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Hauttransplantation nach Verbrühung mit Spätzlewasser

Plastische Chirurgie

Ist die verbrannte oder verbrühte Stelle größer als ein Finger, sollte man den Arzt aufsuchen. © photophonie/fotolia.de

(03.05.2017) Die Spätzlemaschine ein- und auszuschalten: Das ist an diesem Tag Felix* Aufgabe. Der Dreijährige hat viel Spaß daran, ab und zu in der elterlichen Hotelküche mitzuhelfen. Doch genau in dem Moment, in dem sich der Vater bückt, um frischen Teig aufzunehmen, verliert der Junge das Gleichgewicht und stürzt mit dem rechten Arm bis zur Schulter ins kochend heiße Wasser.

„Vielen ist nicht bewusst, dass Verbrennungen und Verbrühungen bei Kindern schnell lebensgefährlich sein können“, sagt Dr. Horst Zajonc, Oberarzt an der Klinik für Plastische und Handchirurgie des Universitätsklinikums Freiburg. Jede Woche werden zwei bis drei Kinder im Universitätsklinikum Freiburg wegen schwerer Verbrennungen behandelt. Selbst heißer Dampf kann die empfindliche Haut der Kinder schwer schädigen.

Als Felix‘ Vater das Unglück bemerkt, reagiert er sofort. Als gelernter Koch und als Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr kennt er sich mit Verbrennungen und Verbrühungen aus. Er entfernt sofort die nasse Kleidung am Arm und kühlt die Stelle mit sauberen, feuchten Tüchern. Den restlichen Körper des Jungen packt er warm ein, weil der Körper durch den Schockzustand sonst schnell auskühlt.

Mit dem Rettungswagen wird Felix in die Notaufnahme des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Freiburg gebracht. „Wenn die Verbrennung größer ist als ein Finger und sich Blasen bilden, sollte unbedingt der Arzt gerufen werden“, rät Dr. Zajonc.

Erst künstliche Haut, dann Transplantation

Felix hat an Hand, Arm, Schulter und Hals Verbrennungen vom Grad 2b. Dabei sind zwei von drei Hautschichten geschädigt und helle Brandblasen bilden sich. Ein chirurgischer Eingriff ist nötig, auf den Ärzte der Klinik der Klinik für Plastische und Handchirurgie des Universitätsklinikums Freiburg spezialisiert sind. Deren Ärztlicher Direktor, Professor Dr. G. Björn Stark, hat Anfang 2017 gemeinsam mit seiner Mitarbeiterin Dr. Yvonne Lenz und mit Schweizer Kollegen das erste Standardwerk ‚Plastische Chirurgie bei Kindern und Jugendlichen‘ herausgegeben.

„Das empfindlichere Gewebe, das Wachstum der Kinder, die enge Zusammenarbeit mit den Eltern und viele weitere Faktoren machen die chirurgische Behandlung von Kindern zu einer besonderen Herausforderung“, sagt Professor Stark.

Bei Felix entfernen die Chirurgen das abgestorbene Gewebe am Arm und decken die Wunden mit synthetischem Hautersatz aus dem Labor ab. Doch das Ausmaß der Verbrennung ist so groß, dass Haut von anderer Stelle des Körpers an den Arm transplantiert werden muss.

Eine Woche nach dem Unfall entnehmen sie an Kopf und Gesäß des Jungen Haut, die nur 0,3 Millimeters dick ist. „Die dabei entstehende Wunde sieht aus wie eine leichte Schürfwunde und ist schon nach wenigen Tagen verheilt“, sagt Dr. Zajonc. Dann weiten die Ärzte die entnommene Haut auf das Doppelte, um einen möglichst großen Wundbereich abdecken zu können. Mit einem Vakuumverband wird die Haut auf die geschädigte Stelle gepresst. Eine solche Transplantation ist bei etwa jeder fünften Verbrennung nötig, die am Universitätsklinikum Freiburg behandelt werden muss.

Warnsignal, wenn Verbrennungen nicht schmerzen

Doch an einigen Stellen des Arms ist sogar die unterste Hautschicht zerstört. In dieser liegen die Schmerzrezeptoren. „Darum ist es kein gutes Zeichen, sondern sehr beunruhigend, wenn Verbrennungen nicht oder kaum schmerzen“, erklärt Dr. Zajonc. In einer weiteren Operation versorgen die Ärzte die besonders schwer geschädigten Stellen gesondert.

Es dauert über zwei Jahre, bis die Verbrennungen vollständig ausgeheilt sind. In den zwölf Jahren nach dem Unfall muss Felix insgesamt sechs Mal operiert werden, unter anderem, weil die vernarbte Haut des Jungen nicht gleichmäßig mitwächst. Mit dem Ergebnis sind der Junge, seine Familie und die Ärzte sehr zufrieden. Denn obwohl die Schädigung sehr groß und schwer war, kann Felix mit Arm und Hand normal fühlen und hat keinerlei Einschränkungen im Alltag.

Und selbst seine Freude an der Küchenarbeit hat er noch: Eines Tages möchte er den Hotelbetrieb der Eltern übernehmen.

* Name von der Redaktion geändert

 

Was tun bei Verbrennungen?

Grad 1: Haut ist gerötet und schwillt eventuell leicht an. Die Haut bildet keine Blasen.

  • Halten Sie die Stelle unter etwa 20 Grad kühles fließendes Wasser.
  • Kühlen Sie nicht mit Eiswürfeln, da dadurch die Haut weiter geschädigt werden kann.
  • Schmerzmittel können gegen das Brennen der Verletzung helfen.

Grad 2a: Auf der Haut bilden sich Brandblasen. Die Haut unter den Blasen ist rot.

  • Decken Sie offene Brandwunden trocken ab, am besten mit sterilen Kompressen.
  • Öffnen Sie auf keinen Fall entstandene Brandblasen. Ist die Haut noch komplett geschlossen, kann vorsichtig gekühlt werden.
  • Wärmen Sie den restlichen Körper.
  • Suchen Sie den Arzt auf oder rufen den Notarzt.

Höhergradige Verbrennungen mit blassen Brandblasen oder Verkohlungen.

  • Rufen Sie sofort den Notarzt.
  • Kühlen Sie die Wunden nicht. Wärmen Sie den restlichen Körper.

Bei Verbrühungen mit heißer Flüssigkeit muss sofort die betroffene Kleidung entfernt werden, notfalls durch Zerschneiden.

(JF)

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