Kopfschmerz
Arten und BehandlungKopfschmerz ist eine der häufigsten idiopathischen Erkrankungen und tritt mit einer Lebenszeitprävalenz von ca. 70% auf. Obwohl Kopfschmerzen so häufig sind, werden sie oftmals nicht als Krankheit erkannt und behandelt.
Zu den häufigsten primären Kopf- und Gesichtsschmerzen zählen:
- Spannungskopfschmerzen
- Migräne
- Clusterkopfschmerzen
- Trigeminusneuralgie
Der häufigste sekundäre Kopfschmerz ist der
- Kopfschmerz bei Medikamentenübergebrauch
Spannungskopfschmerz: Ursachen, Symptome und Behandlung
Mit einer Prävalenz von 80% ist der Spannungskopfschmerz der häufigste idiopathische Kopfschmerz. Typische Auslöser dieses Kopfsschmerzes sind psychosozialer Stress, muskuläre Fehlbelastung (z.B. unphysiologische Arbeitshaltung), Funktionsstörung des Kauapparates oder Schlafdefizit. Typischerweise dauert unbehandelt eine Kopfschmerzattacke 30 Minuten bis 7 Tage. Der Spannungskopfschmerz ist von drückendendem, nicht pulsierendem Charakter (Schraubstock) und von leichter bis mittlerer Schmerzintensität. Körperliche Routineaktivitäten wie Gehen oder Treppensteigen verstärken ihn nicht.
Die Therapieansätze bestehen in der Vermeidung von attackenauslösenden Faktoren, Ausdauer- und Verhaltenstraining. Medikamente stellen nur einen Teil der Behandlung dar. Akut werden nichtsteroidale Antiphlogistika gegeben, bei chronischen Formen kommen z. B. trizyklische Antidepressiva zum Einsatz.
Migräne
Die Migräne tritt ohne (85 bis 90%) oder mit (10 bis 15%) Aura auf. Sie ist die zweithäufigste idiopathische Kopfschmerzerkrankung, die mit einer Prävalenz von 6% bis 8% bei Männern und 12% bis 24% bei Frauen auftritt. Meist beginnt sie zwischen dem 15. und 25. Lebensjahr.
Es handelt sich um einen pulsierenden, meist einseitigen Kopfschmerz von mittlerer bis starker Schmerzintensität, der mit Übelkeit, Erbrechen, Licht- und Geräuschempfindlichkeit einhergehen kann und durch körperliche Routineaktivitäten verstärkt wird. Im Gegensatz zu Patienten mit Spannungskopfschmerz vermeiden Migräniker in der Attacke körperliche Aktivität. Unbehandelt dauert eine Attacke 4 bis 72 Stunden. Bei ca. 80% der Patienten treten Stunden bis zu 2 Tagen vor einer Migräneattacke Müdigkeit, Stimmungslabilität, Heißhunger oder vermehrtes Gähnen auf. Eine Aura geht meist den Migränekopfschmerzen voraus und entwickelt sich langsam über 5 bis 20 Minuten. Sie hält weniger als 60 Minuten an. Typische Aurasymptome sind visuelle Ausfälle in einem Gesichtsfeld oder einseitige sensible Symptome.
Die Behandlung der akuten Migräneattacke erfolgt mit Domperidon (Motilium®) 30mg und nichtsteroidalen Antiphlogistika oder Triptanen. Bei mehr als 2 Migräneattacken im Monat, hohem Leidensdruck und lang anhaltenden Migräneattacken und Medikamenteneinnahme an mehr als 10 Tagen/Monat ist es sinnvoll, eine medikamentöse Therapie zu beginnen, die als Prophylaxe täglich einzunehmen ist und zu einer mindestens 50%igen Reduktion der Attackenhäufigkeit führen soll. Zusätzlich sollten auch nicht medikamentöse Verfahren wie Regulierung von Schlaf-Wach-Rhythmus, Nahrungszufuhr, Tagesablauf erfolgen. Die zur Prophylaxe eingesetzten Medikamente mindern erst nach einer Einnahmezeit von 8 bis 12 Wochen die Attackenfrequenz der Migräne (z.B. Metoprolol, Flunarizin, Topiramat, Valproinsäure).
Bei der menstruellen Migräne ist eine Kurzzeitprophylaxe, beginnend 5 Tage vor erwarteter Regelblutung bis Ende der Blutung, oder eine kontinuierliche hormonelle Behandlung indiziert.
Clusterkopfschmerz
Der seltene Clusterkopfschmerz zählt zur Gruppe der trigemino-autonomen Kopfschmerzen. Er wird häufig erst nach Jahren erkannt, obwohl er typische Charakteristika aufzeigt: innerhalb weniger Minuten entwickeln sich sehr starke einseitig lokalisierte Schmerzen um oder hinter dem Auge, die häufig nachts auftreten. Begleitend tritt typischer Weise eine Rötung der Konjunktiven, Augentränen und Naselaufen auf. Die Pupille ist auf der betroffenen Seite verengt, das Augenlid hängt. Die Patienten sind unruhig, laufen umher. Die Attackendauer beträgt 15 Minuten bis 3 Stunden, die Attackenfrequenz liegt zwischen 1 Attacke jeden 2. Tag und 8 pro Tag. Alkohol oder Histamin können während der Clusterperiode eine Attacke auslösen.
Therapeutisch wirksam ist die Inhalation von Sauerstoff oder die subkutane Injektion oder Inhalation von Triptanen. Bei einer hohen Attackenhäufigkeit kann eine medikamentöse Prophylaxe indiziert sein.
Trigeminus-Neuralgie
Bei der Trigminusneuralgie treten akute starke Schmerzen für Bruchteile einer Sekunde bis zu 2 Minuten Dauer auf, die meist vom Ohr in den Ober- oder Unterkiefer einschießen. Meist bestehen Auslöser wie Kauen, Sprechen, Zähne putzen oder Hautberührung. Der Schmerz ist streng einseitig.
Nach Diagnostik zum Ausschluss einer symptomatischen Neuralgie erfolgt eine medikamentöse Behandlung mit z.B. Antiepileptika. Selten sind auch operative Verfahren indiziert.
Kopfschmerzen bei Medikamentenübergebrauch
Diese Kopfschmerzen entstehen durch regelmäßige Schmerzmitteleinnahme. Sie treten mit einer Prävalenz von 1 bis 2% in der Allgemeinbevölkerung auf und sind die dritthäufigste Kopfschmerzursache. Meist leiden die Patienten unter einer Migräne oder einem Spannungskopfschmerz und betreiben über einen längeren Zeitraum einen Übergebrauch an Schmerzmitteleinnahme. Typisch sind Kopfschmerzen an mindestens 15 Tagen/Monat, die sich während des Übergebrauchs entwickeln oder verschlechtern. Typischerweise entwickeln sich anhaltende bilaterale, drückende leicht bis mittelschwere Kopfschmerzen.
Nur durch komplettes Absetzen der Medikamente kann der ursprünglich zugrunde liegende Kopfschmerz ersichtlich werden. Ein Kopfschmerz bei Medikamentenübergebrauch entwickelt sich bei einer Einnahme von Analgetika oder Opioiden an ≥ 15 Tagen/Monat, bei Triptanen bereits bei mehr als ≥ 10 Tagen/Monat über ≥ 3 Monate.