Bauchaortenscreening: Gegen die Zeitbombe im Bauch
Herz- und Gefäßchirurgie(11.03.2025) Viele Männer tragen eine tickende Zeitbombe in sich. Ihre Bauchschlagader ist gefährlich geweitet und kann jederzeit reißen. Dann droht akute Lebensgefahr, sagt ein Experte.
Mit der steigenden Lebenserwartung steigt auch die Zahl der Menschen, die Probleme mit der Hauptschlagader entwickeln. Als Bauchaorten-Aneurysma bezeichnen Mediziner*innen die häufigste und gefährlichste Komplikation. Dabei dehnt sich das Hauptgefäß im Bauch stark aus, bis es zu reißen droht. Wenn dies geschieht, fließt innerhalb von Sekunden viel Blut in den Bauchraum und die Betroffenen sterben oft, bevor sie im Krankenhaus sind. „Aneurysmen werden meist zufällig entdeckt, weil sie zunächst kaum Beschwerden machen“, sagt Prof. Dr. Martin Czerny, Ärztlicher Direktor der Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie des Universitäts-Herzzentrums Freiburg · Bad Krozingen am Universitätsklinikum Freiburg.

Ein Drahtgeflecht, das über die Leistenvene bis an den Ort der Schlagader vorgeschoben wird, kann einen lebensgefährlichen Riss der Bauchaorta verhindern. ©Universitätsklinikum Freiburg
Zehnminütige Ultraschall-Untersuchung kann Leben retten
Seit 2018 zahlen die Krankenkassen für Männer ab 65 Jahren eine Vorsorgeuntersuchung. Denn vier bis acht Prozent aller Männer in diesem Alter haben eine gefährliche Gefäßweitung. Bei der Untersuchung vermisst die Ärzt*in mit einem Ultraschallgerät den Durchmesser der Bauchaorta. Ist dieser kleiner als zweieinhalb Zentimeter, gilt der Befund als unauffällig. Ist die Aorta mehr als drei Zentimeter dick, muss der Patient alle sechs Monate mit Ultraschall kontrolliert werden. Ab fünf Zentimeter sprechen Mediziner*innen von einem behandlungsbedürftigen Aneurysma. Das Screening kann in jeder Praxis mit einem Ultraschallgerät gemacht werden.
Betroffene haben fast nie Beschwerden – bis es beinahe zu spät ist
Meist haben Betroffene keine Beschwerden. „Deshalb ist es so wichtig, dass alle Männer das Screening wahrnehmen“, sagt Czerny. Erst wenn die Aorta kurz davor steht zu reißen, nehmen die Betroffenen Schmerzen wahr, meist im Rückenbereich. Dann ist eine sofortige Operation notwendig. „An der Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie, die eines der längstem bestehenden und größten Aortenzentren in Deutschland unterhält, werden jährlich mehr als 700 Eingriffe am gesamten Organ Aorta durchgeführt.“
Vier von fünf Patienten werden minimalinvasiv versorgt
„Die Bauchaorta kann offen chirurgisch oder minimalinvasiv behandelt werden. Welche Art der Operation gewählt wird, hängt immer vom Patienten und seiner Erkrankung ab“, sagt Czerny. Beim minimalinvasiven Eingriff wird über die Leistengefäße ein Drahtgeflecht, ein sogenannter Stentgraft unter Röntgenkontrolle an den Ort der Aussackung vorgeschoben und dort ausgedehnt. Man spricht auch von endovaskulärem Vorgehen. Rund 80 Prozent aller Patient*innen mit Bauchaortenaneurysma werden am Universitäts-Herzzentrum minimalinvasiv behandelt. In akuten und besonders komplexen Fällen wird ein offener chirurgischer Eingriff durchgeführt.
Nach dem Eingriff ist vor der Nachsorge: Aortenpass hilft
„Wir sind fest überzeugt, dass die Nachsorge genauso wichtig ist wie die präoperative Vorbereitung und Behandlung“, so Czerny. Darum werden alle Patient*innen, die in der Klinik wegen eines Aortenaneurysmas behandelt wurden, auch nach dem Eingriff regelmäßig in der Aortenambulanz untersucht und erhalten einen Aortenpass. Dieser beinhaltet Informationen über die Erkrankung, stattgefundene Eingriffe, eine individuelle Skizze der Hauptschlagader, das Datum der nächsten Kontrolle sowie die Kontaktdaten der Ansprechpartner*innen in der Klinik. „So stellen wir sicher, dass die Zeitbombe im Bauch nicht unbemerkt wieder zu ticken droht“, sagt Czerny.
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