Das Magazin 1 - 2013 - page 12

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Professor Dr. Klaus-Dieter
Rückauer, Leiter
der Kinderchirurgie
„Die Beziehung Arzt–Patient ist bei
Kindern von vornherein eine sternför-
mige,“ weiß Professor Dr. Klaus-Die-
ter Rückauer, Leiter der Kinderchirur-
gie der Uniklinik Freiburg, „während
der erwachsene Patient oft allein mit
seinem Arzt seine Operation bespricht,
kommen beim Kind die Eltern, der be-
handelnde Kinderarzt, ein spezieller
Anästhesist und manchmal ein Psy-
chologe dazu.“ Dies sei notwendig,
um optimal für das Kind sorgen zu
können. Der Anteil der Fremdbestim-
mung des Kindes durch Eltern und
Personal ist hierbei hoch, kann doch
ein Vierjähriger die Dimension seiner
Erkrankung und die daraus folgenden
Maßnahmen noch nicht begreifen.
„Für das Kind ist es gut, seine Eltern
dabei zu haben“, erklärt Rückauer,
wenn er über die Narkose-Einleitung
spricht, „vorausgesetzt, sie sind ruhig
und gelassen – denn sie sind sein wich-
tigster Orientierungspunkt.“
Neben angeborenen schweren Fehl-
bildungen, die oft schon zwei Stunden
nach der Geburt operiert werden müs-
sen, wie bei einem Verschluss der
Speiseröhre oder des Darms, kümmert
sich Rückauer auch um andere Krank-
heitsbilder. Besonders häufig sind
Leistenbrüche, Hodenhochstand oder
die Phimose (Vorhautverengung), die
in aller Regel ambulant operiert wer-
den. Rückauers Spezialgebiet ist die
minimalinvasive Chirurgie (MIC, ope-
rative Eingriffe mit minimalem Trau-
ma), welche in der Erwachsenenchir-
urgie schon sehr verbreitet, in der
Kinderchirurgie aber noch nicht Stan-
dard ist. „Viele Eingriffe könnten lapa-
roskopisch gemacht werden, ohne den
Brust- oder Bauchraum zu öffnen“, so
der Spezialist, „das wäre ein Riesen­
gewinn für jedes Kind.“
Kontakt:
Prof.Dr. Klaus-Dieter
Rückauer, Sektionsleiter Abteilung
Allgemein- und Viszeralchirurgie,
Tel.: 0761/28090, klaus-dieter.
Alexander Frankenschmidt, Leiter der
Kinderurologie, weiß, dass sein Fach-
gebiet häufig die Intimzone seiner Pa-
tienten berührt. Er versucht daher, den
Kindern besonders rücksichtsvoll und
einfühlsam zu begegnen, aber dennoch
ehrlich zu erklären, warum was ge-
macht wird. „Die Behandlung von
Kindern ist immer zeitaufwendiger
und psychologisch intensiver als bei
den meisten Erwachsenen“, erläutert
Frankenschmidt. Allerdings schätzt er
die Offenheit der kleinen Patienten:
„Sie lügen nicht und spielen nicht die
Helden, wenn sie Schmerzen haben.“
Die Urologie ist das medizinische
Fach mit den meisten angeborenen
Fehlbildungen. Die häufigste ist die
Hypospadie beim Jungen, eine Spalt-
bildung am Penis, bei der die Harnröh-
re nicht auf der Eichel mündet, son-
dern am Schaft oder gar am Skrotum.
„Dies am einjährigen Kind mikrochi­
rurgisch zu korrigieren, ist hohe plasti-
sche Chirurgie!“ Laut Frankenschmidt
ist dafür viel operatives Geschick so-
wie reichlich operative Erfahrung er-
forderlich. „Das ist beim Säugling re-
gelrechte Uhrmacherarbeit“, gesteht
der Fachmann, „man braucht eine sehr
ruhige Hand gepaart mit Ausdauer und
Geduld!“
Kontakt:
PD Dr. Alexander
Frankenschmidt, Sektionsleiter
Abteilung Urologie,
Tel.: 0761/2 70-2 57 50,
alexander.frankenschmidt@
uniklinik-freiburg.de
Als Kinderorthopäde setzt sich Dr.
Ludwig Schwering mit Fehlbildungen
des Bewegungs- und Stützapparates
auseinander. Die Hauptaufgabe seines
Wirkungsbereiches ist hierbei eher die
Prävention. Dazu gehört es, Krank-
heitsbilder früh zu erfassen und so zu
behandeln, dass eine Operation eben
nicht oder nur in geringerem Ausmaß
notwendig wird. „Spannend ist, dass
wir uns das Wachstum zunutze ma-
chen können, das ist unsere große
Chance“, sagt der Ärztliche Leiter der
Kinderorthopädie. „Manchmal müs-
sen wir nur ganz kleine, aber geschick-
te Impulse geben, damit sich Fehlent-
wicklungen wieder zurückbilden.“ So
kann etwa eine Hüftdysplasie, unter
der zwei von tausend Kindern leiden,
unter entsprechender Schienenbehand-
lung zur Ausheilung gebracht werden.
Auch Klumpfuß und Beinlängendif-
ferenzen haben heute ihren Schrecken
verloren. „Früher waren die Leute stig-
matisiert“, erzählt der Orthopäde, „in-
zwischen können wir mit kleinen Ein-
griffen die Kinder alle heilen und dem
Sechsjährigen auf dem Bolzplatz sieht
man nichts mehr an.“ Für die Zukunft
wünscht sich Schwering eine noch
engere Zusammenarbeit mit der Kin-
derklinik im Bezug auf Kinder mit
spastischer Behinderung sowie eine
vernünftige Werkstatt für die Techni-
ker, „damit wir auch alles machen
können, was möglich ist“.
Kontakt:
Dr. Ludwig Schwering,
Sektkionsleiter Department
Orthopädie und Traumatologie,
Tel: 0761/2 70-26070, ludwig.
PD Dr. Alexander
Frankenschmidt,
Leiter der Kinderurologie
Dr. Ludwig Schwering,
Kinderorthopäde
Die Herzklappe ist
präpariert und kann jetzt
eingesetzt werden
Für die OP an einem Kind benötigt der
Operateur feine Instrumente
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