Eierstockkrebs
Was ist Eierstockkrebs?
Eierstockkrebs bezeichnet eine Entartung von Gewebe der Eierstöcke (Ovarialtumor). Es handelt sich um die fünfthäufigste Krebserkrankung bei Frauen, wobei sich der Altersgipfel nach dem 60. Lebensjahr befindet. Da die Eierstöcke aus mehreren Zelltypen aufgebaut sind, die alle eigenständig entarten können, existiert eine Reihe von Ovarialtumoren, von denen etwa 2/3 echte Karzinome sind. Weiterhin kommen Ovarialtumoren vor, bei denen die bösartigen Zellen nicht in den Eierstöcken selber entstanden sind, sondern eine Absiedlung (Metastase) einer anderen Krebserkrankung mit unterschiedlichem Ursprungsort darstellen. Eine gesetzlich vorgesehene Früherkennungsuntersuchung gibt es nicht.
Ursachen
Zu den Risikofaktoren zählen u.a. steigendes Alter, Kinderlosigkeit, frühe erste und späte letzte Menstruation, Strahlung, andere bösartige Vorerkrankungen (Brust-, Gebärmutterschleimhaut- oder Darmkrebs) und familiäre Belastung. Die Veränderung bestimmter genetischer Veranlagungen tragen zur Entstehung eines Ovarialtumors bei, z.B. Her2/neu, c-myc, ras, p53, PTEN, MLH1, MSH2, BRCA1 und BRCA 2. Insbesondere die beiden letztgenannten haben einen besonderen Stellenwert, da bei Mutationen in diesen Genen (BRCA-Gene = Breast Cancer-Gene) ebenfalls das Risiko für Brustkrebs erhöht ist.
Auf der anderen Seite sind einige Faktoren bekannt, die das Risiko verringern können: jüngeres Alter der Frauen bei der ersten Schwangerschaft bzw. beim ersten lebendgeborenen Kind, mehrere Schwangerschaften und Einnahme von oralen Kontrazeptiva („Pille“).
Diagnose
Es gibt keine typischen Frühsymptome, sodass ein Eierstockkrebs häufig erst im fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert wird. Symptomatisch werden Patientinnen schließlich u.a. mit Magen-Darm-Problemen, abnormen vaginalen Blutungen, Störungen beim Wasserlassen, Leistungsminderung und Gewichtsverlust bei gleichzeitiger Zunahme des Bauchumfangs.
Im Rahmen der ersten Vorstellung beim Arzt finden zunächst ein ausführliches Gespräch sowie eine gründliche körperliche Untersuchung der Patientin inklusive einer gynäkologischen Untersuchung statt. Es werden Labortests aus dem Blut durchgeführt, bei denen Aufschluss über die Funktion einzelner Organe gewonnen wird.
Im Anschluss folgen bildgebende Verfahren, zu denen eine Ultraschalluntersuchung der inneren Geschlechtsorgane gehört. Hierzu kann eine spezielle Technik (transvaginale Sonographie) genutzt werden kann, bei der ein dafür geeigneter Schallkopf in die Scheide eingeführt wird und so eine Darstellung von innen heraus ermöglicht. Weiterhin werden Röntgenaufnahmen und Kontrastmittel-Darstellungen der Nieren und der ableitenden Harnwege bzw. des Darmes durchgeführt, um zu beurteilen, ob der Krebs bereits in andere Organe vorgewuchert ist. Gegebenenfalls werden Spiegeluntersuchungen (Endoskopie) durchgeführt, bei der ein flexibles Rohr mit integriertem optischem System entweder durch die Harnröhre in die Blase oder durch den Darmausgang in den Darm eingeführt wird. Ergänzt werden die Untersuchungen durch Computer- und Magnetresonanztomographie (CT/MRT) sowie die Skelettszintigraphie.
Beweisend für die Diagnose ist die Begutachtung von Gewebe bzw. Zellen durch den Pathologen, der den Typ des Eierstockkrebses und dessen Ausbreitungsgrad festlegt. Da eine gezielte Feinnadelpunktion eines Ovarialtumors wegen der Gefahr der Streuung von Tumorzellen nicht durchgeführt werden darf, kann vor Durchführung einer Operation Zellmaterial evtl. durch Punktion von Bauch- bzw. Lungenwasser oder durch Entfernung einer chirurgisch leicht zugänglichen Metastase gewonnen werden. Nach der Diagnosesicherung werden sogenannte Tumormarker bestimmt, die bei Entartung der Eierstöcke typischerweise erhöht sein können. Abschließend wird das Stadium der Erkrankung anhand verschiedener Klassifikationssysteme bestimmt.
Therapie
Die Wahl der Therapie ist abhängig vom Typ des Ovarialtumors, Stadium der Erkrankung, dem Alter und Allgemeinzustand der Patientin. Grundsätzlich stehen Operation, Strahlen- und Chemotherapie zur Verfügung, wobei Kombinationen möglich sind. Die Operation kann dabei sehr ausgedehnt sein und hat nicht nur therapeutischen, sondern auch diagnostischen Charakter, da vorher die genaue Festlegung des Tumortyps und des Stadiums noch nicht möglich war. In Zukunft wird der Nutzen weiterer neuer Therapiealternativen wie molekularer Therapien („zielgerichtete Therapien“), immun- und gentherapeutischer Verfahren zu evaluieren sein.
Da nach Durchführung der Therapie die Patientin auf natürliche Weise möglicherweise keine Kinder mehr bekommen kann, können vor Therapiebeginn verschiedene Optionen wie z.B. das Einfrieren von Eizellen genutzt werden, um einen möglicherweise vorhandenen Kinderwunsch zu ermöglichen.
Für weiterführende Informationen bitten wir um Kontaktaufnahme zu Prof. Dr. Waller.