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Mediterrane Kost und bunte Vielfalt

Rheumatologie und Ernährungsmedizin

(18.03.2025) Die entzündliche Aktivität chronisch-entzündlicher Erkrankungen lässt sich durch unser Ernährungsverhalten beeinflussen. Geheilt werden kann die Krankheit davon allerdings nicht, sagt eine Expertin.

Für die Rheumatologin und Ernährungsmedizinerin Dr. Nora Bartholomä, Leiterin der rheumatologischen Ernährungsberatung und der Infusionsambulanz der Klinik für Rheumatologie am Universitätsklinikum Freiburg, steht fest: „Über eine ausgewogene Ernährung kann ich bei einer chronisch-entzündlichen Autoimmunerkrankung Einfluss auf die Krankheit nehmen. Aber Ernährung ist ein Zusatzfaktor zur Behandlung. Geheilt werden kann die Krankheit dadurch nicht.“ Zur Verbesserung der Symptome gehören neben der Ernährung weitere Faktoren: Nicht rauchen, viel bewegen, Übergewicht und übermäßigen Stress vermeiden.

Auf dem Bild befinden sich verschiedene Obstsorten, gesundes Gemüse, helles Fleisch sowie Hülsenfrüchte, Nüsse und Vollkornprodukte

Ein Großteil der Ernährung sollte aus Gemüse und Obst bestehen. Auch proteinhaltige Nahrungsmittel wie Hülsenfrüchte und Nüsse sowie Vollkornprodukte sind ein wichtiger Bestandteil unserer täglichen Mahlzeiten. ©iStock

Entzündungshemmend essen: Grünes Gemüse und fettreicher Fisch 

„Auch wenn die Studienlage eher schwach ist, wie Ernährung zum Beispiel bei Rheumatoider Arthritis helfend unterstützen kann, gibt es doch Ernährungsformen, die sich anti-entzündlich auswirken können“, sagt Bartholomä. Eine solche Ernährung basiert vor allem auf pflanzlichen Lebensmitteln. 75 Prozent der Nahrungsmittel sollten idealerweise pflanzlichen Ursprungs sein, nur 25 Prozent tierischen Ursprungs. Dabei wirken Omega-3-Fettsäuren, die vor allem in fettreichem Fisch wie Lachs, Makrele und Hering vorkommen, einigen Studien zufolge entzündungshemmend. Besonders gesund ist Gemüse wie Spinat, Mangold, Blattsalate, Brunnenkresse, Zucchini, Chicorée, Brokkoli, Zuckerschoten, Erbsen, Grünkohl, Wirsing, grüne Bohnen und viele andere. Gemüse ist reich an Vitaminen und sekundären Pflanzenstoffen. 

Gut für den Darm: Ballaststoffe, Obst, gesunde Fette, Proteine und Nüsse 

Bartholomä ergänzt, dass neben Gemüse auch Obst wie Beeren oder Zitrusfrüchte ein wichtiger Bestandteil der Ernährung sind. Besonders wichtig bei einer ausgewogenen Ernährung ist die ausreichende Zufuhr von Ballaststoffen. Das sind Nahrungsbestandteile, die nicht vollständig verdaut werden. „Diese Fasern tun dem Darm sehr gut“, sagt die Expertin. Denn eine gestörte Darmbarriere kann Entzündungen begünstigen.

Proteine, die auch aus pflanzlichen Quellen wie Nüssen, Samen und Hülsenfrüchten stammen können, sättigen gut und decken den Eiweißbedarf des Stoffwechsels. Milchprodukte sind in Maßen erlaubt, solange sie gut vertragen werden. 

Finger weg von zu viel Salz, Zucker, und Fertigprodukten

Von hochverarbeiteten Lebensmitteln wie Fertigprodukte oder Erfrischungsgetränke, süßen und herzhaften Snacks, die in der Regel sehr viel Salz, Zucker und gesättigte Fettsäuren sowie kaum Ballaststoffe enthalten, rät die Ernährungsmedizinerin eher ab. Rotes Fleisch sowie insbesondere hoch verarbeitete Wurst enthalten mutmaßlich entzündungsfördernde Stoffe und erhöhen zudem das Risiko für einige Erkrankungen, insbesondere Darmkrebs.  „Diese Lebensmittel sollten nur gelegentlich konsumiert werden“, so Bartholomä.

