Zu den Inhalten springen

Contemplative Lab

 

Das Contemplative Lab verfolgt das Ziel, Synergien zwischen kontemplativer Praxis und der wissenschaftlichen Erforschung geistiger Phänomene herzustellen. Konkret bedeutet dies, dass wir Menschen aus diesen Kontexten in einen Austausch bringen und gemeinsame Forschungsprojekte durchführen möchten. Im Abschnitt HINTERGRUND soll diese Idee näher erläutert werden. Bei Interesse können Sie sich über folgenden Link für unseren Newsletter anmelden und sich als Interessent für aktuelle Studien registrieren:

Registrierung für die Teilnahme am Contemplative Lab

Das Contemplative Lab ist eine Initiative von Forschenden der Sektion für Systemische Gesundheitsforschung am Universitätsklinikum Freiburg.  Unsere Motivation ist es, dass ein Verständnis von Geist und Bewusstsein, welches einerseits auf modernen naturwissenschaftlichen Methoden beruht, aber andererseits auch aktiv und systematisch die innere Erfahrung dieser Phänomene untersucht, einen wichtigen wissenschaftlichen aber auch gesellschaftlichen Beitrag leisten kann. Ersteres wird unten genauer erläutert, letzteres verstehen wir im Sinne der Idee einer zeitgemäßen Bewusstseinskultur.

Aktuelle Studien

 

Neurofeedback & Meditation

Ziel der Studie ist es, den Zusammenhang zwischen dem subjektiven Erleben von Meditation und bestimmten Gehirnprozessen zu erforschen. Unter Verwendung von EEG bilden wir diese Prozesse in Echtzeit klanglich und visuell ab. Als Teilnehmer:in hören Sie quasi ihrem Gehirn zu, indem dessen Aktivität in Form angenehmer Klänge und Naturgeräusche dargestellt wird. Dies ermöglicht es zu erkunden, inwiefern ein Zusammenhang zwischen diesem Feedback Signal und dem eigenen Erleben der Meditation besteht. Außerdem untersuchen wir, ob das Neurofeedback die Meditationstiefe fördern kann. Die Teilnahme umfasst drei Termine à 3–4 Stunden. Teilnehmende erhalten eine Aufwandsentschädigung von 150€.

Floating & Meditation

Floating bezeichnet das Schweben auf einer gesättigten Salzlösung in einer dunklen, geräuscharmen Kabine. Diese Methode ermöglicht tiefe Entspannung und kann Bewusstseinszustände induzieren, die meditativen Erlebnissen ähneln. Aktuelle wissenschaftliche Studien belegen, dass Floating, ähnlich wie Meditation, signifikante Auswirkungen auf das Selbsterleben hat. Im Rahmen unserer Studie untersuchen wir die Effekte des Floatings und deren Zusammenhänge mit meditativen Zuständen.Die Teilnahme umfasst drei Termine von jeweils 2–3 Stunden.

Hintergrund

 

Der Begriff „kontemplative Praxis“ bezieht sich auf Praktiken, welche darauf ausgerichtet sind, geistige Qualitäten zu kultivieren oder zu verfeinern. Eine typische Praxisform ist Meditation, es sind aber auch Formen denkbar, die zwischenmenschlichen Dialog oder Bewegung beinhalten (Davidson & Dahl, 2017). Derartige Praktiken wurden in verschiedenen Kulturen und Traditionen entwickelt (wie z.B. dem Buddhismus), sind aber nicht notwendigerweise an eine bestimmte Weltanschauung gebunden. Insbesondere für Meditation gilt dabei die Annahme, dass diese eine bewusste und stabile Aufmerksamkeitsausrichtung fördert sowie zu einem Vertrautwerden mit verschiedenen geistigen Prozessen und Zuständen beiträgt. 

