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Trockene und gereizte Haut – Hilfe bei Neurodermitis

Dermatologie

(24.02.2022) Was tun, wenn die Haut juckt, schuppt und stark gerötet ist? Ein Experte am Universitätsklinikum Freiburg erklärt Symptome und Ursachen der Hauterkrankung und gibt Tipps, die Beschwerden zu mildern.

Trockene, schuppige und stark juckende Haut – wer von Neurodermitis betroffen ist, kennt diese Symptome. Bei der chronisch entzündlichen Hautkrankheit ist die Barrierefunktion der Patient*innen geschädigt, sodass der Kontakt zu Keimen, physikalischen oder chemischen Reizen schnell zu geröteten Entzündungen führen kann. Prof. Dr. Kilian Eyerich, Ärztlicher Direktor der Klinik für Dermatologie und Venerologie des Universitätsklinikum Freiburg, ist Experte für entzündliche Hauterkrankungen und erklärt Symptome und Therapiemöglichkeiten der Neurodermitis.

Typische Symptome: gerötete, juckende Stellen © Pixabay

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Neurodermitis zählt zu den häufigsten Hauterkrankungen neben Schuppenflechte und Akne. Deutschlandweit sind rund 3,5 bis 5 Millionen Menschen betroffen. Besonders häufig treten erste Anzeichen im Säuglings- oder Kindesalter durch stark juckende Rötungen in Gelenkbeugen, Nacken oder Händen auf. “Mit zunehmendem Alter können die Beschwerden abnehmen, sodass ein Teil der Betroffenen bereits bei Eintritt in die Pubertät symptomfrei ist“, sagt Eyerich.

Erste Symptome zeigen sich oft in den Gelenkbeugen

Die genetisch bedingte Störung der Barrierefunktion der Haut führt zu einem fehlerhaften Aufbau bestimmter Eiweiße in der Hornschicht, sodass diese schneller austrocknet und sensibel auf äußere Einflüsse reagiert. „Neurodermitis zeigt sich häufig durch sehr trockene, schuppende und gerötete Haut, die stark juckt“, erklärt der Experte. Betroffene Stellen können außerdem Verdickungen der Haut aufweisen und kleine Knötchen und Pusteln bilden. Bei akuten Entzündungen, beispielsweise durch Bakterien oder Viren, treten Schwellungen oder nässende, juckende Bläschen auf.

Typische Stellen für das atopische Ekzem sind Gelenkbeugen wie Ellenbogen, Kniekehlen, Nacken oder Hände. Der Leidensdruck ist aufgrund des starken Juckreizes hoch und betroffene Stellen werden nicht selten blutig gekratzt. Besonders abends oder nachts kann sich der Juckreiz verschlimmern und die Schlafqualität negativ beeinflussen, sodass Betroffene wortwörtlich aus der Haut fahren möchten.

Ursachen: Vererbung, Stress und Allergene

Die Ursachen von Neurodermitis, auch atopisches Ekzem genannt, sind vielfältig. Häufig treten atopische Erkrankungen wie Asthma, Nahrungsmittelallergien oder Neurodermitis aufgrund von genetischen Veranlagungen auf. „Wir kennen heute eine Reihe von Genen, die mit ausschlaggebend für das Entstehen einer Neurodermitis sind. Diese Veranlagung gekoppelt mit einem überaktiven Immunsystem, können Neurodermitis-Schübe begünstigen und auslösen“, weiß Eyerich.

Vermutlich ist die Neurodermitis eine Autoimmunerkrankung, bei der sich das Immunsystem gegen körpereigene Stoffe richtet, die es fälschlicherweise als gefährlich einstuft. Die Art der Immunreaktion geht aber häufig mit Allergien einher und kann auch durch Allergene aus der Umwelt angeschoben werden. Viele Neurodermitis-Patient*innen weisen daher einen erhöhten Wert des körpereigenen Abwehrstoffes Immunglobulins E (IgE) im Blut auf. Dieser ist ausschlaggebend im Körper, um körperfremde Stoffe unschädlich zu machen.

Typische Auslöser für Neurodermitis-Schübe:

  • Allergene (Tierhaare, Hausstaubmildenkot, Pollen, Kuhmilch, Weizen oder Soja)
  • Bakterien, Viren oder Pilze auf der Haut
  • Irritierende Stoffe (z.B. Duft- und Konservierungsstoffe)
  • Klimaeinflüsse (extreme Kälte, Trockenheit, Schwüle)
  • Zu häufiges Waschen
  • Psychische Belastungen wie Stress

Allergene Auslöser meiden, Juckreiz lindern

Aufgrund der genetischen Veranlagung für atopische Erkrankungen gibt es keine vollständige Heilung der Neurodermitis. Dennoch können durch verschiedene Ansätze die Symptome gelindert und Auslöser minimiert werden. „Die Behandlung von atopischen Ekzemen sollte immer individuell auf das Krankheitsmuster und Erscheinungsbild der betroffenen Person angepasst werden. Daher ist es sinnvoll, bei ersten Symptomen verschiedene Untersuchungen wie zum Beispiel Prick-Tests durchzuführen, um mögliche Allergien und Veranlagungen zu erkennen“, sagt Eyerich. Aufbauend auf diese Tests können Vermeidungsstrategien (Karenzen) entwickelt werden, um Auslöser für Krankheitsschübe zu minimieren.

Kommt es trotzdem zu einem Neurodermitis-Schub, leiden Patient*innen besonders unter dem starken Juckreiz der entzündeten Stellen. „Kratzen aktiviert einen Teufelskreislauf: die Haut wird durch die mechanische Reizung weiter beschädigt, die Entzündung steigert sich und der Juckreiz wird stärker“, weiß der Experte. Abhilfe schaffen feuchte Tücher oder kühlende Cremes, die den Juckreiz lindern und die Haut beruhigen; dabei muss immer auf eine gute Rückfettung der Haut geachtet werden.

Grundsätzlich ist eine Basispflege der Haut wichtig, um diese geschmeidig zu halten und die Schutzbarriere zu stärken. Besonders effektiv sind dabei rückfettende und feuchtigkeitsspendende Pflegeprodukte ohne zusätzliche Duftstoffe und Konservierungsmittel sowie seifenfreie und pH-neutrale Reinigungsprodukte. Cortison-Cremes sind für die Behandlung der Entzündung nach wie vor sehr wichtig. Schwere Fälle der Neurodermitis können seit kurzem auch mit gut wirksamen und spezifischen Tabletten oder Spritzen behandelt werden.

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