Zu den Inhalten springen

Mehr Sicherheit bei Lebereingriffen

Innere Medizin

(26.03.2021) Freiburger Forscher*innen haben ein Bewertungsschema entwickelt, mit dem der Behandlungserfolg eines häufigen Eingriffes an der Leber deutlich besser abgeschätzt werden kann als bisher.

Die Leber ist das größte Organ im menschlichen Körper. Sie ist das zentrale Stoffwechsel-Organ und für die Entgiftung, Ausscheidung und Speicherung vieler Stoffe wesentlich. Fast 2.000 Liter Blut fließen täglich durch die Leber, rund 1,5 Liter pro Minute. Doch anhaltender hoher Alkoholkonsum oder eine nicht ausgeheilte Virusinfektion können die Leber dauerhaft schädigen und zu einer gefährlichen Leberzirrhose führen. Dabei vernarbt die Leber, schrumpft und bildet vermehrt Bindegewebe.

Bei einer Leberzirrhose kann es zu lebensgefährlichem Bluthochdruck kommen. Ein minimalinvasiver Eingriff kann hier helfen. © Sebastian Kaulitzki - stock.adobe.com

„Die Leber kann dann ihre Aufgaben nicht mehr gut erfüllen. Außerdem ist der Blutfluss durch die bindegewebig veränderte Leber deutlich eingeschränkt. Durch das aufgestaute Blut kann es zu lebensgefährlichen Komplikationen kommen“, sagt Privatdozent Dr. Dominik Bettinger, Oberarzt an der Klinik für Innere Medizin II des Universitätsklinikums Freiburg und Fellow des Berta-Ottenstein Programmes für Advanced Clinician Scientists. Typische Folgen sind blutende Krampfadern in der Speiseröhre und die Entstehung von Bauchwasser, dem sogenannten Aszites.

Eine Umleitung löst den lebensgefährlichen Blutstau

„In einer solchen Situation kann ein interventioneller Eingriff sinnvoll sein. Wir legen dann an der Leber eine Art Umleitung für das Blut an“, erklärt Bettinger. Diese Umleitung führt das Blut aus der Pfortader, die die Leber mit Blut versorgt, direkt in die Lebervene, so dass ein Teil des Blutflusses an der Leber vorbei geleitet wird. Durch die Umleitung sinkt der Druck im Gefäßsystem vor der Leber und Krampfadern in der Speiseröhre und Bauchwassereinlagerung verbessern sich in der Regel schnell.

Der Eingriff wurde in Freiburg entwickelt und verbessert

Dieser sogennante transjuguläre intrahepatische portosystemische Shunt (TIPS) wurde vor mehr als 30 Jahren an der Klinik für Innere Medizin II des Universitätsklinikums Freiburg von Prof. Dr. Martin Rössle entwickelt. „Bei etwa einem Drittel unserer Leberzirrhose-Patient*innen nutzen wir diese Methode. Damit sind wir in Deutschland ein Zentrum mit den meisten TIPS-Behandlungen. Dementsprechend haben unsere Ärzt*innen große Erfahrung bei dem Eingriff“, so Prof. Dr. Robert Thimme, Ärztlicher Direktor der Klinik für Innere Medizin II des Universitätsklinikums Freiburg.

Rundum-Versorgung durch die Leberexpert*innen

Der Eingriff wird am Universitätsklinikum Freiburg durch speziell ausgebildete Leberspezialist*innen durchgeführt. Sie kennen die Krankheitssituation der Patient*innen am besten und betreuen sie vor, während und nach dem Eingriff . Das ist wesentlich, weil der Eingriff nicht für jede*n Patient*in mit Leberzirrhose in Frage kommt. „Bevor wir entscheiden, ob ein TIPS eingesetzt wird, müssen wir die Ausgangssituation der Patient*innnen jeweils sehr genau prüfen. Viele Patient*innen profitieren langfristig von dem Eingriff ; im Einzelfall gibt es aber auch Gründe, die gegen eine TIPS-Anlage sprechen Ist die Leber schon zu stark geschädigt, hilft nur noch eine Lebertransplantation“, erklärt Dr. Michael Schultheiß, der gemeinsam mit Bettinger eine Arbeitsgruppe zu dem Verfahren leitet. In einer großen nationalen, multizentrischen Beobachtungsstudie mit 1.871 Patient*innen konnten sie kürzlich nachweisen, dass sich höheres Alter sowie eine stark eingeschränkte Nieren- und Leberfunktion negativ auf die Prognose nach einer TIPS -Anlage auswirken.

Die Sicherheit für die Patient*innen erhöhen

Auf Grundlage dieser Daten entwickelten Bettinger und Schultheiß einen neuen Prognosescore für TIPS-Patienten, den sogenannten Freiburg Index of post-TIPS survival (FIPS). „Mit Hilfe des FIPS-Scores können wir sehr gut vorhersagen, inwiefern die Patient*innen für eine TIPS geeignet sind und welche Nachsorge-Programme individuell für sie sinnvoll sind. Gleichzeitig können wir dadurch gezielt Hochrisiko-Patienten erkennen, bei denen frühzeitig eine Lebertransplantation in Betracht gezogen werden sollten,  so Bettinger. Für die Patient*innen bedeutet das neue Prognose-Tool nun noch mehr Sicherheit und eine stärker individualisierte Nachbetreuung.

Weitere interessante Artikel

Ärztlicher Rat übers Video

Download

Auslöser für Magengeschwüre – und trotzdem hilfreich

Download

Universitätsklinikum Freiburg

Zentrale Information
Telefon: 0761 270-0
info@uniklinik-freiburg.de    

Unternehmenskommunikation

Breisacher Straße 153
79110 Freiburg
Telefon: 0761 270-84830
kommunikation@uniklinik-freiburg.de