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1,5 Millionen Euro für Atherosklerose-Forschung

Kardiologie

(11.09.2019) Es wird immer klarer: Das Immunsystem spielt bei Atherosklerose eine wichtige Rolle. Welche genau und ob eine Impfung helfen könnte, untersucht jetzt ein Freiburger Kardiologe.

Bislang galten Herzinfarkt und Schlaganfall hauptsächlich als Folge passiver Fettablagerungen in arteriellen Blutgefäßen. Neuere Forschungen deuten aber darauf hin, dass chronische Entzündungsvorgänge und das Immunsystem dabei eine wichtige Rolle spielen. Um diese genauer zu beleuchten, erhält Dr. Dennis Wolf, Oberarzt in der Klinik für Kardiologie und Angiologie I des Universitäts-Herzzentrums Freiburg · Bad Krozingen, eine mit 1,5 Millionen Euro dotierte Förderung des Europäischen Forschungsrats (ERC) der Europäischen Union.

Deutlich verengt ist diese Arterie einer Maus durch eine atherosklerotische Ablagerung, an der auch Immunzellen beteiligt sind. Eine Impfung könnte dies möglicherweise künftig verhindern. © UHZ

Bei dem fünf Jahre laufenden „ERC Starting Grant“ handelt es sich um die höchstdotierte Förderung für Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler in der Europäischen Union. Wolf untersucht in seinem Projekt T-Helferzellen des Immunsystems, die sich gegen einen Bestandteil des LDL-Cholesterinkomplexes richten, das körpereigene Protein ApoB-100. Diese T-Helferzellen bringen die Gefäßentzündung mit in Gang und heizen sie im Verlauf der Erkrankung weiter an.

„Man kann die Atherosklerose durchaus als teilweise Autoimmun-Erkrankung bezeichnen. Die bisherigen Therapien werden diesem Aspekt aber nicht gerecht“, sagt Wolf. Tatsächlich sind Immuntherapien gegen Atherosklerose nicht bloße Zukunftsmusik. Untersuchungen an Versuchstieren zeigen, dass sich die krankhafte Immunantwort mit bestimmten Impfstrategien günstig beeinflussen lässt. „Diese so genannten immunmodulatorischen Ansätze vermögen es, eine Untergruppe der T-Helferzellen, die einen schützenden Effekt ausüben, gezielt zu verstärken und zu aktivieren. Hier wird unser Team ansetzen“, so Wolf weiter.

Hauptschlagader der Maus: Die braunen Bereiche stellen atherosklerotische Ablagerungen dar. © UHZ

Impfen gegen Herzinfarkt?

„Wir hoffen, dass sich die Atherosklerose im besten Falle durch eine solche Impfung verhindern lässt oder zumindest deren Verlauf deutlich abschwächen kann“, erklärt der Freiburger Kardiologe. Außerdem werden die Forscher an Testverfahren arbeiten, mit denen Patienten mit einem hohen immunologischen Risiko schon dann identifiziert werden können, wenn die Erkrankung noch nicht so weit fortgeschritten ist.

„Diese sehr renommierte Förderung ist auch eine Auszeichnung für die hervorragende Forschung von Dr. Wolf in den letzten Jahren. Ich freue mich sehr, dass wir an unserer Klinik diese für die Zukunft so wichtige Forschung weiter ausbauen können“, sagt Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. Christoph Bode, Ärztlicher Direktor der Klinik für Kardiologie und Angiologie I des Universitäts-Herzzentrums Freiburg · Bad Krozingen (UHZ).

Dr. Dennis Wolf © UHZ

Hintergrund:

Erkrankungen des Herzkreislaufsystems, darunter der Herzinfarkt und Schlaganfall, gelten als die häufigsten Todesursachen weltweit. Allein in Deutschland versterben jährlich rund 122.000 Menschen an einer direkten Folge einer koronaren Herzkrankheit. Meist ist diese Folge einer Gefäßverengung, Atherosklerose genannt. Obwohl mit cholesterinsenkenden Medikamenten und der Wiedereröffnung verschlossener oder sehr enger Koronararterien im Herzkatheterlabor in den letzten 30 Jahren enorme klinische Fortschritte erzielt worden sind, bleibt das Risiko außerordentlich hoch, dass eine bestehende atherosklerotische Erkrankung weiter voranschreitet und schlussendlich zu einem Herzinfarkt führt.

Zur Person:

Dr. Dennis Wolf hat in Freiburg, Australien und Singapur studiert. Es folgten Forschungsaufenthalte in Australien, USA und Freiburg. Dr. Wolf ist neben seiner Oberarzt-Tätigkeit auch Leiter des klinischen Studienzentrums der Klinik für Kardiologie und Angiologie I des UHZ und Leiter der wissenschaftlichen Arbeitsgruppe „Vaskuläre Immunologie“. Seine Forschung wurde bereits unter anderem von der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie und von der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie ausgezeichnet.

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