Gefäßfehlbildungen: Häufig störend, manchmal gefährlich
Pädiatrie(24.08.2017) Jedes zehnte Kind kommt mit Gefäßveränderungen zur Welt. Während Feuermale oder Blutschwämmchen ästhetisch störend sind, können andere lebensgefährlich sein. Hilfe finden Betroffene in einer Sprechstunde am Universitätsklinikum Freiburg.
Michail Gorbatschow ist wohl einer der bekanntesten Träger eines Feuermals, medizinisch als kapillare Fehlbildung bezeichnet. Eine solche Gefäßveränderung ist medizinisch unbedenklich, kann aber psychisch eine große Belastung sein. Das gleiche gilt für die sehr häufigen Blutschwämmchen bei Neugeborenen. Andere Fehlbildungen der Gefäße können lebensgefährlich werden und einen chirurgischen Eingriff erfordern.
Blutschwämmchen bilden sich oft von selbst zurück. Bei großen Ausprägungen kann eine Lasertherapie helfen. © Franziska Krause / fotolia.de
In der Sprechstunde für Hämangiome und vaskuläre Malformationen unter Leitung von Professor Dr. Jochen Rößler, Oberarzt an der Klinik für Pädiatrische Hämatologie und Onkologie des Universitätsklinikums Freiburg, werden Betroffene interdisziplinär betreut. „Die meisten unserer Patienten sind Säuglinge und Kinder. Aber auch Jugendliche in der Pubertät und Erwachsene können betroffen sein“, sagt Professor Rößler.
Dem Sprechstunden-Team gehören Kinderärzte, Kinderchirurgen, Plastische Chirurgen, Herz- und Gefäßchirurgen, Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgen, Hals-Nasen-Ohren-Ärzte, Radiologen und Neuroradiologen sowie Orthopäden an. „Wichtig ist die umfassende und präzise Diagnose bei den Patienten, da sich viele Fehlbildungen auf den ersten Blick stark ähneln“, sagt Professor Charlotte Niemeyer, Ärztliche Direktorin der Klinik für Pädiatrische Hämatologie und Onkologie des Universitätsklinikums Freiburg. Sie hatte die interdisziplinäre Sprechstunde vor 20 Jahren gegründet
Feuermale
Feuermale, als Naevus flammeus bezeichnet, sind medizinisch ungefährlich. Doch gerade wenn sie an Kopf oder Armen auftreten, empfinden viele Betroffene sie als störend. Meist lassen sie sich recht einfach behandeln. Mit einem speziellen Lasersystem, dem blitzlampengepulsten Farbstofflaser, werden die stark vergrößerten Blutgefäße der Haut verödet, ohne umliegendes Gewebe zu schädigen. Je nach Größe des Feuermals können mehrere Sitzungen notwendig sein. Nach etwa vier Wochen ist die Haut komplett abgeheilt und die Feuermale sind in der Regel verschwunden.
Blutschwämmchen
Rund fünf Prozent aller Kinder entwickeln in den ersten Lebenstagen Blutschwämmchen, auch Hämangiome genannt. Die dunkelroten, leicht erhabenen Wucherungen sind ungefährlich und bilden sich oft von selbst bis zum zweiten Geburtstag zurück. Lokalisiert an gut sichtbaren Stellen können Hämangiome mit einer Kryo- oder Laser-Therapie behandelt werden. Dabei wird die betroffene Hautstelle für wenige Sekunden auf -32° Celsius „vereist“ oder mit dem Laser „verbrannt“, wodurch die Zellen absterben. Nach rund vier Wochen hat sich neue Haut gebildet.
Groß wie ein Tennisball war die Zyste, die bei einem Neugeborenen unterhalb des Kiefers lokalisiert war. In einer mehrstündigen Operation wurde sie komplett entfernt. © Universitätsklinikum Freiburg
Fünfstündige Operation rettet kleinen Jungen
Doch Gefäßveränderungen können auch sehr schwere Formen annehmen. Dies gilt beispielsweise für Fehlbildungen der Lymphgefäße, Lymphangiome genannt. Diese können zu großen Gewebewucherungen und flüssigkeitsgefüllten Zysten führen. „Besonders gefährlich wird es, wenn die Gewebeneubildung Halsraum oder Zunge betrifft. Denn dadurch können Mundhöhle und Atemwege versperrt werden“, sagt Professor Dr. Rainer Schmelzeisen, Ärztlicher Direktor der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie des Universitätsklinikums Freiburg.
Dies war bei einem Jungen der Fall, der bei seiner Geburt eine mehr als tennisballgroße Zyste zwischen Hals und Kiefer hatte. Die Zyste wuchs in den folgenden Monaten immer weiter. In einer fünfstündigen Operation konnten die Ärzte um Professor Schmelzeisen bei dem Säugling die Zyste komplett entfernen. Nur kleine Narben erinnern an die gefährliche Wucherung. „Die intensive Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen der anderen Fachbereiche ermöglicht ein sehr hohes Niveau bei der Behandlung und Nachsorge“, sagt Professor Schmelzeisen.
Ab und zu treten Gefäßveränderungen erst während der Pubertät oder im Erwachsenenalter auf. Sind die Lymphgefäße der Gliedmaßen betroffen, kann es zu starken Stauungen der Gewebsflüssigkeit kommen, die an eine Elefantiasis erinnern. Auch in diesen Fällen können die Experten der Hämangiom-Sprechstunde helfen.
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