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amPuls besucht die Flüchtlingsambulanz der Uniklinik in der Erstaufnahme-
Einrichtung. Ein festes Team aus Pflegekräften und Ärzten ist täglich vor Ort
Mittwoch, Lörracher Straße in
Freiburg-St. Georgen, es ist kurz
nach 10 Uhr. Das Wartezimmer
der Flüchtlingsambulanz ist rap-
pelvoll. Die Sprechzeiten sind
werktäglich von 10 bis 16 Uhr.
Offiziell. Meist geht es viel län-
ger. Ein junger Mann öffnet die
Tür, als die Fotografin und die
amPuls-Reporterin davorstehen.
„You want to see the Doctor?“,
fragt er auf Englisch. Möchten
Sie zum Arzt? Ja, aber nicht zur
Behandlung. Die Besucherinnen
werden in der Ambulanz schon
erwartet. Dort sind heute Corne-
lia Braun, Gesundheitswissen-
schaftlerin und Pflegefachkraft,
Carolin Rees, Medizinische Fa-
changestellte – die beiden sind
das feste Team der pflegerischen
Versorgung vor Ort –, und Dr.
Aleš Janda, Facharzt für Pä
diatrische Infektiologie und Rheu-
matologie aus dem Zentrum für
Kinder- und Jugendmedizin.
„Ebrima ist unser Wartezim-
mer-Manager“, lacht Cornelia
Braun. Er stammt aus Gambia
und lebt seit zwei Monaten in
der Erstaufnahme-Einrichtung
(EA). Für seinen Job bekommt
er eine kleine finanzielle Aner-
kennung vom Regierungspräsi-
dium – und viel Lob vom Team
vor Ort. Ebrima ist der Verbin-
dungsmann zwischen den War-
tenden, er bringt ihre Dokumen-
te ins Praxiszimmer und schickt
sie dann ins Wartezimmer. Au-
ßer ihm ist noch Bin, ein ge-
flüchteter Mann aus China, als
Reinigungskraft hier beschäftigt.
Die im November 2015 von
der Uniklinik aufgebaute Ambu-
lanz (siehe amPuls 1/2016) hat
zum Ziel, die Gesundheitsver-
sorgung der EA-Bewohner vor
Ort zu sichern und die Klinik-
Ambulanzen zu entlasten. Pro-
fessor Dr. Winfried Kern, Leiter
der Abteilung Infektiologie in
der Klinik für Innere Medizin II,
hat die fachliche Leitung der
Flüchtlingsmedizin. In enger Zu-
sammenarbeit mit Vertretern aus
verschiedenen Fachabteilungen –
unter anderem der Gynäkologie
und der Psychosomatik – ent-
stand das integrierte Versor-
gungskonzept „Freiburger Mo-
dell“.
Sabine Rohde, Stabsstelle der
Pflegedirektion, und Cornelia
Braun, vormals Pflegefachkraft
in der Augenklinik, haben die
Flüchtlingsambulanz zusammen
aufgebaut; sie waren vom ersten
Tag an vor Ort. Etwa 400 geflüch-
tete Menschen leben zurzeit in
der Lörracher Straße 6. Darunter
viele Kinder und Frauen, aber die
sind an diesem kalten Wintermor-
gen nicht zu sehen. Die älteren
Kinder besuchen am Vormittag
die Schule, die jüngeren Kinder
sind mit ihren Müttern auf den
Zimmern oder in der einrich-
tungseigenen Kinderbetreuung.
Die Menschen kommen mit
ganz unterschiedlichen Krank-
heiten und Problemen zu ihnen,
sagt der Arzt Aleš Janda: Von der
normalen wetterbedingten Er-
kältung über Impfungen und
chronischen Krankheiten bis hin
Arbeiten imSpagat
Das freundliche Empfangsteam im Brustzentrum Freiburg:
Monika Braun, Marlies Imm und Natalie Reif (v. l.)
zu psychischen Belastungen und
Traumatisierungen ist alles da-
bei. Janda wechselt sich in der
ärztlichen Versorgung mit seiner
Kollegin Dr. Beatrice Mendel,
Fachärztin für Allgemeinmedi-
zin, ab. Unterstützt werden sie
von der Psychologin Anna-Ma-
ria Müller und der Infektiologin
Dr. Katarina Stete. Das Team vor
Ort ist dankbar „für die inzwi-
schen sehr unkomplizierte Zu-
sammenarbeit mit allen Kliniken,
Instituten, der EDV – und für das
Angebot der Pflegenden und
Mit dem Aufzug geht es in den
vierten Stock hinauf in die lich-
ten Räume des Brustzentrums
Freiburg. „Unsere Praxis arbeitet
auf universitärem Niveau“, sagt
Dr. Thalia Erbes, Ärztliche Lei-
terin des MVZ Brustzentrums
Freiburg. Das Medizinische Ver-
sorgungszentrum befand sich
zuvor in den Räumen am Frei-
burger Münsterplatz. Seit dem
9. Januar ist das Brustzentrum
am neuen Standort zu finden: im
Anbau des Hotels Stadt Freiburg
in der Breisacher Straße 86 B.
