Drei Mythen über Adipositas bei Kindern
Pädiatrische Gastroenterologie(11.11.2021) Adipositas, also extremes Übergewicht, ist die häufigste chronische Krankheit bei Kindern und Jugendlichen. Noch immer kursieren viele Vorurteile und Fehlannahmen. Ein Experte des Universitätsklinikums Freiburg klärt auf.
Der europäische Vergleich zeigt: 29 Prozent der Jungen und 27 Prozent der Mädchen zwischen sechs und neun Jahren sind übergewichtig. Rund sieben Prozent sind sogar adipös, also extrem übergewichtig. Die Betroffenen haben nicht nur mit dem Übergewicht und den körperlichen Folgen zu kämpfen, sondern oft auch mit Vorurteilen. Was dran ist an drei häufigen Aussagen, erklärt Professor Dr. Patrick Gerner, Leiter des Schwerpunkts Pädiatrische Gastroenterologie an der Klinik für Allgemeine Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Freiburg.
Kinder mit Übergewicht haben häufig mit Vorurteilen zu kämpfen. © Universitätsklinikum Freiburg
Mythos 1: Adipositas ist allein eigenverschuldet
Zu viele Kilos auf der Waage? Selbst schuld! Dieser Mythos über die Adipositas hält sich standhaft. Betroffene Personen sehen sich dementsprechend mit vielen Vorverurteilungen konfrontiert. Gerner klärt auf: „Die meisten Familien, die wir betreuen, haben nur ein betroffenes Kind, während andere Kinder normalgewichtig sind“. Die Ursachen einer Adipositas Erkrankung sind vielseitig und können nicht ausschließlich auf einen erhöhen Konsum von fetthaltigen oder ungesunden Lebensmittel zurückgeführt werden. „Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass die individuelle Genetik der Patient*innen einen hohen Einfluss auf die Entstehung einer Adipositas hat“, erklärt der Experte.
Mythos 2: Adipositas kann allein durch die Ernährung und Bewegung geheilt werden
„Die Adipositas als chronische Krankheit ist bis auf seltene Ausnahmen nicht heilbar“, weiß Gerner. Zwar können die typischen Symptome wie eine ungewöhnlich starke Fettansammlung am Körper, eingeschränkt körperliche Leistung oder Luftnot behandelt werden, jedoch nicht nur durch eine kurzfristige Diät oder mehr Bewegung.
„Die Behandlung eines adipösen Kindes sollte immer eine Kombination aus Ernährungsumstellung, sportlichen Aktivitäten und einer Verhaltenstherapie sein“, so Gerner. Außerdem besteht in einigen Fällen die Möglichkeit durch einen operativen Eingriff, wie beispielsweise einem Magenbypass, langfristig das Gewicht zu reduzieren.
Mythos 3: Operative Eingriffe nur bei extremen Fällen
Viele betroffene Familien scheuen eine Operation für ihr Kind. Dabei ist das Risiko, an einer der typischen Folgeerkrankungen wie Diabetes Typ 2 oder einem Herzinfarkt zu erkranken, deutlich höher als das Risiko eines operativen Eingriffs. Klassische Operationsverfahren sind das Magenband, der Magenbypass oder der Schlauchmagen. „Für adipöse Kinder und Jugendliche sind chirurgische Eingriffe nach einer fachlichen Beratung möglich und sinnvoll“, weiß der Experte.
Grundsätzlich sollten adipöse Kinder und ihre Familien ehrlich und patientennah über die Erkrankung und mögliche Therapien beraten und aufgeklärt werden. Dann kann bei den meisten die Gewichtsabnahme dauerhaft gelingen.
Weitere interessante Artikel
Blutzuckerwerte sicher im Griff
Patient*innen mit Schwangerschaftsdiabetes werden in der Spezialambulanz der Abteilung für Endokrinologie und Diabetologie am Universitätsklinikum Freiburg intensiv betreut: mit umfassenden Schulungen, wöchentlichen Überprüfungen der Stoffwechsellage sowie einer intensiven Ernährungsberatung.
Universitätsklinikum Freiburg
Zentrale Information
Telefon: 0761 270-0
info@uniklinik-freiburg.de
Unternehmenskommunikation
Breisacher Straße 153
79110 Freiburg
Telefon: 0761 270-84830
kommunikation@uniklinik-freiburg.de