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Pflegepraxiszentrum Freiburg

Das Cluster „Zukunft der Pflege – Mensch-Technik-Interaktion in der Pflege“ wird bereits in einer zweiten Förderphase durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Mit einer Laufzeit von fünf Jahren (2024-2029) zielt das Cluster darauf ab, innovative Lösungen und Konzepte für die Pflege der Zukunft zu entwickeln. Die Nutzung technologischer Innovationen eröffnet dabei neue Chancen zur Unterstützung und Verbesserung der pflegerischen Versorgung.

Das Pflegepraxiszentrum Freiburg (PPZ-Freiburg) ist Teil des Clusters und beschäftigt sich seit 2018 mit der Erprobung und Evaluation von innovativen Technologien im akutstationären Pflegesetting. In einem nächsten Schritt wird der Einsatz von Telematik zur Überwindung der Sektorengrenzen in der pflegerischen Versorgung untersucht. Ein nach außen gerichteter Transfer soll weitere Pflegeeinrichtungen von den erworbenen Erkenntnissen profitieren lassen. Dazu dient maßgeblich ein Buddy-Konzept, das in Freiburg den Fokus auf die Sektorengrenzen zwischen Krankenhaus und Rehabilitationsklinik bzw. zur häuslichen Pflege legen wird.

Um technologische Innovationen nachhaltig in die Pflegepraxis zu integrieren, werden gleichzeitig neue Qualifikationsangebote zur Förderung der Technikkompetenzen von Pflegenden entwickelt.

Das Cluster „Zukunft der Pflege“ besteht aus fünf Zentren: einem Pflegeinnovationszentrum in Oldenburg und vier Pflegepraxiszentren in Berlin, Hannover, Nürnberg und Freiburg. Das PPZ-Freiburg wird von folgenden Partnerinstitutionen getragen:

  • Universitätsklinikum Freiburg (Pflegedirektion, Projektleitung),
  • Universität Freiburg (Institut für Pflegewissenschaft)
  • Hochschule Furtwangen (Institut Mensch, Technik, Teilhabe).

Von 2018- 2024 begleitete außerdem das Institut Alter, Gesellschaft, Partizipation (AGP) an der Evangelischen Hochschule Freiburg das Projekt.

 

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Projekte

Integrierte Bettsensorik

Im Rahmen eines begleitenden Evaluationsprojekts wird derzeit die Bettsensorik Mobility Monitor bei Patientinnen und Patienten auf den Intensivstationen des Neurozentrums am Universitätsklinikum Freiburg eingesetzt. Diese Patientinnen und Patienten sind aufgrund ihrer Erkrankung und der Therapie in der Regel bewegungseingeschränkt und damit anfällig für Haut- und Gewebeschädigungen (Dekubitus). Sie benötigen die Unterstützung der Pflegenden im zeitgerechten und effizienten Positionswechsel und in der Entlastung des Gewebes. Die Bettsensorik Mobility Monitor ist ein Hilfsmittel, welches die Bewegungen der Patientinnen und Patienten aufzeichnet und auf einen Monitor überträgt. Das Personal erhält so in Realzeit Informationen zur Häufigkeit der Bewegungen und zu den druckentlastenden versus nicht-druckentlastenden Bewegungen von Patientinnen und Patienten. Eine Ampelfunktion zeigt an, wenn ein Zeitlimit ohne druckentlastende Bewegung erreicht wird. Die Pflegenden können auf diese Weise eine passgenaue Positionierung ermöglichen, wodurch eine Über- und Unterversorgung vermieden werden kann.

Ziel ist es, Erkenntnisse darüber zu gewinnen, inwiefern der Einsatz des Mobility Monitors dazu beiträgt, Zeiten ohne druckentlastende Umpositionierungen für Patientinnen und Patienten zu reduzieren und die Dekubitusinzidenz zu senken. Die Perspektive der Mitarbeitenden wird im Rahmen eines eingebetteten Teilprojekts erforscht.

