Schleimhaut am falschen Platz
Frauenheilkunde(27.08.2024) Viele Frauen im gebärfähigen Alter leiden unter einer Endometriose. Typische Symptome sind starke Unterleibsschmerzen während der Periodenblutung. Eine Expertin klärt über Therapiemöglichkeiten auf.
Dr. Juliane Grimm ist Sprecherin des Endometriose-Zentrums an der Klinik für Frauenheilkunde am Universitätsklinikum Freiburg. „Endometriose ist die zweithäufigste gynäkologische Krankheit, bleibt aber oft unerkannt. Noch immer vergehen fünf bis zehn Jahre bis zur richtigen Diagnose“, so die Fachärztin.
Starke Unterleibsschmerzen vor und während der Periodenblutung können auf eine Endometriose hindeuten. © Fotolia_112961790
Was ist Endometriose?
Endometriose ist Gebärmutterschleimhaut am falschen Platz. Normalerweise gehört die Schleimhaut in die Gebärmutterhöhle, wo sie einmal im Monat mit der Periodenblutung abblutet. Bei der Endometriose lagert sich das Gewebe dagegen an Stellen im Körper an, wo es nicht hingehört: zum Beispiel im kleinen Becken, am Darm, an der Blase oder an den Eierstöcken. Typische Symptome sind starke Unterleibsschmerzen, meistens kurz vor und während der Periode, zum Teil auch beim Stuhlgang, Wasserlassen oder Geschlechtsverkehr.
Wie wird die Diagnose gestellt?
„Die Diagnose zu stellen ist gar nicht so einfach“, sagt Grimm. „Wir lassen uns in der ersten Sprechstunde von den Betroffenen zunächst ausführlich die Symptome schildern und versuchen darüber schon herauszufinden, wo eventuell sich die Endometriose befinden könnte.“ Nach dem Gespräch folgt eine gynäkologische Untersuchung mit Ultraschall. Doch in der sogenannten Sonografie ist die Endometriose meist nur dann sichtbar, wenn sich an den Eierstöcken bereits Zysten oder große Herde im Bauchraum befinden. Die Magnetresonanztherapie (MRT) ist ebenfalls eine Untersuchungsmethode, aber auch darüber kann die Endometriose nicht immer sicher diagnostiziert werden.
Bauchspiegelung: Diagnose und Therapie in einem
„Die erste Wahl ist deshalb heute noch immer die Laparoskopie, also eine Bauchspiegelung“, sagt Grimm. Dieser minimal-invasive Eingriff dient dabei nicht nur zur Diagnostik, sondern ermöglicht gleichzeitig auch eine Therapie. Die Bauchspiegelung erfolgt in Vollnarkose und ist eine sogenannte Schlüsselloch-Operation, bei der keine großen Bauchschnitte erforderlich sind und die Betroffenen in der Regel danach recht schnell wieder fit sind. „Bei der Operation können wir die Schleimhautinseln außerhalb der Gebärmutter sofort operativ entfernen“, so die Expertin. Je nach Lage der Endometriose werden weitere Fachleute wie Urolog*innen zum Eingriff herangezogen. „In 70 bis 85 Prozent aller Fälle können wir die Endometriose sofort beseitigen“, so Grimm.
Weitere Therapiemöglichkeit: Hormontherapie statt Bauchspiegelung
Ist die Bauchspiegelung die einzige Therapiemöglichkeit bei Endometriose? Nein, sagt Grimm. Es gibt auch noch die Hormontherapie. Die Endometriose ist eine Erkrankung, die hormonabhängig im Zyklus der Frau wächst – also im gebärfähigen Alter. „Daher bekommen wir die Endometriose von den Symptomen her mit Hormonen oft sehr gut in den Griff.“ Sie sorgen dafür, dass die Herde zum Teil austrocknen, oder nicht mehr aktiv weiterwachsen. In manchen Fällen wird auch nach der Bauchspiegelung mit Hormonen weiterbehandelt. Grimm: „Damit wollen wir verhindern, dass die Endometriose zurückkommt, können dies aber auch trotz Hormonen nicht immer verhindern.“
Was ist eine symptomatische Therapie?
Eine symptomatische Therapie ist eine Behandlung mit Schmerzmitteln. Diese lindern die Schmerzen vor und während der Periode, beseitigen aber nicht die Endometriose. „Die Endometriose dauerhaft in den Griff zu bekommen ist nicht immer möglich, da es sich um eine chronische Erkrankung handeln kann, je nach Ausprägung der Endometriose. Meist geht dies nur über die Kombination aus einer Bauchspiegelung, Hormontherapie und oftmals auch Schmerztherapie“, sagt Grimm.
Welche Folgen kann eine unbehandelte Endometriose haben?
Neben den oft übermäßig starken Regelschmerzen, die von einer unbehandelten Endometriose herrühren können, kann die Erkrankung langfristig auch weitere Probleme bereiten. Da sich die Herde, Verwachsungen und Zysten fast überall ansiedeln können, machen sie auch keinen Halt vor den Fortpflanzungsorganen. Das kann zu Schwierigkeiten führen, auf natürlichem Weg schwanger zu werden, bis hin zur Unfruchtbarkeit. Grimm: „Aber auch bei unerfülltem Kinderwunsch können wir Hilfen anbieten. In unserer Kinderwunschsprechstunde nutzen wir alle diagnostischen Möglichkeiten, um die Ursache von Unfruchtbarkeit abzuklären.“
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