Kunstherzen minimalinvasiv einsetzen
Kardiologie(19.01.2021) Oberarzt des Universitäts-Herzzentrums Freiburg ∙ Bad Krozingen erhält 1,6 Millionen Euro Förderung durch BMBF / Erforscht werden soll ein neuartiger Adapter für schonende und risikoärmere Kunstherzimplantationen
PD Dr. Wolfgang Bothe erhält 1,6 Millionen Euro Förderung für die kommenden drei Jahre. Bildquelle: Universitätsklinikum Freiburg / Britt Schilling
Bei der terminalen Herzinsuffizienz ist der Herzmuskel so stark geschwächt, dass die Pumpfunktion gerade noch ausreicht, um den Körper am Leben zu halten. Für einige Patient*innen ist dann ein batteriebetriebenes Herzunterstützungssystem – auch als „Kunstherz“ bezeichnet – die rettende Unterstützung. Die Implantation dieser so genannten Ventricular Assist Devices (VAD) stellt jedoch einen erheblichen, technisch komplexen und riskanten Eingriff dar.
Ein Team um Privatdozent Dr. Wolfgang Bothe, Oberarzt an der Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie des Universitäts-Herzzentrums Freiburg · Bad Krozingen, hat deshalb mit YCOR ein neuartiges Verfahren entwickelt, das die Risiken beim Einsetzen eines VAD erheblich senkt. Das Vorhaben wurde als erstes herzchirurgische Projekt für die Validierungsförderung VIP+ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) berücksichtigt. Das BMBF fördert die Validierungsstudie des Kunstherzadapters ab dem 1. Januar 2021 zunächst mit 1,6 Millionen Euro über eine Laufzeit von drei Jahren.
Der Adapter ermöglicht einen minimalinvasiven Eingriff über einen nur kleinen Operationszugang in der Brustwand der Patient*innen. Bildquelle: Universitäts-Herzzentrum Freiburg · Bad Krozingen
Schnellere Genesung möglich
Beim herkömmlichen Einsetzen eines VAD wird unter Vollnarkose das Brustbein des Patienten geöffnet und die künstliche Pumpe eingesetzt. Dabei ist der Patient an eine Herz-Lungen-Maschine angeschlossen. „Das Besondere an YCOR ist, dass während des Eingriffs keine Herz-Lungen-Maschine notwendig ist. Das senkt die Risiken und ist schonender für die Patient*innen“, sagt Bothe. Auf die Herz-Lungen-Maschine kann verzichtet werden, weil der Adapter den Blutstrom im Herzen umleitet und damit einen minimalinvasiven Eingriff über einen nur kleinen Operationszugang in der Brustwand ermöglicht. „Wir erhoffen uns dadurch geringere körperliche und seelische Belastungen für die Patient*innen sowie eine schnellere Genesung“, erklärt Bothe. Zudem könnten auch ältere und schwerkranke Patient*innen, für die der Eingriff bislang zu anstrengend gewesen wäre, von einer Kunstherzimplantation profitieren.
Validierungsprojekt startet 2021
Der Kunstherzadapter YCOR wird zunächst in einem Computermodell und in einem experimentellen Kreislaufmodell eingehend klinisch geprüft und dann in einem Großtier-Langzeitversuch weiter validiert. „Mithilfe der Förderung möchten wir die Lücke zwischen den ersten Ergebnissen aus der Grundlagenforschung und einer möglichen klinischen Anwendung schließen“, erklärt Bothe.
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