telaskoop
Schmerztherapie in Kooperationtelemedizin.allgemeinmedizin.schmerztherapie.in kooperation. Interdisziplinäre schmerzmedizinische Kooperationsformen unter Einbeziehung telemedizinischer Anwendungen. |
Chronische Schmerzen verursachen eine ausgeprägte Einschränkung der Lebensqualität sowie der sozialen Teilhabe der Betroffenen und sind als eigenständige Erkrankung anzusehen. In Deutschland leiden etwa 25% der Bevölkerung an chronischen Schmerzen, dies entspricht min. 2,5 Mio. Menschen in Baden-Württemberg.
Häufig ist die Hausarztpraxis die erste Anlaufstelle für die Patient*innen. Chronisch schmerzkranke Patient*innen benötigen jedoch oft eine spezifische schmerzmedizinische Therapie. Über 75% der chronischen Schmerzpatient*innen in Baden-Württemberg erhalten keine Therapie, die die gesamte biopsychosoziale Problematik berücksichtigt.
Die Pilotstudie telaskoop wurde am Uniklinikum Freiburg vom Institut für Allgemeinmedizin und dem Interdisziplinären Schmerzzentrum (ISZ) in Kooperation mit 8 hausärztlichen Praxen durchgeführt und diente der Verbesserung der intersektoralen Zusammenarbeit und der digitalen Vernetzung in der Schmerztherapie.
Im folgenden TV-Interview gibt Frau Dr. med. Kieselbach, Leiterin des Interdisziplinären Schmerzzentrums, Einblicke in das Projekt:
Fernsehinterview bei Baden-TV hier online verfügbar
Für die Projektentwicklung wurden Interviews mit Hausärzt*innen und chronisch schmerzerkrankten Patient*innen zur aktuellen Versorgungssituation durchgeführt und diese partizipativ eingebunden.
Es wurden Möglichkeiten einer niederschwelligen, digitalen Kooperation zwischen Arztpraxen, dem Interdisziplinären Schmerzzentrum und chronisch schmerzerkrankten Patient*innen entwickelt mit dem Ziel flächendeckend die schmerzmedizinische Versorgung auch in ländlichen Regionen Südbadens zu verbessern.
Im Jahr 2023 konnten Hausärzt*innen dann erstmalig Patient*innen digital am Interdisziplinären Schmerzzentrum anmelden, Befunde übermitteln und zeitnahe Beratungstermine mit ihren Patient*innen erhalten. In den trilateralen Videosprechstundenterminen konnte sich das Interdisziplinäre Schmerzzentrum dann ins Sprechzimmer der Hausarztpraxis zuschalten und so gemeinsam mit Hausärzt*in und Patient*in eine bedarfsgerechte Therapieplanung für und mit dem*der Patient*in entwickeln. Alle Beteiligten erhielten nach den Videosprechstunden Online-Fragebögen, um die technische und zeitliche Machbarkeit und sowie die Zufriedenheit mit dieser Form der Kooperation zu evaluieren.
In Kürze erhalten Sie hier weitere Informationen zur Publikation der Studienergebnisse.
In diesem Erklärvideo finden Sie weitere Infos zum Ablauf der Studie
Das Ministerium für Soziales und Integration des Landes Baden-Württemberg hatte die Medizinische Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität mit dem Projekt beauftragt und die Finanzierung übernommen.
Die Studie ist abgeschlossen.
Die Laufzeit war von 11/2022 bis 05/2024
Die Pilotstudie konnte folgende Benefits bieten:
- Chance auf eine Interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Ärzt*innen verschiedener Facharztdisziplinen, Psycholog*innen, Physio- und Ergotherapeut*innen des Interdisziplinären Schmerzzentrums
- Partizipation von Patient*innen und niedergelassenen Ärzt*innen bei der Planung des Projektes durch vorherige Interviews
- Förderung der Digitalisierung
- Zeitnahe und ortsunabhängige, interdisziplinäre Behandlung chronischer Schmerzpatient*innen
- Direkter Austausch mit allen Beteiligten und dadurch weniger Zeit- und Informationsverlust
Niedergelassene Ärzt*innen konnten mit digitalen Anmeldebögen Patient*innen am Interdisziplinären Schmerzzentrum für eine trilaterale Videosprechstunde anmelden und innerhalb kurzer Zeit einen gemeinsamen Beratungstermin mit der Ärzt*in des Interdisziplinären Schmerzzentrums ggf. auch weiteren Therapeut*innen erhalten. Die Befunde sowie die Fragebögen der Patient*innen zur ihrer Schmerzerkrankung wurden vorab ebenfalls digital versandt. Am Schmerzzentrum wurden diese Unterlagen ausführlich gesichtet.
Der zeitliche Aufwand in der Vorbereitung sowohl für Hausärzt*innen, Patient*innen als auch das ISZ war eine wichtige Voraussetzung, um die gemeinsame Videosprechstunde so zeiteffektiv wie möglich zu gestalten.
Zu geplanten Videosprechstundenterminen konnte sich das ISZ für die gemeinsame Beratung von Patient*in und Hausärzt*in ins Sprechzimmer der Hausarztpraxis zuschalten. Dadurch konnten auch Patient*innen, die zu Hause keine technischen Möglichkeiten für eine Videosprechstunde haben, teilnehmen.
In dieser trilateralen Sprechstunde wurde innerhalb von 15-20 Minuten eine gemeinsame Therapiestrategie mit und für den*die Patient*in erarbeitet.
Es gab die Möglichkeit einer weiteren, gemeinsamen Online-Beratung oder auch einer Online-Fallbesprechung für die Hausärzt*innen.
Der zeitliche Aufwand für das Ausfüllen der digitalen Fragebögen zur Evaluation der Videosprechstunden betrug 5-10 Minuten. Die Patient*innen wurden zusätzlich nach 3 Monaten noch zum Verlauf ihrer Erkrankung befragt.
Projektkoordination
Dr. med. Vera Fleig,
Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Allgemeinmedizin, Universitätsklinikum Freiburg
Frau Dr. med. Kristin Kieselbach
Ärztliche Leiterin Interdisziplinäres Schmerzzentrum, Universitätsklinikum Freiburg
Fachärztin Neurochirurgie, Spezielle Intensivtherapie & Spezielle Schmerztherapie
kristin.kieselbach@uniklinik-freiburg.de
Prof. Dr. Andy Maun
Direktor Institut für Allgemeinmedizin, Universitätsklinikum Freiburg
Facharzt für Allgemeinmedizin, Ph.D. in Medical Science