Der Ernährungskreis der DGE lässt sich im Rahmen einer mediterranen Ernährung umsetzen

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat 2024 aktualisierte Ernährungsempfehlungen für gesunde Erwachsene veröffentlicht. Im so genannten Ernährungskreis sind sehr anschaulich die empfohlenen Anteile verschiedener Lebensmittelgruppen visualisiert. Pflanzenbasierte Lebensmittel stehen im Vordergrund, auch Nüsse und Hülsenfrüchte haben ihren Stellenwert. Tierische Produkte nehmen im Ernährungskreis nur einen kleinen Platz ein. Bei der Auswahl der Getränke stehen Wasser und ungesüßte Tees im Mittelpunkt. „Die Ausführungen der DGE stellen letztlich eine Art ‘optimale Ernährung‘ dar und berücksichtigen neben einer ausreichenden Nährstoffversorgung auch Nachhaltigkeitsaspekte“, sagt Bartholomä.

Mediterrane Ernährung auch bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen

Ganz praktisch kann man die DGE Empfehlungen im Rahmen einer „Mittelmeerdiät“ umsetzen, denn hierfür ist die Datenlage am besten: „Bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen kann eine klare Empfehlung für die mediterrane Ernährung ausgesprochen werden. Wer bewusst krankheitsfördernde Lebensmittel meidet, kann Entzündungsprozesse beeinflussen“, erklärt die Expertin. Wichtig ist, die Ernährung dauerhaft günstig zu gestalten – „wobei gelegentliche Ausreißer dazu gehören – es geht nicht darum, den Genuss zu problematisieren“. Im Einzelfall kann eine Ernährungsberatung helfen, um gemeinsam zu eruieren, welche Veränderungen der Ernährungsgewohnheiten eventuell sinnvoll sein könnten. Bartholomä empfiehlt: „Kochen Sie wenn möglich am besten abwechslungsreich und mit frischen Lebensmitteln, meiden Sie Fertigmahlzeiten.“ Dabei ist auch die Verwendung von Tiefkühlgemüse erlaubt. Hilfreich sei es, sich an der sogenannten mediterranen Ernährung zu orientieren.

10 Tipps für eine entzündungshemmende Ernährung 

  • Trinken Sie täglich etwa 1,5 Liter Wasser oder andere kalorienfreie Getränke wie ungesüßten Tee. Gesüßte und alkoholische Getränke sollten Ausnahmen darstellen.
  • Essen Sie jeden Tag mindestens fünf Portionen Obst und Gemüse. Sie liefern reichlich Vitamine, Mineralstoffe, Ballaststoffe sowie sekundäre Pflanzenstoffe.
  • Bei Getreideprodukten wie Brot, Nudeln, Reis und Mehl ist die Vollkornvariante die beste Wahl für die Gesundheit. Lebensmittel aus Vollkorn sättigen länger und enthalten mehr Vitamine und Mineralstoffe als Weißmehlprodukte.
  • Hülsenfrüchte wie Erbsen, Bohnen und Linsen sind reich an Eiweiß, Vitaminen, Mineral- und Ballaststoffen sowie sekundären Pflanzenstoffen. Nüsse liefern zusätzlich nützliche Fettsäuren. Essen Sie beispielsweise einmal in der Woche Hülsenfrüchte und täglich eine kleine Handvoll Nüsse.
  • Pflanzliche Öle sind reich an lebensnotwendigen Fettsäuren und Vitamin E. Empfehlenswert sind zum Beispiel Walnuss-, Lein-, Raps- und Olivenöl.
  • Milch und Milchprodukte liefern Eiweiß, Calcium, Vitamin B2 und Jod und unterstützen die Knochengesundheit. Bei pflanzlichen Milchalternativen sollte auf die Versorgung insbesondere mit Calcium geachtet werden.
  • Fette Fische wie Lachs, Makrele und Hering liefern wertvolle Omega-3-Fettsäuren. Seefisch enthält zudem Jod. Fisch sollte ein- bis zweimal pro Woche auf den Tisch kommen.
  • Lassen Sie sich Zeit beim Essen und gönnen Sie sich Pausen. Langsames und bewusstes Essen fördert das Sättigungsgefühl. Auch gemeinsam essen tut gut.
  • Ersetzen Sie Salz durch Kräuter zum Würzen.
  • Sorgen Sie neben der gesunden Ernährung auch für ausreichend körperliche Aktivität. Schlafen Sie regelmäßig, verzichten Sie aufs Rauchen und streben Sie ein normales Körpergewicht an.

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