Diese Annahme wird zunehmend durch Studien in den Kognitions- und Neurowissenschaften belegt (Fox et al., 2012; Lutz et al., 2008). Außerdem liegen mittlerweile umfangreiche empirische Ergebnisse vor, welche positive Auswirkungen von kontemplativer Praxis, und insbesondere Achtsamkeitsmeditation, auf das körperliche und psychische Wohlbefinden aufzeigen (Goldberg et al., 2018; Goyal et al., 2014; Sedlmeier et al., 2012). Neben dieser Forschung zur Wirksamkeit von Meditation – welche diese quasi als Forschungsobjekt untersucht – wurde wiederholt darauf hingewiesen, dass die kontemplative Perspektive auf geistige Prozesse auch als Forschungsmethode genutzt werden kann. Dies stellt nicht nur eine Notwendigkeit für das Verständnis von Meditation dar, sondern liefert einen zusätzlichen Zugang zur Erforschung von Geist und Bewusstsein im Allgemeinen (Varela, Thompson & Rosch, 1991; Varela, 1996; Metzinger, 2020). Dieser Zugang kann im größeren Rahmen einer erneuten Hinwendung zur subjektiven Erfahrung in der Psychologie und in den Kognitionswissenschaften gesehen werden. Hier werden neben den etablierten „Dritte-Person-Methoden“ (z.B. Verhaltensbeobachtung oder neurophysiologische Messungen wie EEG) zunehmend auch sogenannte Erste-Person-Methoden (z.B. phänomenologische Interviews) systematisch entwickelt und eingesetzt (Varela & Shear, 1999; Schmidt et al., 2024; Timmermann et al., 2023). Vor diesem Hintergrund verfolgt das Contemplative Lab das Ziel, die Erfahrungsperspektive von Menschen mit eigener kontemplativer Praxis in den Forschungsprozess einzubeziehen. 

Konkret ist das Ziel zunächst der Aufbau einer Datenbank von Personen mit Meditationserfahrung, die bereit sind, an zukünftigen Studien des Contemplative Lab beteiligt zu sein. 

Im Rahmen des Contemplative Lab haben Sie beispielsweise die Möglichkeit, an Forschungsprojekten mitzuwirken, die neben (neuro-)physiologischen Messungen auch Fragebögen und Interviews umfassen. Ein wesentlicher Aspekt des Contemplative Lab ist außerdem der Dialog zwischen Wissenschaftler:innen und Praktizierenden, z.B. in thematisch fokussierten Diskussions- und Praxisveranstaltungen. Wir beabsichtigen dadurch, einerseits zu einer transparenten Kommunikation von Ergebnissen beizutragen, und andererseits Ideen und Hypothesen für neue Forschungsprojekte zu gewinnen. 

Um in das Netzwerk aufgenommen zu werden, bitten wir Sie, einen kurzen Fragebogen auszufüllen. Auf dieser Grundlage können wir Sie über Veranstaltungen, Forschungsprojekte und Ergebnisse des Contemplative Lab informieren.

Das Projekt wurde von Cyril Costines und Dr. Fynn-Mathis Trautwein initiiert.

 

Literatur

Davidson, R. J., & Dahl. (2017). Varieties of contemplative practice. In JAMA Psychiatry, 74(2). 

Fox, K. C. R., Zakarauskas, P., Dixon, M., Ellamil, M., Thompson, E., & Christoff, K. (2012). Meditation experience predicts introspective accuracy. PloS One, 7, e45370. 

Goldberg, S. B., Tucker, R. P., Greene, P. A., Davidson, R. J., Wampold, B. E., Kearney, D. J., & Simpson, T. L. (2018). Mindfulness-based interventions for psychiatric disorders: A systematic review and meta-analysis. Clinical Psychology Review, 59.

Goyal, M., Singh, S., Sibinga, E. M. S., Gould, N. F., Rowland-Seymour, A., Sharma, R., Berger, Z., Sleicher, D., Maron, D. D., Shihab, H. M., Ranasinghe, P. D., Linn, S., Saha, S., Bass, E. B., & Haythornthwaite, J. A. (2014). Meditation programs for psychological stress and well-being. JAMA Internal Medicine, 174(3). 

Lutz, A., Slagter, H. A., Dunne, J. D., & Davidson, R. J. (2008). Attention regulation and monitoring in meditation. Trends in Cognitive Sciences, 12(4). 

Sedlmeier, P., Eberth, J., Schwarz, M., Zimmermann, D., Haarig, F., Jaeger, S., & Kunze, S. (2012). The Psychological Effects of Meditation: A Meta-Analysis. Psychological Bulletin, 136(6).

Schmidt, S., Bauer, P. R., & Trautwein, F. M. (2024). Neurophenomenology in Action: Integrating the First-Person Perspective into the Libet Experiment. Mindfulness.

Timmermann, C., Bauer, P. R., Gosseries, O., Vanhaudenhuyse, A., Vollenweider, F., Laureys, S., Singer, T., Antonova, E., & Lutz, A. (2023). A neurophenomenological approach to non-ordinary states of consciousness: hypnosis, meditation, and psychedelics. Trends in Cognitive Sciences, 27(2).