Erhöhtes Krebsrisiko bei Wurstkonsum
Onkologie(28.10.2015) Laut Experten der Internationalen Krebsforschungsagentur (IARC) sind Wurst und Schinken krebserregend. Je mehr Wurstwaren und geräucherten Schinken man isst, desto höher ist das Darmkrebsrisiko. Das teilte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) diese Woche mit. Doch wie hoch ist das Risiko bei zu hohem Wurstkonsum genau, an Krebs zu erkranken?
Im Fokus hat mit Professor Dr. Dr. Karin Michels, Direktorin des Instituts für Prävention und Tumorepidemiologie am Universitätsklinikum Freiburg, über krebserregende Stoffe, Risiken und den wöchentlichen Wurstkonsum gesprochen.
Im Fokus: Frau Professor Michels, was für krebserregende Stoffe sind in den Wurstwaren genau enthalten, wie entstehen sie und wie können diese Krebs auslösen?
Professor Michels: Sehr wahrscheinlich spielen hier Substanzen eine Rolle, die bei der starken Erhitzung des Fleisches entstehen, also beim Braten oder Grillen. Hier spielen heterozyklische aromatische Amine eine Rolle, auch das Benzpyren, was ein verwandter Stoff ist. Beim Schinken, der oft geräuchert oder gepökelt ist, sind die zugegebenen Nitrate und Nitrite problematisch, aus denen Nitrosamine entstehen. Diese finden sich ebenfalls in Wurstwaren und anderen verarbeiteten Fleischwaren wie Frikadellen. Ganz genau sind die Mechanismen nicht geklärt, aber die Forschung läuft auf Hochtouren.
ImFokus: Wie hoch ist das Risiko genau an Krebs zu erkranken?
Professor Michels: Der regelmäßige Verzehr von 50 Gramm Wurst oder anderen verarbeiteten Fleischspeisen pro Tag steigert das Risiko an Dickdarmkrebs zu erkranken um etwa 18 Prozent. Täglicher Verzehr von 100 Gramm roten Fleisches (also Schwein, Rind, Schaf, Ziege) hat einen vergleichbaren Effekt.
Im Fokus: Macht es einen Unterschied, ob ich Biofleisch vom regionalen Erzeuger kaufe? Ist man dadurch weniger gefährdet?
Professor Michels: Leider liegen dazu keine Daten vor. Die krebserregenden Stoffe durch die starke Erhitzung des Fleisches entstehen aber im Biofleisch genauso.
ImFokus: Wieviel Wurst sollte ich in der Woche höchstens essen?
Professor Michels: Am besten gar keine. Eine vegetarische Lebensweise ist sehr zu empfehlen. Aber bereits eine Reduktion des Wurstkonsums auf 50 bis 100 Gramm pro Woche wird sich gesundheitlich positiv auswirken.