Worauf entzündete Augenlider hindeuten
Augenheilkunde(14.02.2018) Fast jeder zweite Patient beim Augenarzt leidet an entzündeten Augenlidern. Warum warme Tücher gut tun, Kamille schädlich sein kann und wann der Arzt helfen sollte, erklärt ein Experte.
Die Augen brennen oder jucken, die Lidränder sind gerötet und ständig fühlt es sich an, als hätte man einen Fremdkörper im Auge. Halten diese Beschwerden längere Zeit an, liegt wahrscheinlich eine chronische Lidrandentzündung vor, auch chronische Blepharitis genannt. „Eine Lidrandentzündung führt oft zu trockenen Augen und trockene Augen wieder zu einer Entzündung. So verstärkt sich das Problem oft gegenseitig“, erklärt Professor Dr. Thomas Reinhard, Ärztlicher Direktor der Klinik für Augenheilkunde des Universitätsklinikums Freiburg.
Wann künstliche Tränenflüssigkeit sinnvoll ist und wann nicht, sollte mit dem Arzt besprochen werden. © Knut Wiarda/fotolia
Bei manchen Menschen bleibt es bei der Rötung. Bei anderen kommen Schmerzen und eine deutliche Sehverschlechterung hinzu. „Behandelt werden muss eine Blepharitis dann, wenn die Betroffenen Beschwerden haben“, sagt der Augenexperte.
Die Ursachen sind vielfältig und oft nicht eindeutig zu klären: Umweltfaktoren wie Rauchen und Kosmetika spielen eine Rolle, aber auch Allergien, Neurodermitis oder Hautkrankheiten wie Rosazea.
Ein öliger Film schützt die Augen
Zentrales Element der Blepharitis sind die sogenannten Meibom-Drüsen. Die insgesamt rund hundert Talgdrüsen in den Lidrändern sondern ein öliges Sekret ab, durch das der wässrige Tränenfilm länger auf dem Auge bleibt. Bilden die Drüsen aber zu wenig oder falsches Sekret, fließt die Tränenflüssigkeit zu schnell ab und das Auge trocknet aus.
Durch schaumige Tränen kann sich ein zu dünnflüssiges Sekret bemerkbar machen, das die Augen nur unzureichend schützt. Es kommt zu Reizungen und Bakterien siedeln sich an. Gleichzeitig können Bakterien das Sekret zersetzen und so ebenfalls zum Austrocknen beitragen. Was Ursache ist und was Wirkung, lässt sich oft schwer sagen.
Aber auch ein zu dickflüssiges Sekret kann die Probleme bereiten. Dann verstopfen die Drüsen, das Auge trocknet ebenfalls aus und das Sekret wandert in das umliegende Gewebe. Ein sogenanntes Hagelkorn entsteht.
Ob auch sogenannte Demodex-Milben eine Blepharitis verursachen können, indem sie die Drüsen verstopfen, ist bislang nicht geklärt. Die winzigen Erreger leben bei vielen Menschen in den Haarschäften der Wimpern.
„Wenn wir die Milben finden, zeigen wir sie den Patienten unter dem Mikroskop. Das motiviert viele, die Augenhygiene ernster zu nehmen“, sagt Professor Reinhard. Tägliche Augenhygiene ist entscheidend Denn eine optimale Augenhygiene ist für die Genesung unerlässlich.
Wärmen, säubern, wiederholen
Betroffene sollten täglich ein warmes (nicht zu heißes) Tuch oder eine Gel-Maske für etwa zehn Minuten auf die geschlossenen Augen legen, dann sollten die Augenlider vorsichtig mit Watteträgern massiert werden. Tritt gelb-weiße Flüssigkeit aus, kann diese mit Watteträgern vorsichtig entfernt werden.
Reicht das nicht aus, können künstliche Tränen gegen die Trockenheit helfen. Reicht auch das nicht aus, kann der Arzt das Auge mit immunhemmenden Mitteln behandeln. Denn die Beschwerden kommen meist von einer überschießenden Entzündungsreaktion. Das lässt das Auge wieder zur Ruhe kommen.
Vorsicht vor Selbsttherapien mit Antibiotika und Hausmitteln
Von Selbsttherapien rät der Augenarzt dringend ab. „Durch eigenmächtige Antibiotika-Therapien entstehen oft Resistenzen. Und deren Behandlung ist viel aufwendiger“, warnt Professor Reinhard.
Auch von Hausmitteln wie Kamille, selbst gemischten Kochsalzlösungen und Essigspülungen sollte man die Finger lassen: „Damit wird das Auge im Zweifel stärker geschädigt als durch die Infektion“, sagt Professor Reinhard. In jedem Fall benötigen die Betroffenen Geduld. Denn meist stellen sich Verbesserungen erst nach einigen Wochen ein.
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