Geschäftsführerin Karin Och-
senfarth: „Das zertifizierte Brust-
zentrum bietet in enger Verbin-
dung mit der Uniklinik eine
umfassende Diagnostik und The-
rapie bei allen Brusterkrankun-
gen.“ Thalia Erbes ergänzt: „ Da-
durch stellen wir sicher, dass
immer neueste Erkenntnisse und
Methoden aus der Forschung bei
den Untersuchungen und Behand-
lungen berücksichtigt werden.“
Darunter fällt das gesamte
Spektrum von Vorsorge, Früher-
kennung, Diagnostik, Therapie
bis hin zur Nachsorge von Brust-
krebs. Als Patientinnen im Brust-
zentrum sind auch die Mitarbeite-
rinnen der Uniklinik willkommen,
ebenso wie Mitarbeiter. Männer
dürfen sich ebenfalls angespro-
chen fühlen, da auch sie Brust-
krebs oder andere Brusterkran-
kungen bekommen können.
Das MVZ Brustzentrum Frei-
burg ist eine hundertprozentige
Tochter der Uniklinik mit einem
hoch spezialisierten Ärzteteam.
Die Vernetzung mit der Frauen-
klinik und den anderen Koopera-
tionspartnern innerhalb des uni-
versitären Brustzentrums sowie
die Nähe zum Klinikgelände
machen Synergieeffekte möglich.
So wurde zum Beispiel im
Schnittbildzentrum der Klinik
für Radiologie ein MRT-Gerät
angemietet.
Universitätsmedizin in der Praxis
Das Brustzentrum Freiburg ist vom Münsterplatz in den Anbau des Hotels Stadt Freiburg umgezogen
Ebrima (links) ist der
„Wartezimmer-Mana-
ger“. Er bringt Cornelia
Braun die Dokumente
Cornelia Braun, Dr. Aleš
Janda und Carolin Rees
(von links) sind ein
dynamisches und
eingespieltes Team in
der Ambulanz
Diese Tabelle mit den vielen
Bildchen hilft oft
bei der Verständigung
Ob das wohl wehtut?
Dr. Aleš Janda impft
einen Geflüchteten
Kuscheltiere, Akten, Infos in
vielen Sprachen – die
Ambulanz ist für alle
möglichen Fälle eingerichtet
„Viele Geflüchtete sehen
zum ersten Mal in
ihrem Leben einen Arzt.“
Dr. Aleš Janda
Brustzentrum Freiburg
Ärzteschaft, uns jederzeit auch
kurzfristig zu unterstützen“.
Cornelia Braun wirkt sehr er-
fahren im Umgang mit den Men-
schen, die aus etwa 50 verschie-
denen Ländern stammen. „Die
Vielzahl an unterschiedlichen
Kulturen und Ethnien unter den
Geflüchteten lässt sich kaum er-
ahnen. Dennoch sind deren je-
weilige Besonderheiten für mich
als Pflegende von enormer Be-
deutung“, sagt Braun. Mit ihrem
herzlichen Lachen verbreitet sie
eine gute Stimmung unter den
Wartenden und im Sprechzim-
mer. Sie engagiert sich seit vie-
len Jahren als Rotkreuzschwes-
ter in der Auslandshilfe.
Erfahrungen gesammelt hat sie
in zahlreichen Einsätzen in Kri-
sen- und Katastrophengebieten
und kennt dadurch einige der
Länder, aus denen die Menschen
geflohen sind und heute als Pa
tienten zu ihr kommen.
Die Arbeit in der EA findet sie
sehr abwechslungsreich: „Oft
verlangen die Aufgaben von uns
viel Improvisationstalent und ei-
nen Spagat zwi-
schen rechtlichen
Vorgaben und prak-
tischen Lösungen.“
Lösungen erarbei-
tet das Team ge-
meinsam und in
Absprache mit dem Regierungs-
präsidium, der Sozialbetreuung
oder der Einrichtungsleitung.
„Es hat sich viel getan, es bleibt
spannend“, sagt Cornelia Braun,
„ich freue mich und bin dankbar,
einen Beitrag dafür leisten zu
können.“
in die Ambulanz
50–60 Patienten
Aktuell kommen täglich