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REGLER

REGLER-Projekt: Entwicklung und Erprobung eines standardisierten Reha-Assessments

Das REGLER-Projekt im Auftrag der Deutschen Rentenversicherung Baden-Württemberg bestand aus insgesamt vier Teilprojekten:

  • Entwicklung eines Phasenmodells der Rehabilitation nach Hüft bzw. Knie-TEP;
  • "Stellschrauben" des Zugangs zur Rehabilitation - Analyse der Lösungsmöglichkeiten für das prognostizierte Budgetproblem der Rentenversicherung;
  • Analyse der Unter-Inanspruchnahme von Reha-Maßnahmen bei LVA-Versicherten in orthopädischen Akutkliniken;
  • Entwicklung und Erprobung eines „Computergestützten Expertensystems zur Bewertung von Reha-Anträgen“ (CEBRA).

Das CEBRA-Teilprojekt, das im September 2005 abgeschlossen wurde, hatte die Entwicklung und Erprobung eines standardisierten Assessments zur Bewertung von Reha-Anträgen zum Ziel. Das Assessment sollte computergestützte Entscheidungshilfen zur Bestimmung von Rehabilitationsbedürftigkeit, Rehabilitationsfähigkeit und Rehabilitationsprognose in den Indikationsbereichen Orthopädie und Kardiologie bereitstellen.

Ziele des standardisierten Assessments waren

  • die Erhöhung von Transparenz und Nachvollziehbarkeit des sozialmedizinischen Entscheidungsprozesses,
  • „justiziable“ Gleichbehandlung der Reha-Anträge,
  • systematische Einbeziehung der Patientenperspektive mittels validierter Instrumente,
  • Trennung der „Regelfälle“ von den „Problemfällen“,
  • Entlastung des Sozialmedizinischen Dienstes von Routineaufgaben,
  • Vorschläge zu Therapiezielen, Einrichtungscharakteristiken und Reha-Form (ambulant vs. stationär).

Dafür wurden zunächst auf der Grundlage von Literaturrecherchen und Expertengesprächen die Kriterien und ihre Ausprägungsgrade ermittelt, die in die Entscheidungen über Reha-Bedürftigkeit, -Fähigkeit und –Prognose eingehen. Als Ergebnis wurden Algorithmen definiert, die in systematischer Weise die Merkmale abprüfen und bewerten, die in den „Leitlinien zur Rehabilitationsbedürftigkeit“ (BfA 1999, 2002, 2003; vgl. auch VDR 2003) als Entscheidungskriterien benannt sind. Im Wesentlichen bestehen diese Kriterien aus einer begrenzten Anzahl möglicher Kombinationen folgender Merkmale:

  • definierte medizinische Befunde,
  • Funktionseinschränkungen,
  • nach Diagnosen spezifizierte besondere berufliche Belastungen,
  • chronische Schmerzen bzw. Risikofaktorenprofil.

Diese Kriterien wurden in einen Hausarztbogen und einen Fragebogen für die Antragsteller eingearbeitet, in dem zusätzlich zu den o.a. Angaben nach Schmerzen, psychischen Belastungen, Erwerbsmotivation sowie nach der häuslichen Situation und Präferenzen für die bevorzugte Reha-Form gefragt wird. Die beiden Fragebögen dienen als Datenquellen für das Assessment. Von Oktober 2004 bis März 2005 ist eine Pilotstudie durchgeführt worden, die parallel zu den Entscheidungsvorgängen in der LVA ablief. In die CEBRA-Pilotstudie wurden insgesamt 436 Antragsteller aufgenommen, von denen jeweils ein Arztbogen und ein Fragebogen für Antragsteller vorlagen. Bei der Auswertung zeigte sich, dass die eingesetzten Algorithmen in der Lage sind, die im Hinblick auf die Reha-Bedürftigkeit wenig belasteten Antragsteller von den stärker bzw. sehr stark belasteten eindeutig und in inhaltlich plausibler Weise zu trennen. Diese drei Gruppen unterscheiden sich signifikant im Arztbogen u.a. im Hinblick auf die Anzahl medizinischer Befunde mit definierter Reha-Bedürftigkeit sowie Einschränkung der Funktionsfähigkeit in Beruf und Alltagsleben, und im Patientenfragebogen im Hinblick auf AU-Zeiten in den letzten 12 Monaten, Schmerzskala, Teilhabestörungen in Beruf und Alltagsleben, subjektive Prognose der Erwerbsfähigkeit sowie in allen vier Skalen und im Summenscore des IRES-24. Es sind damit die in mehrfacher Hinsicht deutlich schwerer belasteten Antragsteller, denen vom CEBRA-Programm eine klare Reha-Bedürftigkeit zuerkannt wird.

Das CEBRA-Verfahren wird voraussichtlich in Zusammenarbeit mit dem Ärztlichen Dienst der LVA Baden-Württemberg zu einem routinemäßig einsetzbaren Instrumentarium weiter entwickelt werden, das Entscheidungshilfen für den Sozialmedizinischen Dienst bei der Bewertung von Reha-Anträgen bereit stellt.

Publikationen:

  • Gerdes N, Blindow D, Follert P, Jäckel WH, Karl EL, Wehowsky W (2003): „Stellschrauben“ des Zugangs zur Rehabilitation: Lösungsmöglichkeiten für das prognostizierte Budgetproblem der Rehabilitation durch die Gesetzliche Rentenversicherung. Zeitschrift für Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin, 13: 330-338.
  • Gerdes N, Best S, Jäckel WH (2004): Akutbehandlung – Frührehabilitation – Anschlussrehabilitation. Vorschlag zu einem 3-Phasen-Modell bei Implantation einer Endoprothese an Hüfte oder Knie. Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 14, S.179-186
  • Gerdes N, Karl EL, Jäckel WH (2006): Computergestütztes Expertensystem zur Bewertung von Reha-Anträgen (CEBRA). Vortrag auf dem 15. Rehabilitationswissenschaftlichen Kolloquium: „Rehabilitation und Arbeitswelt“ vom 13. bis 15 März 2006 in Bayreuth
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Ksenija Fahrländer

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