Personen mit Demenz im Akutkrankenhaus

Dieses Themenfeld setzt sich mit dem Umstand auseinander, dass ein zunehmender Anteil der Patientinnen und Patienten, die auf Grund einer akuten Erkrankung (wie z.B. Frakturen, Infektionen, Neubildungen, Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen) in Krankenhäusern behandelt werden, zusätzlich eine kognitive Beeinträchtigung aufweisen. Die organisatorischen Abläufe sind jedoch meist nicht auf die Situation älterer, kognitiv eingeschränkter Patientinnen und Patienten ausgerichtet. Im PPZ-Freiburg soll daher der Einsatz technischer Hilfsmittel erprobt werden, welche Betroffene, Pflegende und Angehörige in dieser Situation unterstützen können. Konkret geht es dabei (a) um technische Hilfsmittel für Personen mit „(Hin- bzw. Weg-) Lauftendenz (engl. wandering)“, also beispielsweise Bettausstiegswarnungen, Ortungssysteme oder Warnsysteme für das Betreten bzw. Verlassen bestimmter Bereiche, für die aus dem Langzeitpflegebereich schon Erfahrungen vorliegen. Darüber hinaus sollen (b) Systeme im Bereich der Betreuung, Aktivierung und Orientierungsgabe eingesetzt werden. Dabei kann es sich beispielsweise um (biographiebezogene) multimediale Techniken, wie Tablets, Monitore oder Projektionssysteme handeln oder auch Systeme, die einen (telepräsenten) Kontakt mit Angehörigen ermöglichen.

Lärmreduktion auf Intensivstationen

Aufgrund vielfältiger Alarme von intensivmedizinischen Geräten, aber auch vielfältiger anderer „Lärmquellen“ sind Intensivstationen sehr laute Umgebungen. Die hohe Lärmbelastung (auch nachts) beeinträchtigt die Gesundheit von Patientinnen und Patienten und Beschäftigten gleichermaßen. „Falsch-positive“ Alarme führen zu Belastungen durch Unterbrechung von Arbeitsprozessen und Ablenkung sowie zu einer Desensibilisierung der Beschäftigten (Stichwort Alarm Fatigue). Darüber hinaus ist der hohe Lärmpegel für Patientinnen und Patienten mit Unruhezuständen, Schlafstörungen und Stresssymptomen verbunden. Im PPZ-Freiburg werden erste Ansätze zur Lärmmessung und -reduktion aufgegriffen und fortgesetzt. Dabei geht es beispielsweise um eine zuverlässige Erfassung von Lärmquellen, ein technisches Monitoring des Lärmpegels und die (Weiter-)Entwicklung von Strategien zur Lärmreduktion. Infrastrukturelle und prozessorientierte Ansätze spielen dabei ebenso eine Rolle wie technische Möglichkeiten eines intelligenten Alarmmanagements.

Weitere Innovationsprojekte

Darüber hinaus werden während der gesamten Projektlaufzeit auch weitere technische Innovationen im Setting Akutkrankenhaus erprobt. Hier wurden bzw. werden beispielsweise Matratzensysteme getestet, die (als Alternative zu Wechseldrucksystemen) eine sanfte seitliche Wiegebewegung vollführen, um Dekubitalulzera vorzubeugen oder Messsysteme, die den Auflagedruck von Patientinnen und Patienten (z.B. während mehrstündiger Operationen) erfassen können.

Flankiert werden die Innovationsprojekte durch:

  • die Erarbeitung eines Innovationsmanagement-Konzepts für den Technikeinsatz in der Pflege am Universitätsklinikum Freiburg,
  • die Integration der Aktivitäten in die Aus- und Weiterbildung an der Akademie für Medizinische Berufe am Universitätsklinikum Freiburg sowie in die pflegebezogenen Studiengänge an der Universität Freiburg und der Hochschule Furtwangen,
  • den Wissenstransfer auf regionaler und (inter)nationaler Ebene sowie die Entwicklung geeigneter Instrumentarien und Strategien sowie
  • die Bearbeitung ethischer und rechtlicher Fragen zum Technikeinsatz in den Innovationsprojekten.
Pflegepraxiszentrum Freiburg

Hugstetterstr. 49
79106 Freiburg
Tel.: 0761 27019022
E-Mail: ppz-freiburg@uniklinik-freiburg.de

 

Projektpartner

Universität Freiburg