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Zwangserkrankungen

Klinischer Schwerpunkt

Zwänge können den Alltag und die Lebensqualität von Betroffenen und Angehörigen schwer beeinträchtigen. Sie verursachen Ängste, setzen Patienten unter starken Druck und nehmen oft so viel Zeit und Energie in Anspruch, dass Depressionen entstehen können und Beziehungen deutlich belastet werden. Forschung und Praxis haben inzwischen gezeigt, dass Zwänge mit kognitiver Verhaltenstherapie (KVT) deutlich reduziert oder sogar geheilt werden können. Unsere Klinik hat sich auf die Behandlung von Zwangserkrankungen spezialisiert und gehört mit der hiesigen Arbeitsgruppe sowohl in der Behandlung als auch in der Forschung zu den führenden Einrichtungen Deutschlands. Dabei arbeiten wir nach einem Konzept mit Schwerpunkt auf der Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT), einer modernen Weiterentwicklung der klassischen KVT.

Angebote für Betroffene

Seit 1992 hat sich die Station 6 unserer Klinik auf die Behandlung von Zwängen spezialisiert. Hier werden alle Formen von Zwangsspektrumserkrankungen störungsspezifisch behandelt. Dazu gehören Zwangshandlungen und Zwangsgedanken, in zweiter Linie auch Ticstörungen, das Tourette- Syndrom, Trichotillomanie und andere Störungen der Impulskontrolle.

Den aktuellen Leitlinien zufolge ist die kognitive Verhaltenstherapie die wirksamste Behandlungsmethode für Zwangserkrankungen. Je nach Schweregrad, Dauer und Form der Erkrankung ist eine medikamentöse Unterstützung durch Psychopharmaka ebenfalls sinnvoll. Grundlegendes Element dieser Behandlung ist die Konfrontation („Exposition“) mit den Zwangsinhalten, welche von einem professionellen Team aus Ärzten, Psychotherapeuten und Pflegepersonal begleitet wird. Unser Konzept mit Schwerpunkt auf ACT, einer Weiterentwicklung der klassischen KVT, kombiniert die wirksamsten Bestandteile der KVT mit achtsamkeits- und akzeptanzbasierten Strategien und mit Interventionen zur Werteklärung. Die Patienten lernen dabei, ihr Leben und Handeln nach ihren Werten auszurichten. Das übergeordnete Ziel ist, die psychische Flexibilität zu erhöhen, die für ein wertorientiertes Leben unter ständig wechselnden inneren und äußeren Lebensbedingungen erforderlich ist. Psychische Flexibilität bedeutet, dass eine Person in vollem Kontakt mit dem gegenwärtigen Moment und jenachdem, was die aktuelle Situation und die selbst gesetzten wertebezogenen Ziele erfordern, ihr Verhalten ändern oder beharrlich beibehalten kann.

Eine stationäre Aufnahme erfolgt nach einem ambulanten Vorgespräch in der Spezialsprechstunde für Zwangserkrankungen. Hier findet eine ausführliche Diagnostik und Beratung statt, wo sich die Patienten über die Behandlung und weitere Perspektiven informieren können. Ambulante Therapieplätze werden über die Institutsambulanz vermittelt.

Forschung

Die Forschungsgruppe „Zwangsstörungen“ befasst sich mit Therapieforschung, den neurobiologischen Ursachen, klinischen Fragestellungen, Versorgungsforschung und neuropsychologischen Beeinträchtigungen.

Innerhalb dieser Schwerpunkte wird die Wirksamkeit therapeutischer Maßnahmen und deren Prognose erforscht. Gleichzeitig werden Elemente neuerer Therapieansätze (z.B. ACT, Schematherapie, EMDR) daraufhin geprüft, wie hilfreich deren Einsatz bei Zwangserkrankungen ist. Mithilfe von bildgebenden Verfahren (fMRT) werden Zusammenhänge zwischen neurobiologischen Parametern und Zwangssymptomen erforscht. Dadurch können zum einen Rückschlüsse auf Ursachen der Zwangserkrankung gezogen werden, zum anderen lässt sich zeigen, welche Regionen im Gehirn möglicherweise Dysregulationen aufweisen. Im Rahmen der Versorgungsforschung wird der Frage nachgegangen, wie gut Patienten mit Zwängen in unserem aktuellen Gesundheitssystem versorgt werden, wie verbreitet das Wissen um spezifische Behandlungsmethoden ist und wo diesbezüglich Verbesserungsbedarf besteht.