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Wachsen bis ärztliche Hilfe kommt

Endokrinologie und Diabetologie

(14.01.2025) Die Akromegalie ist eine seltene Erkrankung, bei der der Körper durch eine Überproduktion von Wachstumshormon nicht aufhört zu wachsen. In Freiburg werden neuartige Medikamente in Studien geprüft.

Er war 2,18 Meter groß und spielte in zwei James-Bond-Filmen mit. Der Schauspieler Richard Kiel wurde bekannt als „der Beißer“ mit seinem furchterregenden Gebiss, mit dem er auch Stahl knacken konnte. Privat litt der Hüne unter der Hormonstörung Akromegalie. Eine seltene Erkrankung, bei der durch eine Überproduktion von Wachstumshormon das Körpergewebe unkontrolliert wächst.

Akromegalie führt zu einem abnormalen Wachstum von Knochen und Gewebe. Meist liegt ihr ein gutartiger Tumor der Hypophyse zugrunde. ©jcomb/freepik

Was ist Akromegalie?

„Akromegalie ist eine seltene und schwerwiegende Erkrankung, bei der die Hirnanhangsdrüse, die sogenannte Hypophyse, zu viel Wachstumshormon produziert“, erklärt Prof. Dr. Jochen Seufert, Leiter der Abteilung Endokrinologie und Diabetologie der Klinik für Innere Medizin II am Universitätsklinikum Freiburg. „Dies führt zu einem abnormalen Wachstum von Knochen und Gewebe, insbesondere in den Händen, Füßen und im Gesicht“. Betroffene leiden häufig unter Gelenkschmerzen, Kopfschmerzen, Sehstörungen und anderen Beschwerden. Die Krankheit verläuft schleichend, was die Diagnosestellung erschwert. Unbehandelt kann Akromegalie ernsthafte gesundheitliche Folgen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes mit sich bringen. In mehr als 95 Prozent der Fälle liegt der Akromegalie ein gutartiger Tumor der Hypophyse zugrunde. 

Die Injektionen sind belastend für die Betroffenen

„Bei der Behandlung der Akromegalie werden seit Jahren in der medikamentösen Therapie Somatostatin Rezeptoragonisten eingesetzt, um die Produktion von Wachstumshormon zu unterdrücken, sagt Seufert. Diese Medikamente müssen regelmäßig verabreicht werden, oft in Form von Injektionen, was für die Patient*innen eine Belastung darstellt.

Neue Behandlungsmöglichkeiten in der klinischen Studie

Im Rahmen einer internationalen Studie am Universitätsklinikum Freiburg wurde nun eine neuartige Formulierung eines Somatostatin Rezeptoragonisten untersucht. Das heißt, der Wirkstoff wurde in eine neue, gut anwendbare Arzneiform umgewandelt. Das Besondere daran: Diese neue Formulierung muss nicht mehr von eine*r  Ärzt*in verabreicht werden, sondern kann von den Patient*innen selbst gespritzt  werden. Dies könnte den Behandlungsprozess künftig wesentlich erleichtern. „Das Ziel dieser Studie war es, die Wirksamkeit und Sicherheit dieser neuen Selbstapplikationsform zu prüfen und so den Alltag der Betroffenen deutlich zu verbessern“, sagt Seufert.

Erfolgreiche Zertifizierung durch die FDA

Da Akromegalie eine seltene Erkrankung ist, handelt es sich bei der Studie am Universitätsklinikum Freiburg um ein multizentrisches Projekt, das international ausgeführt wird. „Diese Studien sind von großer Bedeutung, um neue Therapieoptionen zu testen und weiterzuentwickeln“, betont Seufert. Im Rahmen dieser Studie kam es im Juni 2024 zu einer Inspektion durch die amerikanische Zulassungsbehörde FDA (Food and Drug Administration), die weltweit Zentren inspiziert, um die Einhaltung der guten klinischen Praxis zu überprüfen. Das Ergebnis der Inspektion: „No Action indicated“ – das bestmögliche Resultat, welches von der FDA vergeben wird. Dies bestätigt, dass die Studie am Universitätsklinikum Freiburg nach höchsten Standards ausgeführt wurde. 

Therapie für Patient*innen könnte deutlich verbessert werden

„Die erfolgreiche Zertifizierung ist ein wichtiger Schritt in Richtung Zulassung der neuen Behandlungsmethode in den USA und könnte auch bei uns die Therapie für Akromegalie-Patient*innen deutlich verbessern“, so Seufert – und betont die Bedeutung solcher Studien: „Diese Projekte tragen nicht nur zur Weiterentwicklung der Behandlungsmöglichkeiten bei, sondern stärken auch das Vertrauen in die Sicherheit und Sorgfalt, mit der neue Medikamente entwickelt und zugelassen werden.“

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