte,
hätte sie jederzeit wieder in ihren
alten Beruf zurückkehren kön-
nen. „Ich war dadurch viel ruhi-
ger als viele meiner Kommilito-
nen. Denn für viele kam neben
dem Studiumsstress der Druck
hinzu, es unbedingt schaffen zu
müssen“, betont Nicola Huber.
Neben dem Studium hat sie in
einer 25-Prozent-Stelle weiter-
hin als Fachkrankenpflegerin in
der Intensivmedizin an der
Uniklinik gearbeitet. „Das hat
mich immer wieder geerdet“, be-
tont die Freiburgerin.
Neben dem vielen Lernen lag
der Hauptfokus damals wie auch
heute auf der Familie. Vor den
ersten Vorlesungen am Morgen
hatte sie immer genug Zeit für
ihre beiden Kinder. „Das habe
ich sehr genossen“, sagt sie.
Durch das Studiendekanat hat
sie viel Unterstützung bekom-
men, wurde in für sie passende
Kurse eingeteilt und hat auch zu
ihren Kommilitonen einen guten
Draht gehabt. Zum Lernen kam
sie meistens zur Mittagszeit, am
Abend sowie viel am Wochenen-
de. „Auch im Urlaub hatte ich
meine Bücher dabei“, verrät sie.
Fleiß, Ausdauer und vor allem
Freude an der Arbeit mit den Pa-
tienten und im Team seien die
wichtigsten Motivationspunkte,
um das Studium zu bewältigen.
„Das Physikum ist eine echte
Hürde, aber wenn man das in der
Tasche hat, macht man auch wei-
ter“, betont Nicola Huber.
Seit Oktober 2014 arbeitet sie
wieder in der Anästhesiologie
und Intensivmedizin – und zwar
als Assistenzärztin. Viele der Kol-
legen aus ihrer früheren Zeit als
Pflegekraft hat sie dort wiederge-
troffen. „Manchmal muss ich auf-
passen, dass ich nicht automa-
tisch pflegerische Tätigkeiten
übernehme“, sagt sie. Dass sie
wieder in der Anästhesie arbeiten
möchte, habe sich vor allem im
Praktischen Jahr herauskristalli-
siert. „Hier gibt es einfach sehr
unterschiedliche Patientenfälle
und ich beschäftige mich als An-
ästhesistin mit allen Fachberei-
chen“, sagt Nicola Huber.
Noch stehen ihr vier Jahre
Facharztausbildung und ein Jahr
Zusatzausbildung zur Notärztin
bevor. Doch ihre Entscheidung,
Medizin zu studieren, hat Nicola
Huber keine Sekunde bereut:
„Jetzt kann ich genau das machen,
was ich schon als Schülerin im
Kopf hatte.“
Nicola Huber hat mit Anfang 30 den Schritt ins Medizinstudium gewagt
Früher Pflegerin,
heute Ärztin
Nicola Huber
Zurück in der
Anästhesiologie
Fleiß, Ausdauer
und Freude an der Arbeit
Zulassungsbescheid
flatterte ins Haus
Die Werte im Blick: am Arbeitsplatz der
Anästhesie in einem OP-Saal