Was ist ein epileptischer Anfall?
- Die Dauer eines Anfalls ist sehr unterschiedlich und reicht von wenigen Sekunden bis zu einigen Minuten
- Bei Erwachsenen ist der komplexe fokale Anfall mit beeinträchtigtem Bewusstsein die häufigste Anfallsform
Unter epileptischen Anfällen versteht man eine Störung des Gehirns aufgrund einer kurz andauernden vermehrten Entladung von Nervenzellen. Epileptische Anfälle können sehr unterschiedlich aussehen und es gibt eine Vielzahl verschiedener Formen von Anfällen. Obwohl die Symptome eines Anfalls Auswirkungen auf andere Teile des Körpers haben können, treten die elektrischen Ereignisse, die für die Symptome verantwortlich sind, im Gehirn auf. Das Spektrum eines epileptischen Anfalls ist sehr breit – manche Anfälle werden kaum wahrgenommen, während andere schwer beeinträchtigen können und zu Störungen des Bewusstseins sowie Verkrampfungen des ganzen Körpers führen können. Je nachdem, in welchem Bereich des Gehirns und in welchem Umfang die Nervenzellen betroffen sind, werden die Anfälle als fokal oder generalisiert bezeichnet. Bei der Beurteilung, um welche Art von Anfall es sich handelt, sind folgende Faktoren von Bedeutung:
1) Wo im Gehirn beginnt der Anfall?
2) Ist das Bewusstsein oder die Reaktionsfähigkeit während des Anfalls beeinträchtigt?
3) Beinhaltet der Anfall unkontrollierte Bewegungen?
Ein fokaler Anfall beginnt in einem bestimmten Bereich des Gehirns und betrifft stets nur eine Hirnhälfte. Es wird zwischen einfachen und komplex fokalen Anfällen unterschieden:
- Bei einfachen fokalen Anfällen tritt keine Bewusstseinsstörung auf, häufig kann der Patient die Symptome des Anfalls beschreiben.
- Bei komplex fokalen Anfällen hingegen ist das Bewusstsein in unterschiedlichem Ausmaß beeinträchtigt
Ein fokaler Anfall kann sich zudem auf beide Gehirnhälften ausbreiten, dann wiederum spricht man von einem sekundär generalisierten Anfall. Bei primär generalisierten Anfällen werden hingegen sehr früh Nervenzellen des gesamten Gehirns miteinbezogen. Ursachen für epileptische Anfälle variieren nach je nach Alter der betroffenen Person. Neben akuten Hirnerkrankungen sowie Anlageanomalien können auch Substanzmissbrauch und Substanzentzug zu akut symptomatischen Anfällen führen. Für jedes Alter gilt jedoch, dass bei rund der Hälfte aller betroffenen Patienten die Ursache unbekannt ist. So vielfältig also die Epilepsien sein können, so vielfältig ist auch die Behandlung dieser Erkrankung.
Erster epileptischer Anfall
Etwa 5% der Bevölkerung und nahezu jedes zehnte Kind erleidet im Laufe seines Lebens einen ersten epileptischen Anfall. Ein erster Anfall ist jedoch nicht mit einer Epilepsie gleichbedeutend und lässt auch nicht generell auf die Diagnose Epilepsie schließen. Auch mehrere epileptische Anfälle sind nicht zwangsläufig eine Epilepsie, wenn die Anfälle auf erkennbare Ursachen zurückzuführen sind. Lediglich ein geringer Anteil der Menschen mit einem ersten Anfall entwickelt tatsächlich eine Epilepsie. Ein erster epileptischer Anfall sollte ärztlich abgeklärt werden, um eine genaue Beurteilung des Verlaufs und der Anfallsart sicherzustellen. Geklärt werden sollte
- ob eine Ursache zugrunde liegt, die eine akute Behandlung erforderlich macht
- ob der Anfall durch bestimmte Umstände (bspw. Schlafmangel oder bei Kindern fieberhafte Infekte) ausgelöst wurde
- ob es Hinweise gibt, dass der Anfall ein Anzeichen für eine Epilepsie ist
Neben einer genauen Beschreibung des Anfalls bedarf es zudem Untersuchungen mittels EEG und MRT.
Dissoziative Anfälle
Dissoziative Anfälle sind nur schwer von epileptischen Anfällen zu unterscheiden. Allerdings haben sie nicht eine Epilepsie, also eine zeitweise auftretende Funktionsstörung des Gehirns, zur Ursache. Entsprechend helfen in diesem Fall auch keine Medikamente gegen Epilepsie. Dissoziative Anfälle können individuell vielfältige und unterschiedliche Ursachen haben. Häufig treten sie im Zusammenhang mit belastenden Situationen oder Stress auf. In vielen Fällen ereignen sich die ersten Anfälle nach belastenden oder erschütternden Erfahrungen, beispielsweise nach einem Trauma. Dissoziative Anfälle können unterschiedlich aussehen, wie epileptische Anfälle auch: regloses Verharren ohne Reaktionen, halbwache Dämmerzustände mit wenigen Bewegungen oder Anfälle mit heftigen Bewegungen.
Dissoziative Anfälle treten viel seltener auf als Epilepsien. Von 100 Menschen mit Anfällen haben nur 4 Menschen dissoziative Anfälle, 96 haben jedoch eine Epilepsie. Am Epilepsiezentrum Freiburg werden bei etwa 10-20 Menschen jährlich Dissoziative Anfälle diagnostiziert.
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