Viagra – eine Pille verändert das Männerleben
Andrologie(15.03.2019) Am 27. März 1998 wurde in Großbritannien das erste Medikament gegen Erektionsstörungen zugelassen. Es hat das Sexualleben vieler Männer grundlegend verändert. Wem es nützt und wer aufpassen sollte, erklärt ein Experte.
Eigentlich hätte Viagra Herzbeschwerden lindern sollen. Doch in der Medikamentenstudie stellten viele Probanden einen für sie erfreulichen Nebeneffekt fest: Das Medikament verbesserte und verlängerte die Erektionsfähigkeit. „Damit gab es erstmals in der Geschichte der Menschheit eine Pille, die betroffenen Männern wirklich helfen konnte“, sagt Dr. Christian Leiber, Leiter der Sektion Andrologie an der Klinik für Urologie am Universitätsklinikum Freiburg. Mittlerweile gibt es weitere Medikamente mit ähnlich funktionierendem Wirkprinzip. Im Interview beantwortet der Experte häufig gestellte Fragen.
Noch immer verschweigen viele Männer Erektionsprobleme – obwohl es mittlerweile gute Behandlungsmöglichkeiten gibt. © SasinParaksa / fotolia.de
Herr Dr. Leiber, wie wirken Viagra und Co?
Sildenafil, so heißt der Wirkstoff in der ursprünglich blauen Pille, und die meisten ähnlich wirkenden Medikamente hemmen ein bestimmtes Enzym, das für die Rückbildung der natürlichen Erektion verantwortlich ist. Durch das Medikament werden die Penisgefäße stärker und länger erweitert, so dass mehr Blut in die Schwellkörper fließt und dadurch eine bessere Erektion zustande kommt. Hierzu ist aber trotzdem noch ein sexueller Stimulus notwendig. Ansonsten passiert nämlich nichts.
Wem helfen die Medikamente?
Männer, die aufgrund psychischer Gründe Erektionsprobleme haben, profitieren fast immer von einer Einnahme. Das ist der Großteil der Betroffenen. Sind aber Bluthochdruck oder Zuckerkrankheit die Ursachen für die Störung, helfen diese Medikamente nur etwa jedem dritten Patienten. Dann sollten Betroffene unbedingt mit einem Kardiologen über die Behandlung sprechen, zumal Erektionsprobleme auch ein Warnsignal für einen drohenden Herzinfarkt sein können. Sind Verletzungen der Nerven der Grund, etwa nach einer Prostatakrebs-Operation, helfen die Medikamente meist gar nicht.
Was bedeuten Erektionsstörungen für betroffene Männer?
Eine Erektionsstörung ist für die meisten Männer eine erhebliche Belastung. Sie kann auch die Partnerschaft gefährden, wenn die Männer das Thema verschweigen und die Partnerin oder der Partner es als vermeintliches Desinteresse fehlinterpretieren. Nicht selten sorgen übrigens die Partner dafür, dass Männer endlich einen Arzt aufsuchen.
Was sollten betroffene Männer tun?
Als erstes sollten sie zum Arzt gehen. Zum einen helfen die Medikamente nur einer bestimmten Patientengruppe. Zum anderen kann es im schlimmsten Fall zu lebensgefährlichen Wechselwirkungen mit Herzmedikamenten kommen.
Viele Männer bestellen die Medikamente online, meist aus Scham. Was halten Sie davon?
Vor dem Online-Kauf von Billigprodukten ohne Rezept muss ich absolut warnen. Es ist oft überhaupt nicht nachvollziehbar, welche Inhaltsstoffe in den Pillen sind. Seit der Patentschutz von drei der vier verfügbaren Medikamente abgelaufen ist, gibt es auch viele günstige Nachahmer-Präparate in der Apotheke. Das macht gefälschte Präparate zum Glück wesentlich unattraktiver.
Weitere interessante Artikel:
Universitätsklinikum Freiburg
Zentrale Information
Telefon: 0761 270-0
info@uniklinik-freiburg.de
Unternehmenskommunikation
Breisacher Straße 153
79110 Freiburg
Telefon: 0761 270-84830
kommunikation@uniklinik-freiburg.de