Typischer Ablauf einer Narkose (Anästhesie)
Vor jeder Anästhesie (Allgemeinanästhesie, Regionalanästhesie) müssen Sie von einem Anästhesisten gesehen werden (Anästhesiologische Voruntersuchung). Dies kann in der Anästhesie-Ambulanz oder auf der Station erfolgen. Vor dem Gespräch mit dem Anästhesisten wird Ihnen ein Aufklärungs- und Anamnesebogen ausgehändigt, den Sie gründlich lesen und sorgfältig ausfüllen sollten. Durch Ihre Beantwortung helfen Sie uns, Ihren derzeitigen Gesundheitszustand noch besser beurteilen zu können und mögliche Risiken zu erkennen. So können Komplikationen vermieden werden.
Nach der Erhebung Ihrer Krankengeschichte (Anamnese) und Einsichtnahme der mitgebrachten und/oder vorhandenen Befunde und Krankenunterlagen findet eine körperliche Untersuchung durch Ihren Anästhesisten statt.
Im Anschluß an die körperliche Untersuchung findet ein sog. Aufklärungsgespräch über das individuelle Risiko und damit verbundene mögliche Komplikationen, das Anästhesieverfahren und seine Nebenwirkungen sowie Begleitmaßnahmen statt. In diesem Gespräch haben Sie Gelegenheit, alle Sie interessierenden Fragen zu stellen und Wünsche zu äußern. Nachdem Sie sich ausreichend aufgeklärt fühlen, ist es notwendig, daß Sie in das besprochene, erforderliche Anästhesieverfahren mit den notwendigen Begleitmaßnahmen für den geplanten Eingriff schriftlich einwilligen. Je früher Sie das Gespräch mit dem Anästhesisten führen, desto länger ist Ihre Bedenkzeit bis zur Operation.
Suchen Sie das Gespräch mit dem Anästhesisten so früh wie möglich.
Für eine gute Anästhesie ist es wichtig, daß Sie möglichst ausgeruht und entspannt sind. Wenn Sie aufgeregt sind, können Sie am Vorabend der Operation gerne eine Beruhigungstablette oder Schlaftablette erhalten, damit Sie gut schlafen und ausgeruht in den Operationstag gehen. Denken Sie bitte daran, ab Mitternacht nicht mehr zu trinken (Ausnahme: Narkosevorbereitungstablette(n) mit etwas Wasser), zu essen und zu rauchen.
Morgens erhalten Sie eine Beruhigungstablette, die Sie am besten 30-45 Minuten vor dem Transport zum Operationssaal nehmen sollten. Gegebenenfalls nehmen Sie gemäß Absprache mit Ihrem Anästhesisten die Medikamente zu sich, die Sie ständig einnehmen müssen. Die Tabletten nehmen sie mit gerade soviel Wasser, dass Sie sie gut herunterschlucken können. Spätestens jetzt sollten Sie das OP-Hemd und die Antithrombosestrümpfe anziehen. Zahnersatz, Brille, Kontaktlinsen, Hörgerät, Schmuck, Ringe und Haarteile sollten Sie auf der Station zurücklassen.
Sie werden in Ihrem Bett in den Operationsbereich gefahren. Dort ist Ihnen das OP-Team beim Umlagern auf den Operationstisch behilflich. Das OP-Team bringt Sie in den Einleitungsraum oder Eingriffsraum. Dort treffen Sie Ihr Anästhesie-Team.
Im Einleitungsraum oder Eingriffsraum werden noch einmal alle Daten überprüft. Dann beginnen wir die Vorbereitung für die Anästhesie mit der ständigen Überwachung Ihrer Herztätigkeit durch ein EKG und messen in regelmäßigen Abständen (automatisch) Ihren Blutdruck. Als nächstes legen wir eine kleine Kunststoffkanüle in eine der Venen auf dem Handrücken oder im Arm und schließen eine Infusion (Venentropf) an. Über diese Kanüle erhalten Sie die für die Anästhesie notwendigen Medikamente. Ein Fühler an Ihrem Finger zeigt uns während der Anästhesie ständig an, wieviel Sauerstoff in Ihrem Blut ist.
Der weitere Ablauf ist davon abhängig, ob Sie eine Allgemeinanästhesie oder Regionalanästhesie bekommen.
Wenn alle notwendigen Vorbereitungen abgeschlossen sind, informieren wir Sie, wenn wir mit der Anästhesie beginnen. Im Falle einer Allgemeinanästhesie (Narkose) lassen wir Sie zunächst für einige Minuten reinen Sauerstoff über die Narkosemaske atmen, um das Blut mit Sauerstoff anzureichern. Danach werden Ihnen über den Venentropf die Medikamente zum Einschlafen gegeben. Wenn Sie merken, daß Sie müde werden, schließen Sie einfach Ihre Augen. Sie werden erst wieder wach, wenn die Operation vorbei ist. Ihr Anästhesist ist während der gesamten Dauer der Anästhesie ununterbrochen bei Ihnen und paßt auf Sie gut auf.
Bei größeren Eingriffen oder bei erhöhtem Narkoserisiko infolge von Vorerkrankungen führt der Anästhesist weitere Maßnahmen durch, die Ihrer umfassenden Überwachung dienen. Dazu zählen: Anlage eines zentralvenösen Katheters und/oder einer arteriellen Blutdruckmessung, Magensonde, Blasenverweilkatheter u.a. Wenn Sie wünschen, informiert Sie der Anästhesist im Aufklärungsgespräch über das genaue Vorgehen bei diesen Maßnahmen und deren Risiken.
Selbstverständlich wird er Sie auch gerne über die Risiken einer eventuell erforderlichen Bluttransfusion sowie über die Möglichkeiten, Fremdblutgaben zu vermeiden, informieren.
Auch nach der Anästhesie sind wir zunächst bei Ihnen und beobachten Sie noch einige Zeit. Danach werden Sie auf Ihr Zimmer gebracht. Nach größeren Operationen kann es erforderlich sein, Sie vorübergehend auf einer Wachstation oder Intensivstation (Intensivmedizin) zu betreuen. Falls dies bei Ihnen abzusehen ist, werden Sie darüber vor der Operation genauer informiert.
Wenn es notwendig sein sollte, erhalten Sie Schmerzmedikamente. Reichen diese nicht aus, so steht Ihnen unser Schmerzdienst, der sich auf die postoperative Schmerzbehandlung spezialisiert hat, zur Verfügung.
Nach der Anästhesie besucht Sie Ihr Anästhesist und erkundigt sich nach Ihrem Befinden. Bitte berichten Sie ihm freimütig alles, was Ihnen gefallen oder - was noch wichtiger ist - was Ihnen nicht gefallen hat. Auf diese Weise motivieren Sie Ihren Anästhesisten noch besser zu werden, denn es ist unser Ziel, Sie möglichst angenehm durch die Anästhesie zu begleiten.
Über den typischen Ablauf einer Anästhesie informiert Sie auch ein Film, den Sie täglich im Klinikfernsehen in Ihrem Zimmer sehen können (siehe Programmanzeige).

Darüber hinaus halten wir für Sie eine Broschüre bereit, die wichtige Informationen für eine gute und sichere Anästhesie enthält.
Fragen Sie bitte nach dieser Broschüre in der Anästhesie-Ambulanz oder auf Ihrer Station.
Siehe auch www.awmf-leitlinien.de (Fachgebiet Anästhesiologie und Intensivmedizin).